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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod
Autoren: Holger Friedrichs
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Entsetzen auf die Seite. Was sich ihren Augen darbot, ließ auch Romina vor Grauen erstarren.
    George und Romina schrien zusammen.
    Hinter dem gemauerten Tor erstreckte sich eine Art Gruft mit grauen, schimmelüberwucherten Wänden. In ihrem Zentrum lag eine dicke Steinplatte auf dem Boden. Von dieser erhoben sich leichenhafte, ungeschlachte Gestalten und erhoben die Arme zu anklagenden, linkischen Gesten. Ein ohrenbetäubendes Brüllen toste durch sämtliche Gänge und Räume des Kellergewölbes und der gesamten Wasserburg, und die Griffins schrien weiterhin in panischem Entsetzen.
    Dass die Gestalten männlichen Geschlechts waren, ließ sich auf einen Blick feststellen, denn sie waren unbekleidet. Irgendwie brachte Romina sogar noch den Nerv auf, sie zu zählen – es waren dreizehn.
    Sekunden dauerte das grausige Schauspiel in der Gruft an. Dann zerbröckelten die schrecklichen Wesen, fielen in sich zusammen, rieselten als Asche auf den Untergrund nieder. Ein eisiger Hauch strich über die Griffins hinweg. Romina löste sich aus ihrer Erstarrung und schoss endlich. Vier Kugeln jagte sie in die Gruft hinein, aber es war eine überflüssige Handlung, denn die Erscheinung war verschwunden, und die Kugeln fanden kein Ziel mehr. Vielfach kehrte das Echo der Schüsse von den Wänden des Gewölbes wider, und irgendwo wurden vier Löcher in die graue, schimmlige Wand gestanzt.
    Die Griffins machten auf der Stelle kehrt. Sie stürmten durch den Gang davon und erreichten den großen Raum. George fand die Tür offen. Stürzte hinaus, gelangte auf die Treppe und hastete schreiend nach oben. Er stolperte, kam zu Fall, verlor seine Brille.
    Romina wollte über seinen Körper hinwegsetzen, strauchelte jedoch ebenfalls. Sie kreischte und schlug mit ihrem Hinterteil auf die Brille. Gläser und Fassung zerbrachen knackend.
    ***
    Im Inneren der geräumigen Limousine saßen drei Männer; Henri Bienmât, der Bullige, Paul Grivois, der schlecht rasierte Kleine, und Jean-Luc Mauvais, der gepflegte Schlanke, der den Ton im Trio angab. Grivois lenkte das Auto nach seinen knappen Anweisungen durch die nächtlichen Straßen von Brest.
    Sie waren nicht in Brest, sondern allesamt in Paris geboren. Und sie hatten sich früher auch selten mal in der bretonischen Stadt am Atlantik aufgehalten. Aber jetzt wohnten sie bereits seit über zwei Wochen in verschiedenen Hotels von Brest, um in allen Einzelheiten zu planen, was Jean-Luc Mauvais ausbaldowert hatte. Sie hatten sämtliche Vorbereitungen abgeschlossen – in dieser Nacht sollte der Coup steigen.
    Drei Querstraßen von dem Juweliergeschäft entfernt stellten sie die Limousine an der Bordsteinkante ab. Getrennt bewegten sie sich auf das hinten an den Laden grenzende Gebäude zu – Henri Bienmât mit seiner Werkzeugtasche, Paul Grivois mit einem ähnlichen Behältnis, Mauvais ohne Gepäck. Er hatte die Hände in den Manteltaschen versenkt und steuerte im Schlenderschritt auf das Haus zu.
    Jean-Luc Mauvais besaß ein gut geschnittenes Gesicht und Umgangsformen, die er nicht in der Unterwelt von Paris erlangt hatte.
    Er stammte eigentlich aus gutem Hause, hatte sich schon in jungen Jahren aber als schwarzes Schaf der Familie erwiesen – und war davongelaufen.
    Bienmât behielt die Vorderseite des Hauses von einer Toreinfahrt aus im Auge. Es herrschte wenig Verkehr, und auf den Gehsteigen waren außer ihnen keine Menschen zu sehen. In Brest war nach Mitternacht nur im Hafenviertel noch Leben. Das Juweliergeschäft und sein Nachbargebäude befanden sich an der entgegengesetzten Seite der Stadt.
    Mauvais traf sich mit Grivois an der Rückseite des Baues. Es war geradezu unwahrscheinlich, dass sie hier jemand entdeckte. Der Kleine entnahm seiner Tasche ein Werkzeug, werkelte damit kurz am Schloss der Hintertür herum und drückte sie schließlich auf.
    Sie schlichen in einen Schlafraum mit heruntergelassenen Jalousien. Ein Ehepaar mittleren Alters ruhte auf einem breiten, verschnörkelten Bett. Mit Äther sorgten die Gangster dafür, dass sie für die nächsten Stunden nicht aufwachten. Das Ehepaar hatte mit dem Juweliergeschäft nichts zu tun – aber Mauvais’ Plan ging von der Überlegung aus, dass es wegen einer hochmodernen Alarmanlage unmöglich war, direkt in den Laden mit dem wertvollen Inhalt zu gelangen, ohne auf halber Strecke von der Polizei gestellt zu werden.
    Jean-Luc Mauvais trat an ein Fenster der Vorderseite und zog die Jalousie ein Stück hoch. Henri Bienmât näherte sich
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