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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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der Werwolf augenblicklich auf seine aufheulenden Artgenossen ein und tötete einen von ihnen.
    Sobald sein Leichnam auf dem Boden aufschlug, setzte die Rückverwandlung ein. Aus dem Horrorwesen wurde eine schöne, dunkelhaarige Frau.
    Ihre bleichen Züge waren ebenmäßig. Sie war bestimmt noch keine vierzig Jahre alt.
    Als der größere Werwolf die Frau tot auf dem Boden liegen sah, stimmte er ein klagendes Geheul an.
    Der Werwolf mit dem Silberschwert hieb ungestüm auf den Heulenden ein, doch dieser brachte sich mit einem blitzschnellen Sprung vor dem herabsausenden Schwert in Sicherheit.
    Bevor das Monster mit dem Schwert erneut zuschlagen konnte, wirbelte sein Gegner herum und versuchte zu fliehen.
    Aus dem Rachen des Scheusals mit dem Schwert drangen zornige Laute. Ich hatte längst begriffen, daß das Benno Messmer war.
    Aber ich wußte nicht, wer die Ungeheuer waren, gegen die er Louis von Klipsteins magisches Silberschwert führte.
    Ich ließ die Beretta sinken und beobachtete den Kampf der Wölfe. Mit einem kraftvollen Sprung wollte der fliehende Wolf über den Zaun setzen, doch Benno war zu dicht hinter ihm.
    Der Schwertstreich traf ihn in der Luft. Sein großer, kräftiger Körper krümmte sich.
    Sein Geheul flog in die finstere Dezembernacht hinein. Das Silber zerstörte das unselige Leben der Bestie.
    Röchelnd brach das Scheusal zusammen. Büschelweise fielen die Haare von seinem Gesicht, während sich der Wolfsschädel mehr und mehr zu einem Menschenkopf zurückbildete.
    Zwei tote Ungeheuer im Praterzoo.
    Und nicht wir, sondern Benno Messmer hatte sie zur Strecke gebracht.
    Benno Messmer, der selbst ein solches Monster war.
    Doch noch lebte eines dieser Monster.
    Ein kaltes Prickeln entstand in meinem Nacken. Ich ging in Angriffsstellung. Mit beiden Händen hielt ich die Beretta.
    Ich zielte auf den letzten Werwolf. Er stand zehn Schritte vor mir. Die rote Zunge hing ihm aus dem Wolfsmaul.
    Ein zufriedenes Knurren drang aus seinem Rachen. Er ließ das magische Silberschwert fallen.
    Gespannt wartete ich auf das, was weiter passieren würde. Abdrücken konnte ich später immer noch.
    Ich hatte ihn genau im Visier. Er konnte mir nicht entkommen, denn er konnte unmöglich schneller sein als mein Finger, der sich nur noch um den Abzug zu krümmen brauchte.
    Daß ich auf diese Entfernung danebenschoss, war unmöglich. Schließlich wußte ich meine Beretta zu handhaben.
    Klappernd landete Louis von Klipsteins Schwert auf dem Boden. Es hatte seinen Zweck erfüllt.
    Benno Messmer wandte sich langsam um. Mir schien, als wollte er keinen Schuss provozieren.
    Ich wartete weiter ab. Er hob wie in Zeitlupe die Pranken. Für mich war das ein Zeichen der bedingungslosen Kapitulation.
    Suko kam zu mir. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich, ohne den Wolf aus den Augen zu lassen.
    »Er hat die beiden Ungeheuer umgebracht und ergibt sich nun?«
    Hinter mir stieß Golo Diess mit zitternder Stimme hervor: »Herrgott noch mal, warum erschießen Sie die Höllenkreatur nicht endlich, Sinclair?«
    »Seien Sie still, Diess!«
    »Worauf warten Sie denn noch? Wenn Sie’s nicht fertig bringen, dann geben Sie mir die Kanone, damit ich ihm die Kugel in den Pelz brennen kann!«
    »Er kriegt, was er verdient – wenn er’s verdient!«
    Musste ich Benno Messmer wirklich erschießen?
    Jetzt begann sich das Wesen in einen Menschen zurückzuverwandeln. Die furchtbare Wolfsschnauze bildete sich zurück.
    Der struppige Wolfspelz verschwand, löste sich einfach in nichts auf. Aus den gefährlichen Pranken wurden Hände.
    Benno Messmer behielt sie weiterhin oben. Er kam auch nicht auf uns zu, denn nach wie vor war meine Beretta auf seine breite Brust gerichtet, und er wollte nicht riskieren, daß ich auf ihn feuerte.
    Mit dem Kinn wies er auf den Mann, den er mit Louis von Klipsteins magischem Silberschwert getötet hatte.
    »Mein Vater«, sagte er rau.
    Wir blickten ihn verwirrt an.
    »Und dort drüben liegt meine Mutter«, sagte der Junge aus München. »Ich mußte sie vernichten, um mich selbst vom Wolfsfluch zu erlösen.«
    »Ihre Eltern haben Ihnen die Fähigkeit der Metamorphose in die Wiege gelegt?« fragte ich.
    Benno Messmer nickte mit finsterer Miene. »Sie wußten, was sie mit mir in die Welt gesetzt hatten, und sie gaben mich weg, um ihr schreckliches Leben so ungestört wie bisher weiterführen zu können. Ich wurde von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert und großgezogen. Sie hatten keine Ahnung,
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