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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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friedlich anmutenden Buden war ein Mörder unterwegs!
    ***
    Golo Diess’ sechster Sinn sagte ihm, daß ihm jemand auf den Fersen war. Doch immer, wenn er sich umschaute, konnte er niemanden entdecken.
    Das beunruhigte ihn mit der Zeit. Er dachte an Harry Sebald und seine beiden Freunde, und er schwor sich, diesen Kerlen jeden einzelnen Schlag, den er einstecken mußte, zurückzugeben.
    Er würde sie sich getrennt vornehmen, und sie würden es hinterher bestimmt nicht mehr wagen, sich noch einmal an ihm zu vergreifen.
    In diesem Augenblick nahm Golo Diess ein leises Knirschen wahr. Einen Schritt auf lockerem Kies.
    Blitzschnell drehte sich der Spielhallenbesitzer um, aber wieder konnte er niemanden entdecken. Daraufhin beschleunigte er seine Schritte.
    Er bog rasch um die nächste Ecke, begann zu laufen, eilte am hoch aufragenden Gestänge der Achterbahn vorbei und fand einen Weg, der hinter den großen Kassenwagen führte, in dessen Schatten er sich sogleich zurückzog.
    Hier wollte er abwarten, was weiter passierte. Wer war hinter ihm her? Dieser Engländer etwa? Verdammt noch mal, was wollte der denn von ihm?
    Golo Diess leckte sich die Lippen. Er zog den Hals ein und schob die Hände in die Manteltaschen. Sosehr Golo Diess es begrüßte, daß der Wiener Prater mit einem eisernen Besen ausgefegt wurde, sowenig wollte er mit diesem eisernen Besen Bekanntschaft machen.
    Vorsichtig linste der Spielhallenbesitzer hinter dem Kassenwagen der Achterbahn hervor. Kein Mensch zeigte sich.
    Aber dieses Knirschen von vorhin konnte er sich doch nicht eingebildet haben. Es war überdeutlich zu hören gewesen.
    Und nun war niemand zu sehen. Golo Diess überlegte, was das zu bedeuten hatte, und er fragte sich, wie lange er sich noch hier verstecken sollte. Mürrisch betastete er die Schwellungen in seinem Gesicht.
    Abermals legte er den Schwur ab, daß Harry Sebald und seine Schläger ihm das nicht ungestraft angetan hatten.
    Dann wollte er sein Versteck verlassen.
    Im selben Augenblick fuhr ihm ein Eissplitter ins Herz.
    Er hatte hinter sich ein tierisches Schmatzen vernommen. Nun hörte er ein gieriges Hecheln, in das sich ein drohendes Knurren mengte.
    Wie von der Tarantel gestochen drehte sich Golo Diess um… und blickte in die brennenden Augen eines zum Angriff geduckten Werwolfs!
    ***
    Ich konnte das Knirschen unter meinem Schuh nicht mehr ungeschehen machen. Golo Diess drehte sich sofort um, aber er konnte mich nicht sehen.
    Ich stand hinter einem breiten Pfeiler, der ein ausladendes Vordach stützte. Golo Diess beschleunigte seine Schritte.
    Ich blieb ihm auf den Fersen, aber nicht allzu dicht. Er eilte am Gestänge der Achterbahn vorbei, und ich beschrieb sogleich einen großen Bogen.
    Über die Fahrbahn einer Gokart-Bahn pirschte ich mich an den Spielhallenbesitzer heran. Ich sah ihn hinter dem Kassenwagen der Achterbahn verschwinden und verharrte.
    Plötzlich strich mir etwas kalt über den Nacken. Ich hörte Tierlaute.
    Der Wind trug sie mir zu. Sie kamen eindeutig hinter dem Kassenwagen hervor, hinter den sich Golo Diess zurückgezogen hatte.
    Wolfslaute!
    Für mich stand in diesem Augenblick fest, daß sich Golo Diess verwandelt hatte. Meine Hand zuckte sofort zur Schulterhalfter.
    Ich zog die mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta und entsicherte sie mit dem Daumen. Jetzt wollte ich aufs Ganze gehen.
    Jene vier Morde, die verübt worden waren, rechnete ich Golo Diess an, und nun wollte ich ihm dafür – wie ich es mir vorgenommen hatte – eiskalt die Rechnung präsentieren.
    Gespannt marschierte ich los. Keine Gnade hatte der Werwolf von mir zu erwarten.
    Ich preßte die Kiefer zusammen. Mein Gesicht versteinerte zu einer unerbittlichen Maske. Ich war froh, daß ich die Bestie endlich entlarvt hatte.
    Doch in der nächsten Sekunde erlebte ich eine große Überraschung. Ich vernahm einen gedämpften Aufschrei.
    Und dann schoß Golo Diess hinter der Kasse hervor. Nicht verwandelt. Panik verzerrte sein Gesicht.
    Flucht war das!
    Todesangst glitzerte in seinen weit aufgerissenen Augen. Er rannte um sein Leben, und das Monster, für das ich ihn gehalten hatte, jagte mit einem bösen Fauchen hinter ihm her.
    Meine Waffe zuckte hoch, doch Diess und das Monster waren bereits aus meinem Blickfeld verschwunden.
    Diess rannte mit langen, weit ausgreifenden Schritten.
    Ich hetzte ebenfalls los. Zum zweitenmal kreuzte mein Weg den des Werwolfs. Ich wollte alles daransetzen, um die Bestie zu kriegen.
    Und ich wollte vor
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