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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
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waren.
    Im fahlen Schein der Sterne versuchten sie, den Platz zu erkennen, der die Ruinen der Kapelle trug.
    Schließlich drang das flackernde Licht von Fackeln durch die Büsche des Gartens und wies ihnen den Weg.
    Lautlos stiegen Professor Zamorra und Lucille Renard die Stufen der Terrasse hinunter und drängten sich in die Büsche.
    Ebenso lautlos durchquerten sie das Gebiet der Ziersträucher und standen nach wenigen Minuten vor einigen verfallenen Gemäuern.
    Aus den Steinen ragten Balken wirr hervor, und immer noch war Brandgeruch wahrzunehmen.
    Die abgebrannte Kapelle befand sich in nur wenigen Metern Entfernung vom eigentlichen Schloss der Bradois.
    Die drei Mönche, deren Ältester das Buch trug, verharrten regungslos vor den Ruinen.
    »Das kann nur das Werk von Dämonen gewesen sein!«, sagte einer der Ordensmänner.
    »Das ist jetzt gleichgültig. Der Platz ist immer noch geweiht und kann diese Schrift hier aufnehmen.«
    Auf ein Zeichen der Kuttenträger hin begannen die Männer des Barons zu graben.
    Es dauerte nicht lange, und sie hatten ein Loch geschaffen, das an das Grab für einen Menschen erinnerte.
    »Das reicht, ihr könnt aufhören«, sagte der Mönch, der das Buch hielt.
    Schweigend traten die Knechte des von einem Dämon besessenen Barons zurück.
    Die beiden anderen Mönche stimmten einen lateinischen Gesang an, der die Knechte in die Knie sinken ließ.
    Der Älteste, der das Buch hielt, trat an das Loch heran und versenkte die Schrift.
    Anschließend stimmte er in den Gesang seiner Glaubensbrüder ein. Sie trugen gemeinsam ein unverständliches Lied vor.
    Dann trat der eine, der das Kreuz hielt, vor und sprach unter rhythmischem Heben und Senken der Stimme einen Vers.
    Die anderen beiden wiederholten die Worte, während der Kreuzträger das Kruzifix bis fast auf den Erdboden absinken ließ.
    Dann trat der nächste vor und sagte einen anderen Vers auf.
    Die Knechte des Barons Bradois waren in die Knie gesunken und hatten die Mützen abgenommen.
    Zamorra beobachtete genau die Umgebung und prägte sich jede, auch die kleinste Einzelheit ein.
    Als die Zeremonie kein Ende nehmen wollte, fasste er Lucille fester und sagte: »Wir verschwenden hier unsere Zeit, gehen wir zurück!«
    Das Mädchen warf ihm einen verwunderten Blick zu, und er gab eine Erklärung für seine Worte.
    »Die Mönche versuchen jetzt, das Böse dieser Schrift zu bannen. Sie werden noch lange damit beschäftigt sein. Den Ort, an dem das Buch vergraben wurde, kennen wir jetzt, das ist alles, was wir wissen wollten.«
    »Gut, gehen wir zurück. Glauben Sie, dass Nicole auftauchen wird?«
    »Nein, das ist ein Vorgang, der nichts mit den Dingen in dieser Zeit zu tun hat. Aber ich befürchte, dass wir morgen Nacht nochmals hierher müssen.«
    »Warum denn das?«
    »Sehen Sie doch, das Buch wurde einfach so in die Erde gelegt! Es wird sich nicht während der nächsten Jahrhunderte erhalten. Wir müssen zurück und dieses Loch öffnen. Dann haben wir eine Möglichkeit, den Spruch zu erfahren und die geeigneten Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
    Lucille gab keine Antwort. Sie hatte eine Bewegung wahrgenommen.
    Plötzlich brach der Mönch, der das Kreuz hielt, durch die Büsche und schrie mit der vollen Kraft seiner Stimme: »Weiche, Dämon, weiche, du vom Satan Geschickter! Hier ist dein wahrer Meister, dem du nichts anhaben kannst!«
    »Sie haben etwas gemerkt«, sagte Zamorra, »sehen können sie uns nicht, wahrscheinlich haben sie die Bewegung der Sträucher wahrgenommen und denken, dass hier ein Dämon herumstreicht. Beeilen wir uns!«
    Er zog das junge Mädchen mit sich. Sie liefen durch das Haus und kamen auf der Freitreppe an, als Baron Bradois gerade die oberste Stufe erreicht hatte.
    Der Adelige drehte sich um und rief den Männern im Hof zu: »Ich verurteile euch wegen Mordes an meinen vier Söhnen zum Tod durch Verhungern! Doch nicht nur euch, sondern auch eure Familien soll dieses Urteil treffen! Sobald meine Männer eure Frauen und Kinder gefangen haben, werden sie im gleichen Kerker wie ihr angeschmiedet! Dankt es meiner Gnade, dass ihr dann gemeinsam sterben dürft!«
    Der Baron drehte sich um und kam geradewegs auf die beiden zu.
    Sehen konnte er den Professor und Lucille nicht, wohl aber nahm sein Dämon ihre Anwesenheit wahr und versuchte, den von ihm beherrschten Körper eng an der Wand an den beiden vorbeizudrängen.
    Der Baron stieß ein ungeduldiges Knurren aus und nahm den direkten Weg in die Halle seines
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