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004 - Magie der Liebe

004 - Magie der Liebe

Titel: 004 - Magie der Liebe
Autoren: Theresa Medeiros
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unterdrückter Wut. Sie musste Linnets Gerissenheit beinahe bewundern. Er hatte seine Anschuldigung kurz vor dem Vaterunser vorgebracht. Jedermann in Gloucester wusste, dass eine Hexe das Gebet des Herrn nicht laut aussprechen konnte. Sicher sprachen die Dorfbewohner bereits über ihre plötzliche Flucht aus dem Gemeindehaus. Zweifellos würde niemand mehr erwähnen, dass sie das Vaterunser bei den Gottesdiensten schon unzählige Male gesprochen hatte.
    Aber warum, in aller Welt, beabsichtigte Reverend Linnet, sie zu zerstören? Glaubte er tatsächlich, dass sie eine Dienerin Satans sei?
    Arian kniete neben ihrem Bett nieder und suchte in ihrer Truhe nach einem Bogen Papier und einer Schreibfeder. Zeit war alles, was sie noch hatte, und sie verrann wie der Sand in einem Stundenglas. Glücklicherweise fiel ihr sofort etwas ein, und sie schrieb die Verse eilig nieder. Nach einer Weile hielt sie inne und kaute abwesend an der Feder, während sie nach einem Wort suchte, dass sich auf „Krötenauge" reimte.
    Arian stand am Fenster, als Marcus hinter der Biegung des Weges zum Vorschein kam und entschlossen auf das Haus zuging. Seine steife Haltung zeigte deutlich die Anspannung, die er spüren musste. Nach einer Weile waren seine dumpfen Schritte auf der Treppe zu hören, und die Tür zum Dachboden öffnete sich langsam. Arian drehte sich um und blickte ihren Stiefvater fragend an.
    Marcus hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet, und er ließ kraftlos die Arme hängen. Er wirkte um Jahre gealtert. „Arian, ich . . . habe den guten Reverend gestern Nacht um seine Hilfe gebeten. Ich wusste nicht, dass er mein Anliegen zu einer öffentlichen Angelegenheit machen würde."
    „Nun, wie es scheint, hat der gute Reverend uns alle überrascht", antwortete Arian sarkastisch.
    Marcus hob den Kopf, und sie sah die Qual in seinen blauen Augen. „Ihm ist es zu verdanken, dass Constable Ingersoll nicht gekommen ist, um dich zu holen. Der Reverend setzte sich dafür ein, dass ich dich selbst zu deiner Befragung bringen kann. Die Gemeindemitglieder vertrauen mir." Offenbar war er nicht glücklich über dieses Vertrauen, da er die Schultern noch weiter sinken ließ.
    Obwohl Arian seine Antwort fürchtete, musste sie ihm eine Frage stellen. „Glaubt Ihr, dass ich böse bin, Vater?"
    Marcus wich ihrem Blick aus. „Auch deine Mutter war vom rechten Wege abgekommen, bevor sie die Gnade Gottes erfuhr."
    Arian zuckte die Schultern. „Gott muss äußerst freigebig mit seiner Gnade sein, wenn er ihr all ihre Sünden vergeben hat, nicht wahr?"
    „Das ist Blasphemie, Kind. Erinnere dich an die Zehn Gebote. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren."
    „Nichts wäre mir lieber gewesen, als meinen Vater zu ehren. Leider hat sich meine Mutter nicht die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken." Unbewusst strich sie kurz über das Amulett, während sie die gewohnte Bitterkeit verspürte, von der sie bei Gedanken an ihre Vergangenheit stets ergriffen wurde. „Also haltet Ihr mich nicht für böse, sondern nur für fehlgeleitet, nicht wahr? Ihr glaubt, ich sei genau wie meine Mutter."
    „Ich denke, du spielst ein harmloses Kinderspiel, das dich damals deine Großmutter gelehrt hat, Arian. Aber ich weiß auch, dass du über magische Kräfte verfügst. Und solche Kräfte können nicht von Gott kommen." Seine Stimme drohte zu versagen, als er seine nächsten Worte aussprach. „Die Bibel lässt keinen Zweifel daran, was ein gottesgläubiger Christ gegen Zauberei unternehmen muss ..."
    „Ich bin mit der Heiligen Schrift vertraut, wie Ihr wisst. ,Du sollst nicht zulassen, dass eine Hexe lebt.'" Sanft legte Arian die Hand auf seinen Arm. Es schien seltsam, dass sie ihn trösten musste und nicht umgekehrt. „Sollen wir nun gehen, Vater?"
    Er presste kurz seine Lippen auf ihr Haar. „Weine nicht, Kind. Ich könnte es nicht ertragen."
    „Was für eine unsinnige Idee, Vater Marcus. Jeder weiß, dass Hexen nicht weinen können."
    Doch Arians bebende Lippen straften ihre Worte Lügen.

2. KAPITEL
    Arian schritt entschlossen voran und zögerte erst, als sie in Sichtweite der schmutzigen Hauptstraße des Dorfes kamen, auf der sich sämtliche Bewohner der Gemeinde versammelt hatten. Marcus ergriff sanft Arians Arm und führte sie an Charity Burke vorbei. Ihre Mutter hatte Charity die Hände auf die Schultern gelegt, und das Mädchen wendete den Blick ab. Arian fragte sich, ob Charity versuchte, einen Anflug von Reue zu verbergen.
    „Beuge
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