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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis
Autoren: Traute Maahn
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Frage erklärte der Pilot, daß es sich um die Ausläufer der Sentinel-Mount-Alns handelte.
    Die Maschine schraubte sich mühsam in die Höhe. Die Heizung funktionierte nicht, und Nicole war froh, daß sie ihren warmen Pelz trug.
    »Mr. Conaris«, sagte Professor Zamorra zu dem Piloten, »ist hier in der Antarktis in letzter Zeit etwas Außergewöhnliches passiert?«
    »Nicht, daß ich wüßte, Sir«, erwiderte der Pilot. »Hier ist alles Au- ßergewöhnliche alltäglich, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja, ich verstehe«, murmelte Zamorra.
    »Das wichtigste Ereignis der letzten Wochen war eigentlich – sieht man von den neun Skeletten der Holländer ab – die Sprengung auf Biscoe-Island.«
    »Sprengung?« wiederholte Zamorra scharf.
    »Ja. Im Grunde ist das ja nicht sehr aufregend. Hier wird immer wieder mal gesprengt, und dann gibt es Treibeis oder Gletscher. Die Geologen untersuchen dann die verschiedenen Eisschichten.«
    »Und was war auf Biscoe-Island so seltsam?« verhörte der Professor den Piloten weiter.
    »Biscoe-Island ist meist nicht gefroren«, fuhr der Chilene fort. »Es liegt dem Graham-Land vorgelagert und ist luftlinienmässig nur 600 Seemeilen von Kap Horn entfernt. Biscoe-Island gehört zum argentinischen Sektor. Sie wollen dort einen Sendeturm bauen. Dazu brauchten sie einen Krater für die Stützstreben. Die Sprengung wurde ein einziges Fiasko.«
    »Weshalb?«
    »Es wurden achtzehn Mann des Sprengkommandos durch die herumfliegenden Gesteinsbrocken verletzt. Dann sank die Erde ein. Es entstand regelrechte Panik, aber den verantwortlichen Sprengmeister konnten sie nicht mehr zur Verantwortung ziehen, der starb durch Hitzeeinwirkung.«
    »Wieso Hitze?«
    »Aus dem Krater, der nach der Sprengung entstand, kam eine hei- ße Vulkanmasse. Jetzt ist sie eingedämmt worden, aber es war so schlimm, daß die Argentinier fluchtartig das Gebiet verlassen muß- ten.«
    »Merkwürdig«, murmelte Zamorra.
    »Bisher wurden nur auf der Ross-Insel im Ross-Meer tätige Vulkane gemeldet«, platzte Frank Davis hervor. »Es ist sensationell, daß sich auch auf einer Graham-Land-Insel ein Vulkan befindet. Was haben die Argentinier daraufhin unternommen, Mr. Conaris?«
    Der Chilene grinste.
    »Soviel ich gehört habe, haben sie den Plan mit dem Sendeturm vorerst aufgegeben.«
    Er wies aus dem Fenster. »Das Sentinel-Gebirge ist niemals schneefrei. Aber seit zwei Wochen hat es besonders heftig geschneit.«
    »Ist es noch weit zur Station der Niederländer?« fragte Nicole.
    »Oh ja, sehr weit, Madam«, sagte der Pilot. »Noch etwa vierhundert Meilen. Die Station der Mineralogen ist ein ziemlich verlorener Außenposten. Er steht landeinwärts in der Nähe der Maguerite-Bay. Nur alle sieben Tage kommt ein Versorgungstraktor dort vorbei. Aber natürlich ist die Station an das allgemeine Funknetz angeschlossen. Auch elektronische Telefonverbindung gibt es.«
    Der Helikopter verlor wieder an Höhe. »Wir haben das Gebirge hinter uns«, meldete der Chilene. »Jetzt fliegen wir die Halbinsel Graham-Land an. Die Hälfte der Strecke haben wir geschafft.«
    »Hat man die Skelette schon weggeschafft?« fragte Harriet Davis.
    »Nein. Sie sind in dem Lagerraum der Station erst einmal provisorisch in Papier eingeschlagen worden. Sobald die Nachforschungen abgeschlossen sind, sollen die Skelette in Särge kommen. Die Särge sind schon bestellt.«
    Der Pilot fiel in Schweigen.
    Warum hat der Chef sich so für diese Sprengung interessiert? überlegte Nicole.
    Und sie mußte an die vierzig eingemauerten Bettelmönche von Schloß Montagne denken. [1]
    Ach was, dachte sie. Dieser Fall hier hat nicht das Geringste damit zu tun. Es ist wirklich albern, was meine Phantasie mir vorspielt.
    Nach einem schier endlosen Flug durch die Finsternis der Arktis setzte der Pilot dann endlich zur Landung an.
    Die vier Passagiere sahen gespannt aus den Fenstern des Helikopters, doch die Dunkelheit ließ nur wenig erkennen.
    Immerhin sahen sie auf einer ebenen Schneefläche eine lange Fahnenstange, an der eine Flagge des Königreichs der Niederlande auf Halbmast gehißt war. Sie war steif gefroren, und man konnte die rot-weiß-blauen waagrechten Streifen durch die Eisschicht nur mehr ahnen.
    Conaris lenkte den Hubschrauber senkrecht auf die weiße Ebene nieder.
    »Ich muß gleich nach Charcot weiterfliegen«, bemerkte er. »Sind immerhin noch einmal zweihundert Meilen.«
    Er turnte hinaus und kümmerte sich ums Gepäck. Er öffnete dazu die Klappe
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