Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
die Hand des Untoten auf dem Fleck fest.
    Mordius stöhnte in ohnmächtiger Wut auf. Er spannte seine Muskeln an und wollte den Professor zu Fall bringen. Aber Zamorra war darauf vorbereitet. Er pendelte die wütende Geste des Untoten aus, hielt ihn aber trotzdem sicher auf dem Boden nieder.
    Er entsann sich des geschrienen Rates und suchte sein neues Ziel.
    Er legte den Kopf in den Nacken und fasste den leuchtenden Punkt im Zentrum der steinernen Kuppel ins Auge. Das Flimmern, das von diesem Punkt ausging, war kaum wahrnehmbar. Zamorra erkannte es jedoch und musste erkennen, dass sich die Lichtaura aus der Spitze der Kuppel bis hinunter auf die seltsame Arena erstreckte und sie ganz einhüllte. Sollte dieses Stück leuchtender Materie auch für den rätselhaften Schutzschirm verantwortlich sein?
    Zamorra konnte es zwar nur vermuten, doch darüber hinaus hoffte er inständig, dass er mit seiner Theorie Recht behalten möge. Was ihm jetzt einzig und allein noch weiterhelfen konnte, war die Freiheit, sich frei zu bewegen, ohne durch unsichtbare und undefinierbare Hindernisse eingeengt zu sein.
    Zamorra versetzte die Kugel in leichte Schwingungen. Immer größer wurde der Bogen, den die Kugel, durch die Kette gehalten, beschrieb.
    Immer größer und weiter. Mit brutaler Gewalt zerrten die Fliehkräfte an Zamorras Schulter. Er biss die Zähne zusammen und ließ die Kugel noch weiter schwingen. Bis sie endlich einen vollständigen Kreis um die Faust des Professors beschrieb.
    Die eisernen Spitzen des Mordinstruments schleiften mit hellem Singen über die Felsplatten des Bodens. Funken sprühten nach allen Seiten.
    Die Kugel vollführte einen weiteren Kreisflug um die Hand des Professors. Konzentriert behielt er sein Ziel im Auge. Der Fleck in der Spitze der Kuppel hatte sein Aussehen noch nicht verändert. In seinem grellen Licht strahlte er weiter, als wäre nichts geschehen.
    Als die Kugel den Punkt höchster Fahrt erreicht hatte, ließ Zamorra die Kette los. Unter leisem Pfeifen schoss die Kugel in die Höhe und näherte sich mit unwiderstehlicher Gewalt ihrem Ziel. Nichts konnte jetzt mehr den Flug des dornigen eisernen Balles aufhalten.
    Und Zamorra wusste nicht, was geschehen würde, wenn die Kugel ihr Ziel fand und auch traf…
    ***
    Für Zamorra schien auf einmal die Zeit stehen zu bleiben. Alles lief ab wie im Zeitlupentempo.
    Die eiserne Kugel raste auf die Lichtquelle in der Spitze der Kuppel zu. Die lange Kette zog sie wie einen Kometenschweif hinter sich her. Mordius, der immer noch auf dem Boden lag, wand sich unter Zamorras Fuß wie eine Schlange, die ihren tödlichen Biss anbringen will. Seine zu Klauen gekrümmten Hände fuhren in hektischer Ruhelosigkeit über den Boden, als suchten sie nach einem Halt.
    Sie fanden ihn auch – im anderen Fuß des Professors. Mordius packte zu und versuchte, Zamorra zu Fall zu bringen. Ein hohles Keuchen drang aus dem halbgeöffneten Mund des Untoten, dessen Gesicht von Zamorras Fuß auf die kalten Steinplatten gepresst wurde.
    Zamorra war nur für wenige Augenblicke unkonzentriert gewesen. Er hatte der Kugel nachgeschaut und nicht auf seinen Gegner geachtet. Das sollte er jetzt büßen.
    Mordius hatte mit seinem Versuch Erfolg, und Zamorra kam ins Schwanken. Hilflos mit seinen Armen rudernd, sackte er seitlich zu Boden. Mit einem wilden Aufschrei wollte Mordius sich auf ihn stürzen, um ihm mit bloßen Händen den Garaus zu machen.
    Da traf die Kugel auf die geheimnisvolle Lichtquelle auf!
    Es gab einen ohrenbetäubenden Krach. Ein vielstimmiger Schrei erscholl, der zu einem Wimmern wurde, das aus der Hölle selbst zu kommen schien. Mordius verharrte mitten in seiner Bewegung, als hätte ihn die Faust eines Zyklopen getroffen. Kraftlos fiel er wieder auf den Boden, wobei sein Gesicht mit einem vernehmlichen Klatschen auf den kalten Stein prallte.
    Der untote Wissenschaftler wand sich in konvulsivischen Zuckungen, als stände er unter Strom. Und immer wieder stieß er ein schmerzgepeinigtes Röhren aus, das die ganze Burg durchdrang und als geisterhaftes Echo wiederkehrte.
    Ein Knirschen, und das Licht erlosch. Trotzdem wurde es nicht dunkel in dem Raum. Der Gegenstand in der Kuppel zerbarst in tausend Stücke, die sich wie ein Funkenregen auf den Boden unter der Kuppel ergossen. Ganz am Rande nahm Zamorra wahr, dass auch das Flimmern um den Kampfplatz erlosch.
    Probeweise kroch er auf den Rand zu und rollte sich darüber hinweg. Es ging ohne Schwierigkeiten. Dann musste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher