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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen
Autoren: Michael Kubiak
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ganze Hass ihres neuen Herrn und Meisters galt.
    Professor Zamorra!
    ***
    Pfeifend strich der Wind um seinen hageren Körper. Mordius krampfte sich an den Füßen der fliegenden Fabelwesen fest und hatte trotz der beträchtlichen Höhe, in der sie dahinjagten, keine Angst, abzustürzen. Er wusste, dass ein Mächtiger über ihn wachte und ihn beschützte.
    Mordius fragte sich nur, wie die Bestien, die ihn da durch die Lüfte trugen, zu steuern waren.
    Er konzentrierte sich und versuchte, sie gedanklich zu beeinflussen. Mit aller geistigen Kraft, deren er fähig war, befahl er ihnen einen an sich unbedeutenden Kurswechsel.
    Und zu seiner übergroßen inneren Befriedigung folgten sie dem Befehl genau. Das unheimliche Trio beschrieb einen weiten Bogen über der nächtlichen Landschaft.
    Scharf hob sich das Gespann des Satans gegen die bleiche Scheibe des Mondes ab. Wie ein Scherenschnitt konnte es einem aufmerksamen Betrachter erscheinen, doch hatte zu dieser Zeit niemand Interesse, den Mond zu beobachten. In diesem Landstrich war das Tagewerk härteste Arbeit, und die Bauern der Umgebung waren rechtschaffen müde. Hier gab es kein ausgeprägtes Nachtleben – zumindest nicht für Touristen und nicht in der Öffentlichkeit.
    Die beiden Wesen stießen schrille Schreie aus. Es schien, als würden sie sich freuen, endlich der jahrhundertealten Fessel entronnen zu sein. Mordius triumphierte mit ihnen. Bald würde er es endlich geschafft haben. Dann stand ihm nichts mehr im Wege. Doch solange noch Professor Zamorra ein ernstzunehmender Gegner war, konnte er seine verbrecherischen Vorhaben nicht verwirklichen.
    Mordius schaute nach unten auf die Erde und versuchte sich zu orientieren. Er erkannte deutlich ein Wäldchen und verschiedene Buschgruppen. Tief unter ihm lag die Landschaft da, vom Mondlicht übergossen. Nun konnte Mordius auch die Spuren auf dem Feld sehen, auf dem die teuflische Panzerschlacht gegen den Professor stattgefunden hatte. Mordius konnte jetzt noch nicht begreifen, wie er hatte unterliegen können. Sollte er sich in den Fähigkeiten des Professors doch getäuscht haben?
    Mordius knirschte mit den Zähnen. Er würde es ihm schon zeigen.
    Er spürte deutlich die raue Haut in seinen Händen. Das erinnerte ihn daran, dass er nicht allein hier oben war und dass sein Plan endlich Gestalt annehmen musste.
    Was hatte der Höllenfürst gesagt? Ein kleines Dorf in den Karpaten sollte für Zamorra zum Verhängnis werden. Der Höllenfürst hatte zwar den Namen des Ortes nicht genannt, und er hatte auch nicht beschrieben, wo der Ort lag, doch instinktiv wusste Mordius, wie er das Dorf würde finden können. Das erfüllte ihn wieder mit Freude, denn nun erkannte er, dass er einen mächtigen Verbündeten hatte.
    Einige Kilometer voraus machte Mordius die Burg aus, die sein Ziel war. Château de Montagne! Hass stieg in ihm auf und ließ ihn erneut die Zähne knirschend aufeinanderbeißen.
    Die Flugwesen beschrieben einen neuen weiten Bogen, ohne dass er ihnen den Befehl dazu gegeben hätte. Sie schienen ohne sein Zutun genau zu wissen, was sie zu tun hatten.
    Das Schloss kam immer näher. Mit mörderischer Geschwindigkeit stießen die raubvogelähnlichen Wesen darauf herunter. Mordius konnte schon das Dach ausmachen und suchte bereits einen Platz, auf dem sie würden landen können.
    Er fand ihn im gleichen Moment wie die Wesen. Nur steuerten sie direkt darauf zu und breiteten die Flügel aus, um das Tempo ihres Fluges zu drosseln. Der Dachfirst kam rasch näher. Mordius konnte nun deutlich die einzelnen Dachschindeln unterscheiden.
    Dann erfolgte der Aufprall.
    Seine Knie krachten gegen die Firstkante. Aber er verspürte keine Schmerzen. Seine Nerven hatten ihre Funktion eingestellt. Nur sein Gehirn arbeitete noch. Und das machte ihn so gefährlich, denn er kannte nicht die normalen Hemmungen, denen sich die Menschen gegenübersehen.
    Die beiden Flugwesen hatten sich im Augenblick des Aufpralls an der Firstkante festgeklemmt. Sie hielten den untoten Wissenschaftler, der abzurutschen drohte. Gekonnt zerrten sie ihn vollends auf die Kante.
    Mordius rutschte solange hin und her, bis er rittlings dasaß und ungehindert in den Burghof und auf die angrenzenden Gebäude hinunterschauen konnte. Die weißen Steine des Hofes schimmerten zu ihm herauf. Doch Mordius hatte keinen Sinn für die Schönheit dieser Idylle. Er kannte nur seinen Hass, der endlich befriedigt werden sollte. Seine Gedanken tasteten sich über die Mauern des
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