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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Hilfe.
    Superintendent Powell, mein Chef, bat mich in sein Büro und erklärte mir den Sachverhalt. Ich fragte unverzüglich: »Wann soll ich fliegen, Sir?«
    »Gestern«, antwortete Powell trocken. »Wenn ich dazu als Privatmann noch eine Bitte äußern dürfte…«
    »Selbstverständlich, Sir.«
    »Treten Sie die Reise nicht allein an. Nehmen Sie Ihren Freund Suko mit. Man kann nicht wissen, was in Kandy auf Sie zukommt.«
    Ich hatte nicht die Absicht gehabt, Suko, dieses Kraftbündel, zu Hause zu lassen. Der Chinese war ein schwerer Brocken mit fürchterlichen Karatefäusten, mit denen er sich und mich schon aus manchen brenzligen Situationen herausgehauen hatte.
    Der Chinese mit dem breiten Pfannkuchengeicht und dem schütteren, in der Mitte gescheitelten schwarzen Haar besaß sehr viel Mut. Er war eine Hilfe für mich, auf die ich nur ungern verzichtete.
    Wir flogen also nach Ceylon.
    Während wir noch unterwegs waren, eilte uns ein Telex voraus, das uns alle bürokratischen Hindernisse aus dem Weg räumte.
    Wir arbeiteten nicht zum erstenmal auf internationaler Ebene, aber es war noch nie so hochoffiziell geschehen wie diesmal. Bei unserer Ankunft in Colombo wurden wir von zwei ernsten Herren abgeholt.
    Im Büro der Flughafenpolizei kam es sodann zu einem kurzen, fruchtbaren Gespräch, in dem ich den Leuten darlegte, wie ich vorzugehen gewohnt war und was ich in diesem konkreten Fall als erstes zu tun gedachte.
    Suko und ich wurden daraufhin mit einem Sesam-öffne-dich-Ausweis ausgestattet. Ein Formblatt, das uns jegliche Unterstützung von behördlicher Seite zusicherte, gaben sie uns noch zu dem Ausweis.
    Wir hatten dieselben Rechte wie ceylonesische Polizeibeamte. In mancher Hinsicht durften wir uns sogar mehr als diese erlauben, ohne daß wir Ärger zu befürchten hatten.
    Ein gutes Gefühl, das einem den Rücken stärkt.
    Suko wies auf den Klingelknopf. In dem Haus, vor dessen Eingangstür wir standen, wurde immer noch auf dem Klavier herumgehämmert. Mein erstes Klingeln war in einem zornigen Crescendo untergegangen.
    »Versuch’s noch mal, John«, sagte der Chinese.
    Ich läutete abermals.
    Die Tür wurde eine halbe Minute später geöffnet. Ein knurrendes BaßTremolo brauste uns ins Gesicht.
    Wir befanden uns in jenem Teil von Kandy, in dem vorwiegend Europäer wohnten.
    Vor uns stand eine zarte Frau mit heller Haut. Sie trug ein cremefarbenes Seidenkleid, das weich über ihre weiblichen Formen fiel. Ihr helles Haar war kurz geschnitten. Der Pony endete in der Mitte ihrer Stirn, auf der wir Sorgenfalten entdeckten.
    Ich zückte meinen Sonderausweis. »Sind Sie Mrs. Glynn Tarkowskij?« erkundigte ich mich.
    Die Frau nickte.
    »Ich bin John Sinclair. Oberinspektor von Scotland Yard. Die hiesigen Behörden haben mich um Hilfe gebeten. Das ist mein Partner Suko.«
    Glynn Tarkowskij griff nach meinem Ausweis. Sie war mißtrauisch. Ich fand das ganz in Ordnung. Sagen kann man viel. Ob es aber auch der Wahrheit entspricht, davon sollte man sich lieber gründlich überzeugen.
    »Darf ich mal?« fragte die Frau.
    »Natürlich«, sagte ich und überließ ihr den Ausweis.
    Als sie ihn mir wieder zurückgab, fragte Suko: »Möchten Sie, daß auch ich mich…«
    »Nicht nötig, Mr. Suko«, fiel Glynn Tarkowskij meinem Freund ins Wort. »Bitte treten Sie ein.« Die Frau gab die Tür frei. Wir betraten eine kalt wirkende Marmorhalle. Das Klavierspiel wurde zu einem wilden Angriff auf unser Trommelfell.
    Wir befanden uns im Haus des berühmten russischen Komponisten Juri Tarkowskij. Er hatte zehn Jahre lang in Moskau gearbeitet, war vom herrschenden Regime eines Tages wegen konterrevolutionärer Ideen angeprangert und auf die schwarze Liste gesetzt worden, womit sein Leidensweg begonnen hatte.
    Als man ihn in eine Irrenanstalt einweisen wollte, gelang ihm eine abenteuerliche Flucht in den Westen. Er bat in Amerika um politisches Asyl. Es wurde ihm gewährt.
    Diplomatische Aktivitäten folgten. Moskau verlangte die Auslieferung Juris. Juri Tarkowskij dachte jedoch nicht mehr daran, in seine Heimat zurückzukehren.
    Fünf Jahre kämpfte er um seine persönliche Freiheit. Er bekam sie schließlich auf Ceylon, ließ sich in Kandy nieder und heiratete eine junge Britin. Sie bekam ein Kind.
    Ein Junge namens George – der nun seit einer Woche spurlos verschwunden war…
    Glynn Tarkowskij hob mit einem entschuldigenden Lächeln die Schultern. Es war wegen des lauten Klavierspiels. »Das ist mein Mann. Er versucht den
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