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004 - Magie der Liebe

004 - Magie der Liebe

Titel: 004 - Magie der Liebe
Autoren: Theresa Medeiros
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schon in einem anderen Haus - und ihre Mutter im Bett eines anderen Mannes.
    Seufzend lehnte Arian die Stirn an das kühle Glas der Fensterscheibe. Ihr kostbares Märchenbuch war während der mühsamen, langen Reise in die Kolonien verloren gegangen, und ihre Mutter ruhte nun für alle Ewigkeit in der steinigen Erde von Massachusetts. Alles, was Arian noch an ihre Vergangenheit erinnerte, war das Smaragdamulett. Sie hatte stets eine seltsame Mischung aus Stolz und Verachtung für das Schmuckstück empfunden.
    Arian zog das Amulett aus dem Ausschnitt ihres Nachthemds hervor und betrachtete es im Mondlicht. Bis zu diesem Nachmittag auf der Lichtung waren ihre ungeschickten Versuche, wahre Magie zu bewirken, immer zum Scheitern verurteilt gewesen. Ein wohliger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich an den Ritt auf dem Besen erinnerte. Eine unglaubliche Energie war wie ein Blitzschlag in sie gefahren und hatte jede Faser ihres Körpers erfüllt. Vielleicht hatte ihre angeborene magische Begabung lediglich einen Gegenstand gebraucht, in dem sie sich bündeln konnte. Arian hatte schon Berichte über Hexenlehrlinge gelesen, die so lange einen bestimmten Talisman benötigten, bis sie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickelt hatten.
    Arian wünschte nichts sehnlicher, als herauszufinden, zu welchen Wundern sie noch in der Lage war. Doch nach diesem schrecklichen Zwischenfall mit Marcus fürchtete sie, ihre Kräfte ohne einen wichtigen Grund einzusetzen. Es war einfach zu gefährlich.
    Sie schloss die Hand um das Amulett und hoffte, dass es ihr ein wenig Trost spenden würde.
    Müde kuschelte sie sich in ihre warme Decke und schlief schließlich ein. Doch seltsamerweise träumte sie nicht von einem schwarzhaarigen Prinzen, der sie retten und von ihrem freudlosen Leben in Gloucester befreien würde. Stattdessen träumte sie von einem Mann, dessen Haar die helle Farbe der Sonne besaß und dessen Augen grau wie der Frost waren.
    Arian seufzte leise im Schlaf. Allmählich begann die Flamme der heruntergebrannten Kerze zu flackern, bis sie schließlich erlosch und die junge Frau in tiefer Dunkelheit zurückließ.
    Im Inneren des Gemeindehauses war es angenehm kühl. Glücklicherweise war die brütende Hitze dieses Sommers bereits den stürmischen Herbstwinden gewichen, und der Winter war nicht mehr fern. Arian strich ihre Röcke glatt und warf dem Mann an ihrer Seite einen verstohlenen Blick zu.
    An dem unbewegten Gesichtsausdruck ihres Stiefvaters hatte sich seit dem Frühstück nichts geändert. Vergeblich hatte sich Arian mit gespielter Heiterkeit bemüht, ein Gespräch zu Stande zu bringen. Doch Marcus' versteinerte Miene hatte sie nach einigen vergeblichen Versuchen schließlich verstummen lassen. Arian hatte ihm heißen Haferbrei zubereitet, den sie großzügig mit Zuckersirup gesüßt hatte, so wie er es liebte. Doch er hatte die Speise nicht einmal angerührt und die Holzschüssel achtlos stehen lassen. Nachdem er seinen Becher mit Quellwasser geleert hatte, war er wortlos aufgestanden, um zum Gemeindehaus zu gehen. Arian war keine andere Wahl geblieben, als eilig ihren weißen Hut aufzusetzen und ihm zu folgen.
    Obwohl Reverend Linnet bereits seit drei Stunden predigte, hatte seine tiefe, eindrucksvolle Stimme nicht an Kraft verloren. Er betonte seine Predigt über die schrecklichen Qualen der Sünder im Höllenfeuer, indem er seine große Faust auf die Kanzel niederschmetterte, so dass einige der Anwesenden zusammenzuckten. Zum ersten Mal seit Beginn der Predigt wurde Arian auf seine Worte aufmerksam.
    „Ja, meine Brüder und Schwestern, der Allmächtige hat uns nach Gloucester geführt.
    Er erlöste uns von dem Bösen und bewahrte uns vor den Versuchungen eines müßigen, verschwenderischen Lebens, das uns unseren Glauben, ja selbst unsere Seelen gekostet hätte. In seiner grenzenlosen Liebe und Güte ließ er uns sicher die gefährlichen Weltmeere überqueren. Er beschützte uns vor Stürmen und Krankheit."
    Arian musste sich beherrschen, nicht das Gesicht zu verziehen. Sie dachte an ihre Mutter, die an der Schwindsucht gestorben war und vor ihrem Tod qualvoll Blut gehustet hatte, bis ihre Kräfte geschwunden waren.
    „Doch an welchem Ort auch immer sich gottesfürchtige Männer und Frauen niederlassen, es wird immer Teufel geben, die sie in Versuchung führen." Der Reverend senkte seine Stimme zu einem Flüstern, doch man konnte ihn selbst im letzten Winkel der Halle noch hören. „Denkt immer an
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