Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
Vom Netzwerk:
können!«
    »Aber die gequälten Menschen hatten stärkere Mittel als ihr!«
    »Es war in den letzten Tagen. Nur wenig später, und ihnen hätte nichts mehr geholfen.«
    Noch einmal schien das Skelett alle Kräfte zusammenzuraffen. Die Arme streckten sich aus. Totenfinger umklammerten den Steinblock.
    Langsam zog sich das Gerippe hoch und hing schließlich über dem Felsen.
    Scheinbar hilflos ließ es den linken Arm auf der anderen Seite herunterhängen.
    Mit der rechten Hand wollte es sich hochziehen, aber die Knochen des Unterarmes waren gebrochen.
    Das Gerippe rutschte wieder ab und warf dann einen Gegenstand auf den Professor.
    Dessen Hand zuckte aus der Tasche und hielt das Amulett hoch.
    »Neeeiiiiin, nimm das weg, neeiiin, ich tue alles, was du sagst, nur nimm das weg!«
    Die Stimme gellte durch den Raum und ließ die Menschen zusammenfahren.
    Etwa einen Meter vor dem Professor fiel ein trockener Pergamentstreifen auf den Boden, rollte sich zusammen und begann zu glimmen.
    Jetzt zuckten grüne Flämmchen darüber, und nach Sekunden nur war das Papier verschwunden.
    »Das war also dein letzter Versuch!«, donnerte die Stimme des Professors durch die Kammer. »Du wolltest diesen Spruch auf einen von uns werfen und so die Macht gewinnen, in einen anderen Körper als den eines Bradois zu schlüpfen.«
    »Nimm das weg, ich ertrage den Anblick nicht«, wimmerte die Stimme.
    Das Gerippe wollte mit Gewalt den Kopf wenden, der in unnatürlichem Winkel an der Wirbelsäule hing. Ein hässliches Knirschen ertönte, dann polterte der Totenschädel auf den Boden.
    »Ich unterwerfe mich, ich gehorche dir bis an das Ende der Ewigkeit«, krächzte die Stimme verzweifelt, »du hast die Macht, ich erkenne es. Lass mich dir dienen. Du hast die Macht, mir wieder einen Körper zu geben, oder die Kraft, in dieser Zeit zu existieren. Ich verspreche dir alles. Ich binde mich mit den höchsten Eiden der Meister der Finsternis an dich. Ich werde dir gehorchen!«
    Professor Zamorra trat drei Schritte vor und hielt das Amulett in die Nähe des Schädels, der neben dem Brustkorb des Gerippes lag.
    Das Wimmern schwoll zu einem Kreischen an, das an den Nerven der Menschen riss.
    »Lass mich doch, ich kann doch nicht anders, ich muss doch gehorchen, wenn ich beschworen werde«, schrie die Stimme und verlegte sich jetzt aufs Betteln.
    »Lass mich wenigstens in meine Ebene zurückkehren, vernichte mich nicht. Ich zeige dir, wo die Schätze liegen, die seit Jahrhunderten von den Menschen gesucht werden. Ich sage dir die Meistersprüche, mit denen du jeden Dämon beschwören kannst, nur nimm diesen Gegenstand weg!«
    Die letzten Worte wurden in höchster Panik hervorgestoßen.
    Besorgt beobachteten die anderen den Professor. Der Dämon hatte Angebote gemacht, die nicht zu verachten waren.
    Lediglich Lucille war davon überzeugt, dass der Gelehrte nicht darauf eingehen würde.
    »Du kannst versprechen, was du willst«, sagte Zamorra scharf, »Wesen wie du haben heute keine Existenzberechtigung mehr. Sie bringen nur Unheil und Tod über die Menschen. Du hast in der Vergangenheit genügend Verbrechen begangen. Dein Körper wurde vor Jahrhunderten vernichtet. Heute wirst du selbst zerstört!«
    Mit festen Schritten ging der Professor auf das Skelett zu und presste das Amulett gegen den Schädel.
    Ein Schrei, der mit keinem anderen vergleichbar war, den jemals ein Lebewesen ausgestoßen hatte, gellte durch die Felsenkammer.
    Ein schwarzer Schatten, der ständig seine Form änderte, stieg aus dem Totenkopf auf.
    »Wo ist das Mädchen, das eben hier war?«, fragte Zamorra. »Ich befehle dir, sie zurückzubringen!«
    »Herr, bei deinem Erscheinen habe ich sie dorthin gebracht, woher sie geholt wurde. Ihr ist nichts geschehen.«
    Die Stimme war sehr leise geworden und wehte nur wie ein Hauch durch den Raum. Der Schatten verlor immer mehr die Form und zerfaserte in hellere Streifen, die ziellos umherwirbelten.
    Jetzt durchliefen alle Farben des Spektrums und alle Mischungen diese Streifen. Schließlich blieb ein schmutziges Grün zurück.
    Die Stücke versuchten, wieder zusammenzukommen, aber wenn sich zwei dieser nebelhaften Fetzen trafen, zerfaserten sie noch mehr.
    Schon bald war fast nichts mehr zu sehen.
    Immer noch hielt der Parapsychologe das Amulett auf den Totenschädel gepresst.
    Laut und deutlich sagte er einige Worte, die niemand außer ihm kannte und verstand.
    Ein fast unhörbarer Seufzer drang an die Ohren der Menschen, dann war alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher