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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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einem Schweißfilm überzog und stellte fest, daß mein Herz wesentlich schneller schlug.
    Drei Zoll.
    Das glitzernde Etwas verströmte mit einemmal eine eisige Kälte, die mir in die Glieder fuhr. Gleichzeitig spürte ich einen Widerstand, den ich nicht sehen konnte.
    Vielleicht war er in mir, ich wußte es nicht. Es war mir plötzlich nicht mehr möglich, die drei Zoll zu überwinden. Meine Hand hing in der Luft und weigerte sich, die restlichen drei Zoll zurückzulegen.
    »Was ist, John?« fragte Suko hinter mir ungeduldig. »Worauf wartest du? Warum machst du nicht endlich weiter?«
    Seine Worte lösten die Sperre, die das Böse in meinem Kopf errichtet hatte. Bevor es zu einer neuerlichen Sperre kommen konnte, stieß ich meine Hand vorwärts.
    Das Silberkreuz berührte die schillernde Spur.
    Ein markerschütterndes Kreischen und Heulen flog durch die Nacht. Im selben Augenblick fing das glänzende Etwas zu dampfen an. Nebelschwaden stiegen davon auf. Es löste sich in diesem Nebel von einer Sekunde zur anderen auf, und aus den Schwaden wurde ein scheußlicher Kretin mit sieben Armen, einem Horn auf dem Kopf und glühenden Fischaugen. In der Brust – da, wo ein Mensch sein Herz trägt – hatte die Erscheinung ein großes rundes Loch.
    Brüllend, tobend und kreischend wollte sich das Ungeheuer auf mich stürzen, doch ich hielt es von mir fern, indem ich mein Kruzifix hochriß und dem Scheusal einen Bannspruch in die wutverzerrte Fratze schleuderte.
    »Haut ab!« kreischte daraufhin der Dämon außer sich vor Wut. »Verschwindet aus Ceylon! Aber macht schnell! Kehrt nach England zurück, wenn ihr nicht wollt, daß ich euch mit der Gewalt eines höllischen Blitzstrahls vernichte!«
    »Wer immer du bist!« gab ich eiskalt zurück. »Wir sind hier, um dich zur Strecke zu bringen! Was auch immer du von nun an anstellen wirst, du wirst uns nicht mehr los! Und je mehr Unheil du unschuldigen Menschen zufügst, um so schrecklicher wird dein Ende sein!«
    Der Dämon lachte schrill auf. »Narr!« geiferte er. »Narr! Du weißt nicht, wen du vor dir hast!«
    »Es ist mir gleichgültig«, erwiderte ich energisch. »Du wirst zur Hölle fahren! Deine Tage hier auf Erden sind gezählt!«
    Wieder stieß der Dämon sein überhebliches, hohntriefendes Gelächter aus. Er warf dabei seinen Körper zurück und lachte aus vollem Halse.
    Ich wollte ihn mit meinem silbernen Kruzifix attackieren, doch er schien die Gefahr rechtzeitig gewittert zu haben, denn als ich auf die Nebelerscheinung zusprang, hob sie von der Fensterbank ab. Sie flog auf den Dschungel zu und tauchte wenig später darin ein.
    Ich wandte mich langsam um und entspannte mich wieder. »Hast du das gesehen?« sagte ich zu Suko.
    »Er scheint verdammt gefährlich zu sein.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Er weiß, wer wir sind«, sagte Suko.
    »Das wundert mich nicht. Wer so viele Jahre gegen Geister und Dämonen kämpft wie wir beide, wird im Schattenreich fast automatisch zu einer Berühmtheit.«
    »Warum läßt er all die Kinder rauben?«
    Ich seufzte. »Ich wollte, ich könnte dir darauf bereits die richtige Antwort geben.«
    ***
    Es wurde eine lange Nacht. Ich bat Brenda Merchant, sich etwas anzuziehen. Danach verfrachteten Suko und ich Reymond Merchant in unseren Wagen. Wir brachten den Ohnmächtigen ins Krankenhaus und redeten kurz mit dem Arzt, einem Engländer namens Ford Blackman. Wir sagten ihm, daß wir in den nächsten vierundzwanzig Stunden wieder nach Reymond Merchant sehen würden und fuhren anschließend mit Brenda zu Glynn und Juri Tarkowskij.
    Wir bereiteten die beiden vom Krankenhaus aus telefonisch darauf vor.
    Sie hatten nichts dagegen, daß wir Brenda zu ihnen brachten. Sie konnten verstehen, daß Brenda Merchant auf keinen Fall allein zu Hause bleiben wollte. Jedenfalls nicht in dieser Nacht.
    Dr. Blackman hatte der Frau eine Beruhigungsspritze gegeben.
    Glynn nahm sie vor dem Haus in Empfang. Sie breitete mit tränennassen Augen die Arme aus, und Brenda sank seufzend nach vorn.
    Dann weinten sie beide.
    Nun hatten sie das gleiche Schicksal zu ertragen.
    Juri Tarkowskij führte die beiden Frauen in den Living-room. Er bat uns, noch nicht zu gehen, deshalb setzten wir uns mit den Leuten zusammen, obwohl ich rechtschaffen müde war und mich nach meinem Hotelbett sehnte.
    Aber ich merkte, daß diesen Menschen meine Anwesenheit half. Sie richteten sich an mir irgendwie auf. Sie wußten, daß ich gekommen war, um zu helfen. Ich war für sie deshalb
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