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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wahrzunehmen. Ein Echo, das die Anwesenheit des Dämons in ihm zurückgelassen hatte.
    Er schloß die Augen, saß in einem bequemen Sessel, umringt von Glynn und Juri Tarkowskij, Suko und mir, und er horchte in sich hinein.
    Plötzlich bewegten sich seine Lippen. Sie formten einen Namen, der leise aus seinem Mund kam: »Ruvanveli«, sagte Robin Sargent fast flüsternd. »Ruvanveli war in mir!«
    Ich hörte diesen Namen zum erstenmal.
    Juri Tarkowskij hingegen nicht. Er blickte mich mit gespannten Zügen an und preßte nervös hervor: »Ruvanveli ist ein Dämon übelster Sorte. Böse Menschen verehren ihn. Sie beten ihn in einem Tempel an, dessen Standort nur die Eingeweihten kennen. Er besitzt sieben Arme und trägt ein schreckliches Horn auf seiner Stirn. Er hat sich selbst das Herz aus der Brust gerissen und es in einen Schrein getan, der von seinen Dienern verehrt wird.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte ich den Russen.
    Tarkowskij fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich weiß es nicht mehr genau, wer mir von Ruvanveli erzählt hat. Als ich von diesem Dämon hörte, war ich ziemlich betrunken.«
    »Waren Sie nicht immer ziemlich betrunken, wenn Sie zu Andrew De Toth kamen?« fragte ich sofort.
    Tarkowskij blickte mich lange an und schwieg. »Andrew De Toth. Ja, ich glaube, er war es, der mir von Ruvanveli erzählte.«
    »Suko!« rief ich. Der Chinese nickte und eilte mit mir aus dem Haus des Russen.
    »Was hältst du von dieser Überraschung?« fragte ich meinen Partner. Ich ließ den Motor des Cadillac aufheulen.
    »Tarkowskij sagt, daß Ruvanveli von bösen Menschen verehrt wird. Vielleicht betet auch Andrew De Toth ihn an. Denkbar wär’s«, sagte mein Freund.
    Ich jagte den Caddy in Richtung Rathaus. »Wenn Andrew De Toth zu Ruvanvelis Bande gehört, werden wir ihm in wenigen Minuten die Daumenschrauben ansetzen, damit er uns verrät, wo sich dieser geheimgehaltene Tempel befindet.«
    Deutlich hatte ich die Geistererscheinung vor mir, der ich bisher zweimal begegnet war.
    Das war Ruvanveli gewesen.
    Ich erinnerte mich an das Loch in seiner Brust.
    Das Herz hatte er sich selbst herausgerissen. Es lag in einem Schrein. Das hieß für uns, wir mußten diesen Schrein so schnell wie möglich finden. Und wir mußten das Herz des Dämons vernichten, denn damit vernichteten wir automatisch auch ihn.
    Blieb nur noch zu klären, wohin die geraubten Kinder gebracht worden waren.
    Nahe dem »White Ghost« setzte ich unseren Cadillac in eine Parktasche zurück. Wir überquerten die Straße und eilten auf Andrew De Toths Lokal zu. Ich hatte das Gefühl, daß wir einen großen Schritt weitergekommen waren.
    Hinter uns wurde ein Wagen gestartet. Kein Geräusch, das uns beunruhigen mußte. Das Fahrzeug schob sich langsam aus der Parklücke. Es gab keine Veranlassung, zurückzublicken, doch ich spürte ein eigenartiges Prickeln auf meiner Brust.
    Mein Kuzifix warnte mich.
    Uns drohte Gefahr!
    Irritiert warf ich nun doch einen Blick über die Schultern. Der Wagen beschleunigte.
    Und plötzlich zog sich meine Kopfhaut schmerzhaft zusammen. Mit geweiteten Augen starrte ich den Wagen an. Er war leer. Niemand saß hinter dem Steuer. Magische Kräfte bewegten ihn und ließen ihn in diesem Moment wie einen tödlichen Torpedo auf uns abzischen…
    ***
    »Vorsicht!« rief ich Suko zu. Gleichzeitig versetzte ich ihm einen kraftvollen Stoß, der ihn auf den Bürgersteig hinaufbeförderte.
    Ich hechtete hinter meinem Freund her.
    Das dröhnende Fahrzeug war in Sekundenschnelle heran. Meine Beine schlugen gegen die Stoßstange. Ein schmerzhaftes Ziehen war die Folge, das bis zur Hüfte hinaufreichte.
    Ich wurde in die Gosse geschleudert und preßte mich fest gegen den Rinnstein. Dicht neben mir raste das Teufelsgefährt vorbei. Das Luftpolster, das vor dem Geisterwagen hergeschoben wurde, nahm mir einen Augenblick den Atem.
    Als der Spukwagen an mir vorbeigefegt war, sprang ich auf die Beine und klopfte mir den Schmutz von der Hose.
    »Verdammt!« stieß Suko überrascht hervor. »Hast du das eben mitgekriegt, John?«
    »Zum Glück früher als du«, gab ich zurück.
    »Ich meine, ist dir aufgefallen, daß in diesem Wagen keiner drinnen saß?«
    Das Fahrzeug schoß mit großer Geschwindigkeit die Straße entlang und bog dann scharf mit quietschenden Pneus nach links ab.
    »Vielleicht saß doch einer hinter dem Lenkrad«, sagte ich knirschend.
    »Etwa ein Liliputaner, den wir nicht sehen konnten?«
    »Ich tippe eher auf Ruvanveli«,
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