Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
der Schalttafel.
    »Schalten Sie ein«, sagte Phil resigniert. Der Ingenieur legte den Hebel um über mir flammte eine Reihe von Glühbirnen auf. Sie erhellten den Gang mit einem trüben Licht, das ausreichte, daß ich sein Ende sehen konnte. Er war nicht sehr lang, höchstens dreißig oder vierzig Yards'. Bevor ich mich entschließen konnte, irgend etwas zu unternehmen, öffnete sich eine der Holztüren ganz ln meiner Nähe. Ein braunhäutiger, fast nackter Mann mit blauschwarzem Haar erschien in der Öffnung. Er erstarrte, als er mich sah. Seine braunen Tieraugen blickten mich lauernd an. In einer unwillkürlichen Geste legte ich den Finger auf den Mund. Gleichzeitig tastete ich mit der anderen Hand vorsichtig nach der Null-acht in meinem Halfter. Mir kam es vor, als stünden der Indio und ich uns eine endlose Zeitspanne gegenüber. Plötzlich machte er eine geschmeidige Bewegung und glitt mit einer Schnelligkeit, die an das Zuschlägen einer Schlange erinnerte, in den Raum hinter der Tür zurück. Die Tür blieb offen. Ich hatte keine Wahl mehr. Ich mußte angreifen, wenn ich nicht angegriffen werden wollte. Mit drei großen Schritten war ich an der Tür, stieß sie auf und rief: »Hände hoch! Keine Bewegung!«
    Der Raum hinter der Tür war groß. Er mußte praktisch die gesamte Länge des Ganges einnehmen, und er war sicherlich ebenso tief. In der Mitte stand auf einem Betonsockel eine seltsame Maschine, eine Mischung aus Hochdruckpresse und Glühofen. Im ganzen Raum befanden sich eine Menge Gerätschaften, aber sie interessierten mich weniger als die Menschen, die sich in dieser unterirdischen Kammer befanden: zwei Weiße, zwölf Indios und ein Mann, der ein Halbindianer zu sein schien. Der eine Weiße war Allyson, den anderen kannte ich nicht. Auch den Halbindianer kannte ich, denn es war der gleiche, der an Torstsens Kasse uns Karten verkauft, hatte.
    Mit einer Geschwindigkeit, die ich dem steifen Juwelier nie zugetraut hätte, brachte Allyson sich hinter der Maschine in Sicherheit. Er hatte günstig gestanden, als ich in den Raum eindrang. Praktisch brauchte er nur den Kopf einzuziehen, um für meine Kugeln unerreichbar zu sein.
    Der andere Weiße und der Halbindianer nahmen gehorsam die Hände hoch. Die Indios standen stumm und sahen mich an.
    »Kommen Sie heraus, Allyson!« rief ich und ging auf die Maschine zu.
    Der Halbindianer murmelte ein paar Worte, eigentlich mehr Laute. Durch die Indios ging eine Bewegung. Sie glitten zu der Wand und jetzt sah ich, wonach sie griffen. Dort standen in einer Reihe Blasrohre.
    »Stopp die Indianer!« brüllte ich den Mischling an. Er grinste.
    »Nicht vergiften!« schrillte Allyson hinter seiner Deckung hervor. »Ich muß wissen, was er vor hat. Noch nicht vergiften.«
    Wieder stieß der Mestize ein paar Laute aus. Die Indios ließen die Blasrohre aus den Händen, drehten sich um und rückten gegen mich an.
    »Zurück!« schrie ich. Es war, als könnten sie überhaupt nicht hören.
    Ich jagte eine Kugel über ihre Köpfe. Sie zuckten nicht einmal mit der Miene, sondern rückten näher und näher auf mich zu.
    »Ruf sie zurück!« brüllte ich den Mischling an. Er grinste hohnvoll. Ich richtete den Lauf meiner Null-acht auf ihn. Sein Grinsen erstarb.
    »Holst du sie jetzt zurück?« fragte ich.
    Er öffnete den Mund, in diesem Augenblick sprang mich der erste Indianer an. Mein Schuß löste sich. Ich sah noch, wie der Halbindianer die Augen aufriß, dann mußte ich alle Kräfte aufbieten, um mir die Indios vom Leibe zu halten.
    Ich schlug dem ersten den Lauf über den Schädel. Dann schüttelte ich mir einen aus dem Nacken, der mich von hinten angesprungen hatte. Für einen Augenblick nodi war ich so frei, daß ich die sieben Schuß, die ich noch in der Waffe hatte, verfeuern hätte können, aber ich brachte es nicht fertig, die nackten, mißbrauchten Wilden einfach abzuschießen. Es hätte wohl audi wenig Zweck gehabt.
    Ich verpaßte dem nächsten einen klassischen Haken mit der Linken, wehrte zwei andere mit ein paar Fußtritten ab. Dann gelang es einem, mit seinen sehnigen Armen von hinten meinen Hals zu umklammern. Während ich nach ihm griff, entriß irgendwer mir die Null-acht. Ich hörte sie auf den Boden scheppern. Und dann war um mich nur noch ein Wirbel von geschmeidigen, braunen Leibern, von Sehnen und Muskeln, von glatter Haut, an der meine Griffe abglitten.
    Ich denke, ich hielt mich ganz gut. Solange ich noch genügend Bewegungsfreiheit hatte, um boxen zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher