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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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davon trennen.
    Louis von Klipstein benötigte etwas länger, um den Schock zu verdauen. Er hatte zwar befürchtet, daß dieser Junge gewaltsam in sein Haus eindringen würde, aber insgeheim hatte er gehofft, daß diese Befürchtung falsch sein würde.
    Verwirrt fuhr sich der Baron durchs Haar. Jetzt erst betrat er den Raum, in dem er seine Waffensammlung aufbewahrte.
    Der Platz, an dem das magische Silberschwert gehangen hatte, war verwaist. »Dieser Bandit!« schimpfte von Klipstein wütend. »Dieser elende Verbrecher!«
    Er eilte zum Fenster und sah Benno Messmer und Suko.
    Der Chinese holte auf. Er kam auf Armlänge an den Jungen heran. Blitzschnell packte der Hüne zu. Er riß Benno Messmer kraftvoll herum.
    Der Junge verlor das Gleichgewicht. Beinahe wäre er hingefallen. Er machte drei unsichere Schritte, um die Balance wiederzuerlangen.
    Wut glitzerte in seinen bernsteinfarbenen Augen. Er fletschte aggressiv die Zähne, doch Suko ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Das hast du dir so gedacht, was?« fragte der Chinese frostig.
    Benno Messmers Augen verengten sich. »Lassen Sie mich gehen!«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich warne Sie…«
    »Zwing mich nicht, es dir mit Gewalt wegzunehmen, Junge!«
    »Ich rate Ihnen, mir vom Leib zu bleiben! Wenn Sie mich angreifen, werden Sie es bitter bereuen!«
    »Mir zittern vor Angst die Knie«, erwiderte Suko spöttisch.
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Suko. Louis hat mich gebeten, auf sein Schwert aufzupassen. Du solltest es mir schnellstens zurückgeben, bevor ich die Geduld verliere!«
    Benno Messmer machte einen raschen Schritt zurück. Er richtete die Schwertspitze gegen Suko und fauchte: »Na schön, Sie haben es nicht anders gewollt!«
    Beim Anblick dieser Szene wurde Baron von Klipstein totenblass. Dieser wahnsinnige Junge hatte die Absicht, Suko mit dem Silberschwert zu attackieren.
    »Das muß ich verhindern!« murmelte der Baron aufgeregt. »Ich muß das unbedingt verhindern!«
    Er kreiselte herum. Sein nervöser Blick tanzte über die zahlreichen Waffen, die an der Wand hingen.
    Er entschied sich für ein altes Jagdgewehr, zu dem er noch reichlich Munition besaß. Hastig nahm er die Waffe vom Haken.
    Er legte sie auf den Tisch, eilte zu einer Kommode, riß die oberste Lade auf und nahm die graue Schachtel mit den Patronen heraus.
    In großer Eile hob Louis von Klipstein den Deckel ab…
    Indessen machte Suko einen blitzschnellen Schritt vorwärts. Benno Messmer griff mit dem Schwert an.
    Der wendige Chinese brachte sich mit einem weiteren schnellen Schritt vor der gefährlichen Waffe in Sicherheit. Seine Karatefaust raste im selben Moment auf den Jungen zu.
    Getroffen schrie Benno auf. Er taumelte zurück, fing sich, griff sofort wieder an. Doch Suko war ein kampferprobter Mann mit einem unglaublich sicheren Auge.
    Keinen Augenblick lang war Suko vorläufig in ernster Gefahr.
    In der Villa riß von Klipstein das Gewehrschloss auf. Er steckte die Patrone in den Lauf, legte den Hebel um und rannte atemlos zum Fenster.
    Hastig setzte er das Gewehr an, aber seine Hände zitterten und konnten die Waffe nicht ruhig halten.
    »Messmer!« schrie er, so laut er konnte. »Benno Messmer! Lassen Sie das Schwert fallen, und heben Sie die Hände über Ihren Kopf!«
    Der Junge warf einen gehetzten Blick zur Villa. Er sah die Flinte, die auf ihn gerichtet war, und er reagierte darauf auf eine recht verblüffende Weise.
    Schlagartig setzte die Metamorphose ein. Er wurde zum Werwolf!
    Mit dieser blitzschnellen Verwandlung verblüffte Messmer sogar Suko.
    Die Bestie stieß ein wütendes Geheul aus.
    Louis von Klipstein erlebte in diesem Augenblick seinen zweiten Schock. In seiner Panik wußte er kaum noch, was er tat.
    Der Schuss ging beinahe von selbst los.
    Und dann standen dem Baron die Haare zu Berge. »O mein Gott!« rief er bestürzt aus. Die Flinte entfiel seinen Händen.
    Der Werwolf nahm die Gelegenheit sogleich wahr. Er setzte seine Flucht fort. Wie von tausend Teufeln gehetzt überkletterte das Monster den Zaun. Es jagte über die Fahrbahn, auf den gelben Opel Kadett zu…
    »Großer Gott, was habe ich getan?« keuchte der Baron verzweifelt.
    Er sprang aus dem Fenster und lief zu Suko, der sich soeben wieder aufrichtete.
    Der Chinese wankte.
    Louis von Klipstein erreichte ihn. »Gott ist mein Zeuge, Suko. Das wollte ich nicht. Das war ganz bestimmt nicht meine Absicht.«
    »Das wäre ja noch schöner, wenn Sie’s absichtlich getan hätten«, maulte der
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