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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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seine Hand auf meinen Arm. Ich wandte mich um. Er blickte mir fest in die Augen. »Sie sind ein guter Mensch, Mr. Sinclair. Das fühle ich. Ein guter, aufrichtiger Mann. Darf ich Sie bitten, ehrlich zu sein?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich möchte von Ihnen eine Antwort ohne Ausflüchte.«
    »Fragen Sie«, sagte ich nickend.
    »Welche Chance haben meine Frau und ich, George wiederzusehen?«
    »Mr. Tarkowskij, Sie haben mich gebeten, Ihnen ohne Ausflüchte zu antworten, und ich will das auch gern tun. Aber Ihre Frage ist leider noch verfrüht. Sehen Sie, Mr. Suko und ich sind erst seit wenigen Stunden in diesem Land. Wir sind gerade dabei, uns ein Bild von diesem rätselhaften Fall zu machen. Ich schlage vor, Sie lassen uns ein paar Tage Zeit und stellen uns die Frage dann noch einmal. In der Zwischenzeit werden mein Partner und ich wahrscheinlich so viel in Erfahrung gebracht haben, daß ich Ihnen auf Ihre Frage wenigstens eine halbwegs erschöpfende Antwort geben kann.«
    Der Russe ließ mit trauriger Miene meinen Arm los.
    »Lassen Sie den Kopf nicht hängen!« redete ich ihm zu. »Sie selbst sind davon überzeugt, daß Ihr Sohn, noch am Leben ist. Sie müssen jetzt nur fest genug daran glauben, daß alles wieder gut wird.«
    »Das hoffe ich«, sagte der Komponist leise. »Das wünsche ich mir von ganzem Herzen, Mr. Sinclair.«
    »Wir hören wieder voneinander«, sagte ich und wollte mich in den Cadillac setzen.
    In diesem Augenblick erschien Glynn Tarkowskij in der Haustür. Die Art, wie sie ging, gefiel mir nicht. Sie schwankte. Das beunruhigte mich. Ich lief um den Wagen herum.
    Auch Juri Tarkowskij hatte bemerkt, daß mit seiner Frau irgend etwas nicht stimmte. Er war schneller bei ihr. Er griff nach ihr und stützte sie. Sie war bleich im Gesicht.
    »Glynn! Liebes! Was ist mit dir?« fragte der Komponist erschrocken.
    Die junge Frau sah mich mit unruhigem Blick an. Ihre Augen streiften Suko und hefteten sich gleich darauf auf Juri.
    »Da… da war eben ein Anruf«, sagte sie leise. Jedes Wort, das sie sprach, schien ihr große Mühe zu machen.
    Wir alle hatten das Läuten gehört.
    »Wer war es?« fragte Juri Tarkowskij mit belegter Stimme. »Glynn! Du mußt es uns sagen! Wer hat angerufen?«
    »Brenda«, kam es krächzend über Glynns Lippen.
    »Brenda Merchant…«
    Der Russe riß erschrocken die Augen auf. Er ahnte, welchen Inhalt der Anruf gehabt hatte. »Ist etwas… Ist etwas mit ihrem Jungen?«
    Glynn nickte langsam. Sie war wie in Trance. Ihr fiel zu dieser Katastrophe wieder der eigene Schmerz ein.
    »Wurde Abel geraubt?« fragte Juri Tarkowskij heiser.
    »Ja. Und Reymond liegt wie tot im Kinderzimmer«, ergänzte Glynn die Hiobsbotschaft, die uns alle verdammt unter die Haut ging.
    ***
    Ich bat den Russen um die Adresse der Merchants. Er gab sie mir, beschrieb mir den Weg dorthin, winkte dann aber ab und sagte entschieden: »Ich komme mit Ihnen!«
    Glynn zuckte erschrocken zusammen. »Juri…!«
    »Glynn, Brenda braucht jetzt Hilfe!« sagte der Russe eindringlich.
    »Und was soll ich tun, während du weg bist? Juri, ich habe Angst. Du darfst mich nicht allein lassen. Das würden meine angegriffenen Nerven nicht aushalten.«
    »Sie können getrost hierbleiben, Mr. Tarkowskij«, sagte ich. »Mr. Suko und ich werden uns um Brenda Merchant und ihren Mann kümmern.«
    »Wenn Sie dennoch Hilfe benötigen sollten, lassen Sie es mich wissen, Mr. Sinclair.«
    »Das mache ich«, versprach ich und eilte mit meinem chinesischen Freund zum Leih-Caddy zurück.
    Wir fuhren eine Meile am Mahaweli Ganga entlang. Kandy wird von diesem Fluß auf drei Seiten begrenzt.
    Zehn Minuten später tauchte vor uns das zweistöckige Apartmenthaus auf, in dem die Merchants wohnten.
    Suko und ich liefen die Treppe hoch. Die Wohnungstür stand offen. Wir hörten eine Frau weinen. Brenda Merchant. Sie kauerte – in einen weißen Schlafrock gehüllt – im Kinderzimmer neben ihrem leblos daliegenden Mann.
    Als ich ihr sanft meine Hand auf die zuckende Schulter legte, riß sie den Kopf hoch. Sie starrte mich mit schockgeweiteten Augen an und fing wie am Spieß zu schreien an.
    Sie sprang auf. Sie schlug um sich.
    Sie wich vor mir in panischer Angst zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß. »Nein!« schrie sie verstört. »Nein! Gehen Sie! Lassen Sie mich!«
    »Sie brauchen vor uns keine Angst zu haben, Mrs. Merchant«, sagte ich beruhigend. »Wir sind hier, um Ihnen zu helfen. Mein Name ist John Sinclair. Das ist Mr.
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