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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod
Autoren: Holger Friedrichs
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Durchlass oder was Ähnliches. Los, wir gucken, wohin er führt.«
    George Griffin wollte sich von ihr losreißen, weil das schaurige Stöhnen seine Angst gänzlich freigesetzt hatte und allmählich die Nerven mit ihm durchzugehen drohten. Er drehte sich ruckartig zu der Tür um – und blieb wie vom Donner gerührt stehen. Die Tür bewegte sich. Schwang in rostigen, knarrenden Angeln und fiel mit dumpfem Laut zu. George schrie, als er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
    Er lief hin und versuchte, sie aufzustemmen. Vergebens. George ließ einen wimmernden Ton vernehmen und rutschte mit dem Rücken an der Tür zu Boden. Die Worte, die er von sich gab, waren ein einziges Gestammel. »Gefangen. Wir sind nicht allein. Jemand will uns umbringen – ein gemeiner, hinterlistiger Mörder. Ich… ich hab’s von Anfang an gesagt, dass die Burg kein Platz zum Leben ist.«
    Romina war neben ihm und half ihm auf. »Sei kein Tölpel. Wir haben die Pistole. Eigentlich solltest du mich beschützen, statt so ein Theater zu machen.«
    »Ja.« Er erhob sich, straffte sich. »Ja. Vorwärts also. Gehen wir den Dingen auf den Grund.«
    Ihre Worte hatten eine Reaktion in ihm ausgelöst. Er nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich. Im Schein der Lampe rückte der Durchlass auf sie zu. Sie traten in einen Gang, der so niedrig war, dass sie die Köpfe einziehen mussten.
    Der Modergeruch nahm zu. Irgendwo rieselte Wasser zu Boden.
    George Griffin nahm sich fest vor, seine Angst mit aller Macht zu unterdrücken – aber als das Stöhnen wiederkehrte, brach das mühsam errichtete Gerüst zusammen. George blieb stehen und drängte sich gegen seine Frau. Die Taschenlampe entglitt seinen Fingern, polterte zu Boden.
    »Idiot«, sagte Romina. Sie hob die Lampe auf. »Kannst froh sein, dass sie nicht kaputtgegangen ist.«
    Seine Stimme kam wispernd, bebend. »Hast du… denn keine Furcht?«
    »Ein bisschen. Aber wir haben die Pistole.«
    Sie leuchtete die Waffe mit der Lampe an und überzeugte sich davon, dass sie entsichert war. Dann schritt sie weiter voran, George in ihrem Schlepptau. Der Gang war nicht besonders lang. Er endete vor einer Mauer, die aus älteren Steinen als der übrige Teil des Kellergewölbes zu bestehen schien. Deutlich, auffordernd und doch drohend zeichnete sich ein aus dem Gestein ragender Eisenring im Lichtkegel ab.
    Neue Geräusche erklangen.
    Schleifende, tastende Schritte in ihrer Nähe. Sabberndes Gemurmel, ein blubbernder Seufzer und andere Laute, die die beiden Menschen nicht näher einzuordnen wussten. Es war auch nicht möglich, sie zu orten und festzustellen, ob sie aus der Gegend vor oder hinter der Mauer mit dem Eisenring herrührten.
    George Griffin hielt seine Frau eng umschlungen. Namenloses Grauen hatte ihn gepackt, und er war drauf und dran, ohnmächtig zu werden. Romina zitterte auch, aber sie brachte immerhin noch den Schneid auf, mit ihm bis an die Mauer vorzustoßen.
    »Der Ring, George!«
    »Was…«
    »Fass’ ihn an. Zieh daran. Tu irgendwas!«
    Irgendwo fiel etwas mit einem feuchten Klatscher zu Boden, und wieder erfolgte ein lang gezogenes Stöhnen.
    »Ich werde wahnsinnig«, rief George.
    »Nimm den Eisenring!«, schrie sie ihn an.
    »Warum?«
    »Vielleicht ist die Mauer ein Tor. Wir müssen sehen, was dahinter ist.« Sie packte selbst zu. Im gleichen Augenblick durchwehte ein heiseres Fauchen den Gang. George ließ seine Frau los, kniete sich hin und presste die Hände gegen die Ohren. Zum zweiten Mal fiel die Taschenlampe hin. Romina stieß eine Reihe von Flüchen aus, dann zerrte sie an dem Eisenring, so heftig sie konnte.
    Zunächst tat sich nichts. Dann aber schienen die schrecklichen Geräusche von allen Seiten zu kommen, kesselten sie regelrecht ein.
    Romina kam endlich auf die Idee, an dem Metallgegenstand zu drehen – und die Mauer aus uralten Steinen rückte auf sie zu.
    George verfolgte das Geschehen aus schreckgeweiteten Augen, schrie und rutschte rückwärts.
    Romina sprang zurück, hob die Taschenlampe auf. Sie hielt sie mit der Linken und brachte die kleine Pistole mit der rechten Hand in Anschlag, während das gemauerte Tor sich weiter bewegte und den Blick auf das dahinter liegende Gewölbe freigab. Romina nahm seitlich neben dem Tor Aufstellung und ließ den Lichtkegel in das unbekannte Verlies stechen.
    Ein Schwall von Muff, Moder und Fäulnisgeruch trieb ihnen entgegen, aber das war bei weitem nicht das schlimmste. George Griffin kreischte auf und kippte vor
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