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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sie immer mehr in den Morast einsank.
    »Ich will nicht sterben!« schrie sie verzweifelt. »Laß mich los!«
    »Du mußt mit mir kommen. Ruvanveli will es so!« zischte ihr Mann, und er zerrte sie immer weiter in das Todesmoor hinein.
    Bald blieben sie stecken. Als Brenda keine Chance mehr hatte, aus dem Sumpf herauszukommen, ließ Reymond Merchant sie los. Er breitete seine Arme aus, hob den Kopf, blickte zum Himmel empor und schrie mit kräftiger Stimme, während er und seine Frau immer tiefer in das Moor einsanken: »Herr, wir kommen!«
    Sie versanken sehr schnell.
    Und Ruvanveli nahm an ihrem Ende schaurig lachend teil…
    ***
    Das Fahrzeug, das uns führerlos zu überrollen drohte, war weg. Ich atmete tief durch. Der Dämon fing an, seine zahlreichen Register zu ziehen, um uns loszuwerden.
    Ich streifte den Eingang des »White Ghost« mit einem kurzen Blick und entdeckte Bathseba. Sie schien gesehen zu haben, was vorgefallen war.
    War sie dafür am Ende sogar verantwortlich gewesen?
    Sie wandte sich rasch um und verschwand in Andrew De Toths Lokal, auf das Suko und ich nun zusteuerten. Der häßliche Amerikaner begrüßte uns mit einem Kopfnicken. Seine Brauen waren wie drohende Gewitterwolken zusammengezogen.
    Er machte den Eindruck, als würde ihn etwas bedrücken.
    Bathseba war im Gastraum nicht zu sehen.
    Ich fragte De Toth, ob er für uns Zeit hätte. Wir setzten uns an einen Tisch. Ohne Umschweife erzählte ich von Robin Sargent, und daß dieser sich daran erinnerte, von Ruvanveli besessen gewesen zu sein.
    De Toth horchte auf. »Von Ruvanveli?«
    Ich nickte. »Sie haben mit Juri Tarkowskij über diesen Dämon gesprochen.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Andrew De Toth. Ich wechselte mit Suko einen raschen Blick. Wir hatten damit gerechnet, daß De Toth das leugnen würde.
    »Es soll einen Tempel geben, in dem sich Ruvanvelis Herz befindet«, sagte ich.
    »Es wird in einem Schrein verwahrt«, sagte De Toth. »Ruvanvelis Anhänger beten dieses Herz an.«
    »Sind Ihnen solche Anhänger bekannt?«
    Andrew De Toth blickte auf seine großen Hände.
    »Gehören Sie zu Ruvanvelis Gefolge?« fragte ich den Amerikaner geraderaus.
    Er schüttelte erschrocken den Kopf. »Liebe Güte, nein!« Er räusperte sich. »Damit habe ich nichts zu tun. Wer sich mit Ruvanveli einläßt, verliert seine Seele. Ich will mit diesem Dämon nichts zu tun haben. Ist mir zu gefährlich. Es heißt zwar, daß er seine Anhänger reich und mächtig macht, aber keiner spricht von dem schrecklichen Preis, den diese Menschen dafür bezahlen müssen. Nein, nein. Das ist nichts für mich!«
    Ich merkte deutlich, daß er zu diesem Thema noch etwas auf der Zunge hatte. Er schien noch einen Moment mit sich zu ringen, ob er uns ins Vertrauen ziehen sollte.
    Plötzlich platzte es aus ihm heraus: »Seltsam, daß Sie ausgerechnet heute zu mir kommen und mit mir über Ruvanveli reden, Mr. Sinclair.«
    »Ich konnte nicht früher kommen, weil ich erst vor kurzem den Namen des Dämons erfuhr«, antwortete ich.
    Andrew De Toth leckte sich die Lippen. Er war sichtlich nervös. »Ich weiß nicht, ob ich jetzt einen Fehler begehe… Verdammt, man kann den Dingen nicht einfach ihren Lauf lassen…«
    »Wo befindet sich dieser Ruvanveli-Tempel?« unterbrach mein chinesischer Partner das Herumgerede des Amerikaners. »Wissen Sie es?«
    »Bis vor zwei Stunden wußte ich es nicht«, sagte Andrew De Toth. Er warf einen Blick über seine Schulter, um sich zu vergewissern, daß außer uns niemand hörte, was er sagte. »Ich war wie vom Donner gerührt… Daß mit Bathseba irgend etwas nicht stimmte – diesen Verdacht hatte ich schon seit geraumer Zeit, aber ich redete mir ein, daß ich mir das bloß einbildete. Sie schien ab und zu in Trance zu verfallen. Dann war sie unansprechbar, und ich beobachtete sie mehrmals, wie sie Selbstgespräche führte. Manchmal verschwand sie, ohne mir ein Wort zu sagen, wohin sie gehen wollte. Sie war plötzlich nicht mehr da. Wenn ich sie nach ihrer Rückkehr fragte, wo sie gewesen sei, gab sie mir entweder gar keine oder bloß eine recht ausweichende Antwort. Heute fiel mir zum erstenmal rechtzeitig auf, daß sie die Absicht hatte, wieder mal zu verduften, ohne mich zu fragen. Ich ließ mich von einem Freund vertreten und folgte dem Mädchen. Was glauben Sie, wohin Bathseba ging?«
    »Zu Ruvanvelis Tempel!« sagte Suko.
    Andrew De Toth nickte ernst. »Genau. Mann, war das vielleicht ein Schock für mich. Bathseba – eine
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