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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser
Autoren: Susanne Wiemer
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Schläge von Spitzhacken gegen harten Stein! Spitzhacken, ja! Die Schatten der unheimlichen Tiere waren für einen kurzen Moment zurückgewichen. Das Flattern der mächtigen Schwingen hatte sich gelegt. Und jetzt…
    Ein dumpfes Knirschen erfüllte die Luft.
    Irgendwo rieselten Staub und Steinchen nieder.
    Das Knirschen wiederholte sich, bildete den Grundton zu den hellen, fast metallischen Schnabelhieben – und Maruth spürte, wie die Panik in ihm wuchs, brodelte, an den Schranken der Beherrschung rüttelte wie die unaufhaltsame Flut eines Ozeans.
    Er versuchte, vernünftig zu überlegen.
    Konnten Flugsaurier Felsen zum Einsturz bringen? Mit Hieben ihrer Schnäbel? Es waren ja überhaupt keine Schnäbel, fiel ihm ein.
    Lange, vorstehende Kiefer, die in verknöcherten Spitzen ausliefen!
    Konnten sie damit Risse im Felsen erweitern? Basaltblöcke bewegen?
    Er zitterte, als er wieder das grässliche Knirschen hörte. Ja, sie konnten es, sie konnten es! Sie würden kommen! Nichts vermochte sie aufzuhalten! Sie würden…
    »Charles!«, stöhnte Patricia neben ihm. »Was ist das?«
    »Ich weiß nicht, ich…«
    »Sie hacken gegen die Felsen! Sie wollen uns holen! Charles…«
    Ihre Stimme klang schrill und hysterisch. Maruth hatte das Gefühl, als ob das Zittern dieser Stimme in ihn eindrang und sich in Wellen durch seinen eigenen Körper fortsetzte. Staub rieselte herab. Ein kleines Steinchen traf seine Hand, das Knirschen war über ihm, nah, furchtbar nah, und er brauchte seine ganze Beherrschung, um nicht aufzuschreien.
    Rasch stieß er sich von dem Felsblock ab und griff nach Patricias Hand. Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme bebte.
    »Wir müssen tiefer in die Höhle hinein. Vielleicht gibt es einen anderen Ausweg. Vielleicht…«
    »Charles!«, schrie sie. »Sieh doch!«
    Er warf den Kopf herum.
    Da klaffte eine Lücke am Rand des Höhleneingangs. Ein Basaltblock senkte sich, brach ab, polterte den Hang hinunter. Andere Steine folgten, immer mehr, ein ganzer Erdrutsch, und Charles Maruth stand in versteinertem Grauen, während Patricia sich an ihn klammerte und dicht an seinem Ohr einen gellenden, irren Schrei ausstieß, der nicht enden wollte.
    Der Höhleneingang hatte sich zu einem mächtigen, an den Rändern gezackten Rundbogen erweitert.
    Eine riesige Staubwolke wirbelte auf, verdunkelte die Grotte, verbarg das Sonnenlicht.
    Und aus dieser düsteren, wabernden Wolke stießen wie Grauen erregende Schatten die Todesvögel hervor, füllten die Höhle mit ihren rauen, hungrigen Schreien und kamen wie das Böse selbst über ihre wehrlosen Opfer…
    ***
    »Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte Rebecca Garcia. »Alles ist dunkel. Einfach ausgelöscht.«
    »Sie haben von einem Mann namens Charles Maruth gesprochen«, sagte Zamorra.
    »Maruth?« Das Mädchen mit dem Engelsgesicht schüttelte den Kopf. »Ich habe diesen Namen nie gehört.«
    »Ich, kenne ihn«, schaltete sich Lecourbé ein. »Er ist ein hervorragender Parapsychologe. Obwohl er eigentlich auf dem Gebiet der Paläontologie arbeitet.«
    Zamorra nickte. »Ich weiß, ich kenne ihn ebenfalls. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Telepathie. Und er muss eben jetzt, in diesen Augenblicken, telepathisch um Hilfe gerufen haben.«
    »Sie glauben das wirklich?«, fragte Lecourbé zweifelnd. Und ohne die Antwort abzuwarten: »Wir kennen ihn beide, Professor. Vielleicht haben wir unbewusst an ihn gedacht, unsere Gedanken auf Rebecca übertragen.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht möglich. Das ist kein Grund für den Hilferuf, den Rebecca zweifellos empfangen hat. Unsere Bekanntschaft mit ihm mag dazu geführt haben, dass er ausgerechnet uns erreichte, aber ich bin sicher, dass darüber hinaus eine ganz reale, konkrete Ursache dahintersteckt.«
    Für einen Moment blieb es still.
    Lecourbé wiegte zweifelnd den Kopf – eine steile Falte stand auf seiner Stirn. Rebecca Garcia war immer noch benommen und fast apathisch, ihr junger Partner sah erschrocken aus wie ein Kind, das mit einem zufällig geworfenen Ball eine Scheibe zerschlagen hat. Zamorra fing einen Blick von Nicole auf, die den ganzen Vorgang schweigend und gespannt verfolgt hatte. Der Professor rieb sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Ich höre einen Hilferuf«, wiederholte er die Worte des Mediums.
    »Jemand ist in großer Gefahr. Er ruft uns. Er ruft die Menschen an, ihm zu helfen gegen die bösen Mächte. – Gibt es dafür irgendeine andere Erklärung als
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