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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wie heißt du?«
    »John.«
    »Hat dein Freund auch einen Namen?«
    »Suko.«
    »Und ihr kommt nach Wien und wollt nichts erleben? Das kaufe ich euch nicht ab. Ihr solltet euch mein Angebot noch mal gut überlegen. So was wie mich findet ihr in dieser Stadt bestimmt nicht alle Tage. Wenn ihr wollt, mache ich mich für euch die ganze Nacht frei. Reizt euch das nicht? Und damit ihr Wien in guter Erinnerung behaltet, macht euch Sabinchen sogar einen Vorzugspreis. Ist das ein Wort? Habt ihr nicht doch Lust, mit zu mir nach Hause zu kommen? Ich habe fantastische Filme, die euch so richtig in Fahrt bringen werden.«
    Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Wir möchten trotzdem nicht.«
    »Was gefällt euch nicht an mir?«
    »Du bist wunderbar.«
    »Aber?«
    »Wir sind nicht hier, weil wir Anschluss suchen«, erwiderte ich. »Vielleicht wirst du mir gleich sagen, daß ich mich um meinen eigenen Kram kümmern soll…«
    Das Mädchen bedachte mich mit einem gekonnten Augenaufschlag. »Du darfst mir alles sagen, Großer. Ich mag dich nämlich. Du hast mir sofort gefallen, als ich dich sah.«
    »Hör zu, es ist derzeit gefährlich, allein durch den Prater zu gehen«, sagte ich.
    Das Mädchen lachte. »Hat sich das schon bis London herumgesprochen?«
    »Du solltest das lieber nicht auf die leichte Schulter nehmen«, sagte ich ernst.
    »Sabinchen passiert schon nichts«, behauptete das Mädchen. Sie öffnete ihre lederne Handtasche und zeigte uns eine Gaspistole. »Ich kann sehr gut auf mich aufpassen.«
    »Es wäre besser, du würdest dich nicht allzu sehr auf deine Spielzeugpistole verlassen«, riet ich dem Mädchen. »Mach Schluß für heute, und geh nach Hause.«
    »Na schön, ich werd’ mir deinen Vorschlag durch den Kopf gehen lassen, Großer«, sagte das Mädchen. Sie ließ ihre Gaspistole in die Handtasche zurückfallen und trippelte weiter.
    Suko und ich waren die letzten, die sie lebend sahen, aber das konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
    ***
    Ein großer schwarzer Schatten huschte durch die Dunkelheit. Er verbarg sich in finsteren Durchlässen und engen Nischen. Hin und wieder entrang sich seiner Kehle ein gieriges Knurren.
    Er war auf der Suche nach einem neuen Opfer. Hinter ihm ragte das Gestänge der Cortina-Bobbahn auf. Er stemmte sich vom Gitter ab, an dem er kurz gelehnt hatte, überquerte die asphaltierte Straße und erreichte einen grauen, versperrten Rollbalken.
    Stimmen.
    Er spitzte sofort die Ohren. Menschen! Er wurde unruhig. Seine Augen funkelten mordlüstern. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Nahezu lautlos pirschte er sich näher an die Stimmen heran.
    Er schlich an einer finsteren Geisterbahn vorbei, deren Fassade wie aus grauem Fels gehauen aussah. Am sternenklaren Dezemberhimmel hing die schmale Sichel des Mondes.
    Der Werwolf hätte es lieber gesehen, wenn der Mond voll gewesen wäre, denn er badete gern in seinem bleichen Schein. Das silbrige Licht des Mondes drang ihm in den Körper und stärkte seine übernatürlichen Kräfte.
    Zwei Schritte machte das Monster noch. Es schloß die Wolfsschnauze und verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen in einen Menschen.
    Seine Hand legte sich auf den künstlichen Felsen. Er blickte vorsichtig hinter der Geisterbahn hervor.
    Dort standen zwei Männer und ein Mädchen. Einer der beiden Männer war ein gewaltiger Chinese. Der andere war groß und schlank. Er wirkte sehr sportlich und war bestimmt ziemlich wendig.
    Ein gieriger Laut wollte sich seiner Kehle entringen. Er konnte sich nur mit großer Mühe beherrschen. Seine Augen verengten sich. Er starrte das rothaarige Mädchen an.
    Heiß brauste das Blut durch seine Adern. Dieses Mädchen sollte sein nächstes Opfer sein. Wohin sie auch gehen würde, er würde ihr folgen und bei der erstbesten Gelegenheit über sie herfallen…
    Er war so aufgeregt, daß ein heftiges Beben durch seinen kräftigen Körper lief. Ein fast schmerzhaftes Prickeln entstand zwischen seinen Schulterblättern.
    Es fiel ihm unglaublich schwer, seine Ungeduld zu zügeln. Er wurde auf eine verflucht harte Probe gestellt.
    Seine Nerven vibrierten. Er leckte sich aufgewühlt die Lippen. Und er starrte das Mädchen an, als wollte er es hypnotisieren.
    Die Rothaarige öffnete soeben ihre Handtasche. Sie zeigte den beiden Männern eine Pistole.
    Der Unheimliche grinste. Er brauchte keine Angst vor dieser Waffe zu haben. Vermutlich handelte es sich lediglich um eine Gaspistole. Aber selbst wenn das kleine Ding mit echten
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