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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser
Autoren: Susanne Wiemer
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Wunden an der Schulter und im Rücken sich entzünden konnten, dass er überhaupt keine Ahnung über die Auswirkungen solcher Verletzungen hatte.
    »Denk an den Drusenkopf oder die Meerechsen von den Galapagos-Inseln«, sagte er. »Oder schlicht an Krokodile – genau genommen sind auch das Nachfahren von Archo-Sauriern. Die Natur ist längst noch nicht vollständig entdeckt, Pat.«
    Das Mädchen schluckte. Sie schauerte zusammen, als erneut die rauen Vogelschreie aufklangen. Durch den Höhleneingang fiel jetzt wieder Sonnenlicht – aber in der Nähe war immer noch das Geräusch der Schwingen zu hören.
    »Und wenn sie uns auflauern?«, flüsterte Pat. »Wenn sie uns auf dem Weg zum Wagen überfallen?«
    Maruth erinnerte sie nicht daran, dass der Wagen mit einer Reifenpanne am Straßenrand lag. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft.
    Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg – aber er kam doch immer nur zu dem Ergebnis, dass sie den unheimlichen Tieren rettungslos ausgeliefert waren und dass sie sich in Lebensgefahr begaben, sobald sie die Höhle verließen.
    »Wenn wir wenigstens eine Waffe hätten«, murmelte er. »Wir brauchen Hilfe, verdammt!«
    »Hilfe? Aber hier kommt manchmal eine ganze Woche lang niemand vorbei, hier…«
    »Ich muss es versuchen! Vielleicht gelingt es mir, jemanden herbeizurufen, vielleicht…«
    »Herbeizurufen?«, echote Patricia mit leicht schriller Stimme.
    Maruth biss sich auf die Lippen. Er wusste, dass er nach einem Strohhalm griff, aber er sah keinen anderen Ausweg.
    »Telepathie«, sagte er rau. »Es ist unsere einzige Chance, Pat.«
    »Du meinst…«
    Er nickte entschlossen.
    »Genau das meine ich«, sagte er durch die Zähne. »Ich habe Dutzende von erfolgreichen Experimenten über größere Entfernungen hinter mir. Das ist so, als ob man einen Notruf in den Äther funkt. Ich werde versuchen, auf telepathischem Weg irgendjemanden dazu zu bringen, nach uns zu suchen…«
    ***
    Die ersten Versuche sollten in der Bibliothek des Parapsychologischen Instituts stattfinden.
    John Garfield und Rebecca Garcia warteten bereits – ein smarter junger Mann, dem das dunkelblonde Haar bis auf die Schultern reichte, und ein schwarzhaariges Mädchen mit dem Gesicht eines Botticelli-Engels mit großen, dunkelblauen Augen. Professor Lecourbé übernahm die Vorstellung. John Garfields Händedruck war fest und energisch, und er lächelte.
    »Ich freue mich sehr, Sie endlich persönlich kennen zu lernen, Professor Zamorra. Ihre Bücher haben mich sehr beeindruckt. Rebecca und ich – wir sind ziemlich ahnungslos, was die wissenschaftliche Seite der Sache angeht. Eigentlich war das ganze mehr oder weniger ein Spiel für uns.«
    »Ein Spiel, bei dem Sie Ihre paranormalen Fähigkeiten entdeckten?«, fragte Zamorra.
    Garfield nickte. »Party-Experimente mit Hypnose. Viele Leute betreiben das heutzutage. Rebecca fing eines Tages an, merkwürdige Dinge mit einer fremden Stimme zu sagen, wenn sie in Trance war. Zuerst hielt ich es für einen Scherz.«
    »Aber es war kein Scherz«, schaltete sich das junge Mädchen ein.
    Ihre Stimme klang hell und klar wie eine Glocke. »Ich bin in diesem Zustand in einer vollkommen anderen Welt. Ich bin mir dann auch nicht bewusst, zu sprechen. Es ist wie ein Traum – aber ein Traum ohne Bilder und ohne Handlung.«
    Ihre blauen Augen blickten ernst, und auf ihrem Gesicht lag ein grübelnder Zug. Zamorra hatte auf Anhieb den Eindruck, dass sie die Wahrheit sagte. Aber im Hinblick auf ihre übersinnlichen Fähigkeiten bedeutete das recht wenig. Ob sie tatsächlich Botschaften aus einer anderen Welt empfing oder ob sie nur wiederholte, was ein geschickter Hypnotiseur ihr suggerierte – ein Medium in Trance hatte keine Möglichkeit, das zu unterscheiden.
    Lecourbé überprüfte noch einmal die Tonbänder und die Filmkameras, die den ganzen Vorgang festhalten sollten. Rebecca Garcia streckte sich mit einem schwachen Lächeln auf der Ledercouch aus.
    Sie warf noch einen Hilfe suchenden Blick zu John Garfield hinüber, der etwas abseits auf einem Stuhl kauerte, dann lehnte sie sich zurück und konzentrierte sich auf Zamorra, der neben ihr Platz nahm.
    Der Professor strich prüfend mit den Fingerkuppen über ihre Schläfen. Ihre Augen waren dunkel, weit geöffnet, aufnahmebereit.
    Zamorra lächelte.
    »Sehen Sie mich an«, sagte er ruhig. »Versuchen Sie, sich vorzustellen, dass Ihr Körper leicht wird. – Sie werden leicht – gewichtlos. – Sie werden zu schweben beginnen. –
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