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0042 - Gift, Juwelen und wir

0042 - Gift, Juwelen und wir

Titel: 0042 - Gift, Juwelen und wir
Autoren: Delfried Kaufmann
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genügte, daß die Vitrine sich wieder vor die Öffnung schob.
    Es wurde Zeit für mich, aus dem Haus zu kommen, aber ich zögerte noch. Sollte Allyson davonkommen? Sollten wir ihn, den wir für einen vielfachen Mörder hielten, laufen lassen?
    Noch einmal ließ ich den Schein der Taschenlampe durch den Raum gehen.
    — Was hatte sich hier in den sieben Jahren, da Evry Bender seinen Einbruch versucht hatte, geändert? Eigentlich nichts, nur der große Schreibtisch war neu hineingebracht worden.
    Ich ging zu ihm hin und ließ den Schein der Taschenlampe über seine Platte gleiten. Er stand dort wie immer.
    Augenblick mal, er stand nicht wie immer. Er war umgedreht worden. Ich war ganz sicher, daß er anders gestanden hatte, als Phil und ich mit Ällyson sprachen und auch, als wir sein Haus durchsuchten.
    Ich versuchte ihn anzuheben. Es ging nicht, weder an der rechten, noch an der linken Seite, aber als ich in der Mitte anfaßte, ging es ganz leicht, allerdings nicht höher als eine Handbreit. Der Tisch schwebte ietzt auf einer Achse, die genau in seinem Mittelpunkt liegen mußte. Ich tastete mit dem Fuß und fühlte, daß der Boden unter dem Tisch sich mitgehoben hatte.
    Ich versuchte, den Tisch nach rechts, links, vorn und hinten zu schieben. Er reagierte nicht darauf. Dann kam ich auf den Gedanken, ihn zu drehen, und das ging wieder ganz leicht. Zweimal drehte ich den Tisch. Dann ließ ich los und untersuchte den Fußboden.
    Mit jeder Drehung hatte sich das Parkett unter dem Tisch mitgehoben, aber die Öffnung war viel zu schmal, als daß sich ein Mensch durchzwängen konnte.
    Weiter ließ sich der Tisch nicht drehen, aber als ich ihn jetzt nach links schob, gab er leicht und geräuschlos nach. Ungefähr die Hälfte seiner Breite schob sich über den Parkettboden und darunter wurde eine Treppe frei, die steil nach unten führte. Jetzt hatte ich James Allysons Geheimnis wirklich entdeckt.
    Mir blieben noch fünf Minuten. Morgen würden wir eine Haussuchung veranstalten, und Mr. Allyson würde sich gewaltig zu wundem haben.
    Ich wollte gerade den Schreibtisch in seine normale Lage zurückbringen, als es in der Halle schrill zu läuten begann: Ich erschrak heftig. Waren die Alarmklingeln in Tätigkeit getreten? Dann erkannte ich, daß es die Klingel eines Telefons sein mußte. Gleich darauf hörte ich Schritte und, durch die geschlossene Tür, freilich kaum vernehmbar, die Stimme des Sekretärs.
    Kein Gedanke mehr daran, durch die Halle zu entkommen. Gab es einen anderen Fluchtweg? Ich überlegte in rasender Eile. Es gab keinen. Alle Fenster waren schwer vergittert, und der Henker mochte wissen, wo überall Allyson Alarmanlagen besaß.
    In drei, in zwei Minuten würden sie zu schrillen beginnen, wenn ich einen einzigen falschen Schritt oder Griff tat.
    Mir fiel ein, daß Allyson an einer Stelle des Hauses sicherlich keine Alarmvorrichtungen angebracht hatte, weil sie dort sinnlos waren: hier unten in seinem geheimnisvollen Keller. Der Schreibtisch selbst mochte noch gesichert sein, die geheimen Kellerräume bestimmt nicht.
    Meine Verabredung mit Phil lautete: wenn ich um sechs Uhr nicht zurück bin, dann wird er das Haus mit Gewalt durchsuchen. Wenn ich mich bis sechs Uhr hier unten verstecken konnte, dann würde ich diese Zeit vielleicht lebend und sogar unbemerkt überstehen.
    Nur noch eine Minute. Rasch ging ich die Holzstufen hinunter, leuchtete die Decke über'mir ab, fand einen Handgriff. Ich zog daran. Der Boden mit dem Schreibtisch glitt in die alte Lage zurück, wobei ein Handrad sichtbar wurde. Ich drehte es über mir drehte sich die Decke und senkte sich, jetzt sogar dreimal, so daß der Schreibtisch oben wieder in seiner richtigen Stellung sein mußte. Allyson mußte das Rad nur zweimal gedreht haben. Daher kam der veränderte Stand des Tisches.
    Ich zählte die Stufen, es waren fünfzehn. Dann stand ich in einem schmalen Gang, von dem eine Reihe Holztüren abgingen. Ich fragte mich, hinter welcher dieser Türen sich mir ein geeignetes Versteck bot, aber ich kam nicht mehr dazu, diese Frage zu beantworten.
    ***
    »Ein Uhr«, sagte der Ingenieur in der Schaltstelle. »Kann ich einschalten?« Und er legte die Hand auf den Hebel.
    Phil sah auf seine Armbanduhr. Er seufzte. Ihm wäre lieber gewesen, er hätte einen Anruf von mir gehabt, daß alles okay sei, aber die Verabredung blieb Verabredung.
    Die Zeiger auf seiner Armbanduhr zeigten so unerbittlich die erste Stunde des Tages an wie die große Uhr über
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