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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Autoren: Traute Maahn
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unterm Ausstieg und zerrte die Koffer heraus.
    »Da, die Treppe führt zur Station hinunter! Alle Forschungsstützpunkte sind unterirdisch. Das hat sich gut bewährt. Sie sind wie die Iglus der Eskimos in das Eis gegraben.«
    Die vier »Neuen« entdeckten einige Antennenaufbauten und Luftzufuhrrohre.
    »Ist die Station versperrt?« fragte Zamorra, der sich aufmerksam umsah.
    »No. Hier wird nie was versperrt!« Der Chilene tänzelte ungeduldig auf und nieder und schlug die Arme um seinen Körper. »Alles in Ordnung, Herrschaften? Dann fliege ich wieder ab.«
    »Warten Sie doch erst, bis wir drin sind«, rief Harriet Davis ein bißchen schrill. »Sonst sind Sie nachher fort, und wir müssen bei dieser Kälte draußen übernachten.«
    Der Chilene sah sie entgeistert an, dann lachte er. »Well, ich setz mich wieder rein, aber ich warte, bis Sie mir ein Zeichen geben, okay?«
    »Heller wird es im übrigen nicht mehr«, teilte Conaris ihnen mit.
    »Wir haben bis September Südpolarnacht. Es dürfte wieder Schnee geben.«
    Harriet und Frank Davis waren die Treppe hinuntergeeilt und hatten die dicke, viermal verschalte Tür ins Innere der Station geöffnet.
    Das Licht funktionierte. Es war auch überraschend gut temperiert im Inneren.
    »In Ordnung! Guten Abflug!« schrie Frank.
    Er eilte wieder hinauf und suchte unter den Koffern das Gepäck.
    Nicole trug bereits ihr handliches Bordcase die Treppe hinunter.
    Zamorra rührte sich nicht, nahm nur die flache, weiße Umgebung der Station wie mit feinnervigen Antennen in sich auf.
    Er mußte sich erst daran gewöhnen, daß es hier keine Bäume und Sträucher gab. Unter der Schneeschicht befand sich Moos, wie er wußte. Tundravegetation. Aber wann lag hier einmal kein Schnee?
    Der Hubschrauber hob sich senkrecht in die Höhe, drehte ab, und nachdem das Klappern der großen Drehflügel verstummt war, empfand Zamorra die Stille wie einen körperlichen Schmerz.
    Professor Zamorras Geist war so geschult, daß er fähig war, durch Stimmungen und Wahrnehmungen Impulse zu erhalten. Es handelte sich um telepathische Suggestion. Zamorra wartete auf ein PSI-Signal und auf ein Zeichen, daß Dämonen in der Nähe waren. Er hatte es bisher immer gespürt, und ähnlich wie bei einer Wünschelrute hatte sein Instinkt den Alarm empfangen und war ausgeschlagen.
    Hier aber, auf dem Platz oberhalb der Station neben der vereisten niederländischen Flagge, blieb das gewünschte Signal aus.
    Er griff nach den beiden Leichtmetall-Koffern und trug sie die Treppe hinunter.
    Mit dem Stiefel stieß er die Tür auf und befand sich jetzt in einem Korridor. Nicole kam ihm entgegen.
    »Ich habe schon Quartier gemacht«, meldete sie, und ihre braunen, mit kleinen Goldtupfern gesprenkelten Augen sprühten vor Unternehmungsgeist. »Komm, ich zeig’ es dir.«
    Sie ging ihm voraus und öffnete die Tür ganz hinten links.
    »Hier hat, glaube ich, der Leiter dieser Station gewohnt. Dieses Zimmer ist eine Spur vornehmer als die anderen.«
    »Darauf kommt es doch wirklich nicht an, Nicole«, sagte Zamorra.
    Er sah sich um. Die spartanische Einrichtung wirkte militärisch. Das Bett war wahrscheinlich im Karton verpackt geliefert und erst hier zusammengesetzt worden.
    »Das Aggregat arbeitet gut. Wenigstens werden wir nicht frieren müssen!« fuhr Nicole fort, die Zamorra prüfend angesehen hatte.
    Mit der Schulter stieß sie die Tür zu. »Dieses Ehepaar Davis ist mir nicht geheuer!« teilte sie ihm leise mit. »Dir vielleicht?«
    »Sie sind Mineralogen aus San Francisco«, erwiderte Zamorra zerstreut. »Was hast du gegen sie?« Er lächelte sie an.
    Nicole seufzte. »Er ist farblos, sie ist ordinär!« lautete ihr freimütiges Urteil. »Und vor ihr warne ich dich besonders. Sie ist sicher Nymphomanin.«
    Zamorra stutzte. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
    »Sie hat dich jedenfalls mit ihren grünen Augen verschlungen.«
    »Aber ich stehe noch wohlbehalten vor dir«, ulkte Zamorra. »Nicole, erinnerst du dich an das ›Rätsel von Schloß Montagne‹, an die vierzig Bettelmönche von St. Clermont und den Oberhirten Maurice?«
    »Natürlich, warum?«
    Sie kannte die Antwort. Gleich würde er ein Gleichnis zu der Sprengung auf Biscoe-Islands ziehen.
    »Bei der Sprengung können eingeschlossene Seelen befreit worden sein.«
    Na also, dachte Nicole. Ich hab’s ja vorher gewußt. Manchmal bin ich Gedankenleserin. Zamorra würde natürlich als Wissenschaftler dazu sagen, daß ich einen mikroelektrischen Impuls empfangen
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