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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen
Autoren: Michael Kubiak
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wurde von Fackeln gespendet, die in eisernen Halterungen an den Wänden befestigt waren.
    Die beiden Flugwesen schleiften den Professor weiter, und er konnte nun den ganzen Raum übersehen. Es war der Rittersaal der Felsenburg, zumindest ließ seine Größe das vermuten. In der Mitte des weiten Saales stand ein riesiger Tisch, eine Festtafel, die gedeckt war, als solle ein Siegesmahl an ihr stattfinden.
    Eine Ahnung sagte dem Professor, dass hier der Sieg über ihn gefeiert werden sollte. Radu schien seine Gedanken wieder einmal erraten zu haben, denn er nickte und meinte: »Du hast ganz Recht. Hier werden wir einen neuen Sieg der Hölle feiern, und du wirst gleichzeitig in unseren Kreis aufgenommen. Du sollst zwar noch eine Möglichkeit bekommen, dich deiner Haut zu wehren, doch hast du jetzt schon verloren. Bis jetzt hast du es nicht geschafft, dir deinen Widersacher Mordius vom Hals zu schaffen, dann wird es dir auch in der nächsten Nacht nicht gelingen. In wenigen Augenblicken wirst du Gelegenheit bekommen, deinem Gegner gegenüberzustehen. Du hast von ihm keine Gnade zu erwarten, denn auch er muss sich in unserem Sinne bewähren. Wenn er dir unterliegt, dann wartet auch auf ihn die ewige Verdammnis, wie sie auch auf uns wartet. Nur wird Mordius sofort zur Hölle fahren und dort ewige Pein erdulden müssen.«
    Und mit lauterer Stimme fuhr er fort: »Kommt meine Kinder, nehmt Platz. Das Fest kann bald beginnen. Und verfolgt genau, dass auch in dieser Zeit den Menschen Grenzen gesetzt sind, sich gegen die Mächte der Finsternis durchzusetzen!«
    Die alten Menschen aus den Gemälden drängten sich an Zamorra und seinen beiden unheimlichen Wächtern vorbei und verteilten sich auf den Stühlen, die um die Festtafel gruppiert waren. Niemand schien Zamorra einen Blick zu schenken. Für sie existierte er nicht mehr. Nur Zora, das junge Mädchen, verharrte kurz neben Zamorra.
    Sie machte Anstalten, etwas zu ihm zu sagen, ihm ein Zeichen zu geben, doch eine herrische Armbewegung Radus trieb sie weiter, dem Befehl Folge zu leisten.
    Trotz seiner hoffnungslosen Lage erfüllte Zamorra der Anblick des Mädchens mit leiser Freude. Wenigstens war er nicht ganz allein hier in dem Schloss der verlorenen Seelen, wie er es für sich getauft hatte. Doch auch sie würde ihm nicht helfen können. Das glaubte er genau zu wissen.
    Er verfolgte sie mit seinen Blicken, wie sie sich einen Platz an der Tafel suchte, sich dort niederließ und nicht wagte, den Kopf zu heben. Doch die Strahlen eines warmen Gefühls trafen sein Denken und erfüllten ihn wunderbarerweise mit einem letzten Rest Zuversicht, der ihn nicht vollends aufgeben ließ. Solange er noch lebte, das heißt, atmete und sich bewegen und denken konnte wie ein normaler Sterblicher, hatte er noch Hoffnung und vielleicht sogar eine Möglichkeit, dieser Situation Herr zu werden.
    Die beiden Ungeheuer rechts und links von ihm setzten sich wieder in Bewegung. Sie schleppten ihn an der Tafel vorbei, und auch jetzt würdigte ihn keiner der Sitzenden eines Blickes.
    Am Kopfende der Tafel war der übrige Raum durch einen Vorhang abgeteilt, der von der Decke bis hinunter auf den Boden reichte. Auch dieser Stoff war aus blutrotem Samt. Wenige Schritte vor dem Vorhang ließen die Wesen den Professor einfach fallen und traten beiseite.
    Zamorra, der damit nicht gerechnet hatte, stürzte schwer auf die kalten Steinplatten. Mit einem dumpfen Geräusch prallte sein Kopf auf den Fels und schickte neue Schmerzwellen durch seinen gemarterten Körper. Zamorra stöhnte verhalten auf. Doch er besann sich seiner Aufgabe, von der er noch gar nicht wusste, wie sie aussehen sollte.
    Radu rief etwas in einer unbekannten Sprache. Gleichzeitig erklang ein Rauschen, und kalte Luft fuhr Zamorra ins Gesicht.
    Unwillkürlich hob er den Kopf, um zu sehen, was geschah.
    Vor ihm glitt der Vorhang auseinander und gab den Blick auf den dahinter liegenden Raum frei. Es war eine leicht erhöhte, ebene Fläche unter einem kuppelartigen Gewölbe. Ganz oben in der Kuppel strahlte von einem einzigen Punkt fahlweißes Licht herunter und leuchtete die ganze Fläche aus.
    Im Schein des geheimnisvollen Lichtes aber stand der, dem er bis hierher gefolgt war.
    Es war Mordius, dessen Gesicht von einem satanischen Grinsen zu einer Fratze der Hölle verzerrt wurde. Und in der rechten Faust hielt er ein Schwert, das zwei normale kräftige Männer nicht hätten tragen können…
    ***
    Zamorras Ahnung wurde zur Gewissheit. Er sollte
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