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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Spielhallen, Hochschaubahnen, Gaststätten…
    Ein weites, einsames Jagdrevier für einen Werwolf, wenn man die Auen, von denen der Wiener Prater umgeben war, mit einbezog.
    Wir erfuhren von Vladek Rodensky, wo die Dirnen auf Kundschaft warteten, in welcher Gegend sich die Zuhälter herumtrieben, wo sich der Abschaum der menschlichen Gesellschaft traf.
    Auf diese Weise bekamen wir ein erstes, schon recht plastisches Bild vom Wiener Prater.
    Ich faltete vorläufig den Stadtplan zusammen und steckte ihn ein. Vladek Rodensky nahm noch einen Zug von der Zigarette und drückte sie sodann im Aschenbecher aus.
    »Abschließend«, meinte er dann, »möchte ich Ihnen noch eine Geschichte erzählen, die sich heute morgen zugetragen hat und die mir in diesem Zusammenhang erwähnenswert erscheint: Ich bin mit einem Baron namens Louis von Klipstein befreundet. Ein Teil seines Vermögens steckt in meiner Firma. Der Baron hat mich angerufen und mir erzählt, daß er Besuch von einem ihm völlig fremden jungen Mann gehabt hatte. Vielleicht sollte ich hier eine Erklärung einschieben… Louis besitzt eine reich sortierte Waffensammlung, über die verschiedentlich in Fachzeitschriften geschrieben worden ist. Der junge Mann gab vor, sich für diese Waffensammlung zu interessieren. Er bat meinen Freund, ihm die Sammlung zu zeigen. Zuerst wollte Louis ihm die Bitte abschlagen, aber dann ließ er den Fremden doch in sein Haus und ließ ihn die Sammlung sehen. Dabei stellte sich heraus, daß der junge Mann ein spezielles Interesse für ein magisches Silberschwert zeigte…«
    Suko und ich horchten auf.
    »Ein magisches Silberschwert?« echote mein chinesischer Partner.
    Vladek Rodensky nickte. »Einer von Louis’ Ahnen hat es anfertigen lassen, um damit Werwölfe zu töten.«
    »Und warum interessierte sich der Junge so sehr für dieses Schwert?« fragte Suko.
    Vladek hob die Schultern. »Darüber hat er sich nicht klar ausgelassen. Er bat meinen Freund nur händeringend, ihm das Silberschwert zu leihen.«
    »Wozu?« fragte ich.
    »Das hat er nicht gesagt. Er behauptete lediglich, daß es für ihn geradezu lebenswichtig wäre, das Schwert für kurze Zeit zu besitzen. Er würde es ganz bestimmt wieder zurückbringen, Louis könne von ihm jede Art von Garantie verlangen…«
    »Hat ihm Ihr Freund das Schwert geliehen?« wollte ich wissen.
    Vladek schüttelte den Kopf. »Wo denken Sie hin, John? Wenn Louis jedem Fremden eine Waffe leihen würde, der bei ihm zur Tür hereingeschneit kommt, besäße er bald keine Sammlung mehr. Louis hat dem jungen Mann die Tür gewiesen.«
    »Wie hat der Fremde darauf reagiert?« fragte ich.
    »Er war nahe daran, sich auf meinen Freund zu stürzen, konnte sich nur mit Mühe beherrschen.«
    »Dann scheint er das Schwert wirklich dringend zu brauchen.«
    »Möglich. Aber von Louis wird er es nicht bekommen. Das kann er sich ein für allemal aus dem Kopf schlagen.«
    »Ich würde das Schwert gern sehen«, sagte ich.
    Vladek nickte. »Das läßt sich arrangieren.«
    »Wann?«
    »Jederzeit. Ich brauche Louis nur anzurufen… Übrigens, der Junge, von dem ich soeben erzählt habe, hat sich mit dem Namen Benno Messmer vorgestellt. Er erwähnte, daß er erst vor ein paar Tagen von München nach Wien kam… Vielleicht spinne ich mir da etwas zusammen – aber vor ein paar Tagen wurde auch das erste Werwolfopfer gefunden!«
    ***
    Nachdem Louis von Klipstein ihn hinausgeworfen hatte, setzte sich Benno Messmer in seinen Leihwagen, einen zitronengelben Opel Kadett, und fuhr los.
    Er hatte eine Stinkwut auf den Baron, der ihm das Silberschwert nicht borgen wollte, obwohl er es ihm wirklich bald wieder zurückgegeben hätte. Die Wut verrauchte erst allmählich wieder.
    Benno kurvte durch den Heurigenort Grinzing, fuhr die Höhenstraße hinauf und erreichte schließlich den Kahlenberg, von wo aus man einen herrlichen Blick über Wien hat. Bei klarem Wetter. Nicht, wenn es schneit.
    Benno begab sich in das spärlich besuchte Ausflugsrestaurant und lernte da ein hübsches Mädchen kennen, das ungefähr in seinem Alter war.
    Sie war eine Augenweide, hatte rabenschwarzes, langes Haar und meergrüne Katzenaugen. Sie trug einen weiten, warmen Pullover und hautenge Jeans, die ihre strammen Hüften modellierten.
    Sie war genauso einsam wie Benno, und sie hatte nichts dagegen, daß er sich zu ihr an den Tisch setzte. Bald kam ein angeregtes Gespräch in Gang. Benno war dem Mädchen sympathisch.
    Sie hieß Karin Stegmann und arbeitete
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