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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Barons. Seine Augen fragten: Darf ich?
    Louis von Klipstein schüttelte den Kopf. »Es ist mir lieber, wenn Sie die Waffen nicht berühren. Sie könnten sonst herunterfallen.«
    Benno zog die Hand sofort wieder zurück. Mit leuchtenden Augen betrachtete er ein schweres Silberschwert, in dessen Klinge geheimnisvolle Symbole eingraviert waren. Der Faustschutz glich einem aufgerissenen Löwenmaul. Auf dem Griff der Waffe wiederholten sich jene geheimnisvolle Zeichen.
    »Ein prachtvolles Schwert«, sagte Benno. »Ist es wirklich aus Silber?«
    Der Baron nickte lächelnd. »Ja, denn einer meiner Vorfahren hat damit mehrere Werwölfe getötet, und es heißt doch, daß solche Monster Silber nicht vertragen können.«
    »Ein Meisterwerk.«
    »Angeblich wohnt in diesem Schwert die unbeugsame Kraft des Guten, was immer das sein mag«, sagte der Baron. »Ich habe diese Waffe erst vor einem Jahr von einem bekannten Parapsychologen namens Zamorra untersuchen lassen, und dieser Professor Zamorra hat mir bescheinigt, daß sich tatsächlich weißmagische Kräfte darin befinden.«
    »Es ist fantastisch«, sagte Benno Messmer.
    Seine Augen funkelten vor überschäumender Begeisterung. Er konnte den Blick nicht von dem Schwert wenden.
    Er nagte nervös an seiner Unterlippe.
    »Ich weiß«, begann er zaghaft, »daß ich gar nicht danach fragen dürfte, Herr Baron, aber glauben Sie mir, ich habe triftige Gründe, es dennoch zu tun…«
    Louis von Klipstein hob eine Braue. »Was wollen Sie mich fragen?«
    »Ob ich…« Benno senkte den Blick. »Ob Sie mir… eventuell… dieses Silberschwert… leihen würden.«
    Durch den Körper des Barons ging ein heftiger Ruck. Ein abweisender Ausdruck legte sich auf seine Züge.
    »Mir ist natürlich klar, was ich von Ihnen verlange, Herr Baron«, sagte Benno Messmer flehend. »Aber glauben Sie mir, ich würde eine solch unverfrorene Bitte niemals vorbringen, wenn mir ihre Erfüllung nicht lebenswichtig wäre.«
    Louis von Klipstein schüttelte ernst und bestimmt den Kopf. »Nichts zu machen, junger Mann.«
    »Ist das Ihr letztes Wort?«
    »Mein allerletztes«, sagte Louis von Klipstein schneidend. Er bereute in diesem Augenblick, den jungen Burschen hereingelassen zu haben. Das hatte er nun von seiner Gutmütigkeit.
    »Geben Sie sich keine Mühe, Herr Messmer. Das Schwert bleibt, wo es ist. Ich möchte es nicht noch einmal sagen müssen. Im übrigen finde ich, daß Sie meine Zeit lange genug in Anspruch genommen haben.«
    Das war ein Hinauswurf, wie er deutlicher wohl kaum noch formuliert werden konnte. Aber Benno Messmer schien etwas mit den Ohren zu haben. Er machte keinerlei Anstalten zu gehen. »Ich würde Ihnen jede geforderte Garantie geben, daß ich das Schwert wieder zurückbringe!« versuchte es Benno Messmer ein letztes mal.
    »Junger Mann«, antwortete der Baron daraufhin steif, »Sie wissen, wo die Tür ist. Sie sollten mein Haus auf der Stelle verlassen, ehe ich mich vergesse.«
    Es funkelte böse in Benno Messmers Augen. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte er sich auf den Baron stürzen. Louis von Klipstein sah, wie der kräftige junge Mann die Hände zu Fäusten ballte.
    Daraufhin wich der Baron einen Schritt zurück und war auf der Hut, doch Benno entspannte sich in der nächsten Sekunde wieder. Seine Fäuste öffneten sich. Er stieß die Luft geräuschvoll aus.
    »Tja«, meinte er schulterzuckend. »Da kann man eben nichts machen.«
    Benno Messmer holte seinen Mantel und verließ enttäuscht das Haus. Louis von Klipstein stieß die Tür hinter dem Jungen zu, trat ans Fenster und blickte dem Davongehenden kopfschüttelnd nach.
    »Frech sind diese Leute…«
    Er glaubte nicht, daß für Benno Messmer das Ausleihen des Silberschwerts lebenswichtig war. Er hielt es für eine reine Übertreibung des Jungen, um seiner Bitte mehr Gewicht zu verleihen.
    »Lebenswichtig!« knurrte der Baron. »Wenn ich das schon höre…«
    Er konnte nicht wissen, daß der enttäuschte Junge die Wahrheit gesagt hatte.
    ***
    Als wir in Wien eintrafen, schneite es. Die Zollformalitäten waren rasch erledigt. Eine angenehme Mädchenstimme rief aus den Lautsprechern unsere Namen auf. Sie sagte, wir sollten uns beim Informationsschalter einfinden.
    Und dort trafen wir dann Tony Ballards Wiener Freund Vladek Rodensky. Der Brillenfabrikant war fünfunddreißig Jahre alt, hatte etwa Tony Ballards Größe.
    Seine stahlblauen Augen strahlten hinter entspiegelten Brillengläsern. Er hatte braunes, seidig
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