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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod
Autoren: Holger Friedrichs
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Erwiderung wartete er nicht ab. Es war keine Zeit zu verlieren. Je länger sie zauderten, desto mehr gaben sie den Polizisten Gelegenheit, ihren Einsatz vorzubereiten.
    Vorsichtig zog der schlanke Gangster die Hintertür auf. Bienmât und Grivois hockten hinter ihm, die Pistolen im Anschlag. Jeder der drei trug seinen Anteil an der Beute bei sich. Sie hatten eine Abmachung getroffen, wie sie sich verhalten würden, falls etwas schief lief. Funktionierte dieser Plan nicht, so war jeder für sich selbst verantwortlich und musste zusehen, dass er sich allein durchschlug.
    Mauvais stieß sich ab.
    Er hetzte geduckt durch die Gasse, die an die Rückfront des Hauses anschloss, und hielt auf eines der Nachbargebäude zu. Wenige Schritte trennten ihn noch von dem hohen, düsteren Rechteck eines Einlasses, als in seinem Rücken eine blecherne Megaphonstimme ertönte.
    »Stehen bleiben!«
    Er dachte nicht daran, der Aufforderung nachzukommen. Das Megaphon quäkte den Befehl noch einmal. Hinter Mauvais’ Rücken trappelten Schritte über die Betonplatten des Gehsteiges. In diesem Augenblick eröffneten seine beiden Komplizen das Feuer.
    Ein Stakkato von Schüssen bellte in die Gasse hinein. Mauvais erreichte den Eingang, presste sich flach gegen die Tür und betätigte ebenfalls den Abzug seiner Waffe. Die Verfolger brachten sich zu den Seiten hin in Sicherheit. Nur einer blieb mitten in der Gasse liegen.
    Scheinwerfer flammten auf, Sirenen heulten, die Megaphonstimme hallte ununterbrochen über den Block hinweg, und überlagert wurde das Ganze vom Hämmern der Schüsse. Die Polizei brachte nun Maschinenpistolen zum Einsatz. Die Situation weitete sich zu einem wahren Inferno aus.
    Mauvais hatte die Tür aufgestemmt und gab nun seinen Komplizen einen Wink. Bienmât kam herübergestürmt. Einmal musste er sich flach hinwerfen, weil ein neuer Trupp Uniformierter anrückte und die Gasse mit erbostem Feuer bestrich. Mauvais und Grivois schossen zurück, was ihre 45er Pistolen hergaben.
    Bienmât kroch, sprang auf und rettete sich zu seinem Boss hin.
    Dieser wechselte mit hastigen Bewegungen das Magazin seiner Waffe. Inzwischen arbeiteten sich die Polizisten weiter vor. Eine Tränengasbombe flog auf den Hintereingang des Hauses zu, in dem immer noch Grivois saß.
    Jean-Luc Mauvais fuhr herum – er hatte ein Geräusch vernommen.
    Hinter ihnen dehnte sich ein dunkler Flur, aber gegen das von außen erhellte Viereck eines Fensters zeichneten sich die Umrisse einer Gestalt ab. Mauvais drückte ab, ohne zu zögern. Ein Schrei wehte ihm entgegen.
    Mauvais rannte los und sprang über den Zusammengebrochenen hinweg, einen Polizeiagenten mit Maschinenpistole. In einem Zimmer des Hauses schrien Menschen in Todesangst. Sekundenlang überlegte der schlanke Gangster, ob er sie als Geiseln nehmen sollte.
    Dann verwarf er die Idee.
    Weitere Polizisten schienen sich dem Bau zu nähern. Mauvais bückte sich, nahm dem Toten die Maschinenpistole ab und stieß das Fenster auf. Die Waffe ratterte los und spuckte ihre todbringende Ladung ins Freie. Fluchend brachten sich draußen die Uniformierten in Sicherheit. Sie waren in der Überzahl, aber die Brutalität und Gewandtheit, mit der Mauvais und seine Komplizen vorgingen, schockierte und hemmte sie.
    In der Nähe des Toten regte sich etwas. Mauvais wirbelte herum.
    Beinahe hätte er Henri Bienmât über den Haufen geschossen – und Paul Grivois, der es irgendwie geschafft hatte, sich aus dem inzwischen mit Tränengas durchsetzten Haus zu retten.
    Sie schossen sich den Weg frei und jagten ins Freie. Mauvais lief an der Spitze und ließ die Maschinenpistole hämmern, bis das Magazin leer war. Sie wechselten über die Straße, tauchten in einem schmalen Gang unter und nahmen eine Abkürzung in Richtung auf ihre Limousine zu. Jetzt stellte sich heraus, wie gut es gewesen war, die Umgebung auf das Genaueste zu erkunden.
    Sirenengeheul erfüllte nun das gesamte Viertel. Trillerpfeifen schrillten, die Megaphonstimme sandte Befehle aus, Männer schrien durcheinander, Autoreifen quietschten – irgendwo kreischte eine Frau. Jean-Luc Mauvais machte unter einem Torbogen halt. Er wartete, bis seine Kumpanen aufschlossen, wandte ihnen sein Gesicht zu und grinste. Sie blickten an ihm vorüber und sahen die Limousine.
    Sie wollten einsteigen, als ein Streifenwagen um die nächste Ecke gerast kam. Er schleuderte ein bisschen. Sein Heck bewegte sich, als wolle er ausbrechen. Das rechte Seitenfenster war
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