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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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so etwas wie ein Lichtblick in der Dunkelheit ihrer Sorgen.
    Aus diesem Grund hätte ich es nicht übers Herz gebracht, die Leute mit ihrem Kummer einfach sitzenzulassen und nach Hause zu fahren.
    Ich erzählte ihnen von der Reaktion des Dämons auf die Berührung mit meinem geweihten Kreuz. Ich sagte ihnen, daß dies nicht die einzige Waffe war, die ich gegen die Mächte des Bösen einsetzte. Ich zeigte ihnen meine Beretta, die in der Schulterhalfter steckte und mit geweihten Silberkugeln geladen war, und sprach von meinem Einsatzkoffer, der sich draußen im Kofferraum des Cadillacs befand.
    »Haben Sie keine Angst, daß Ihnen dieser Koffer mal gestohlen wird, Mr. Sinclair?« fragte mich Juri Tarkowskij.
    »Er ist versteckt, und niemand außer mir kann ihn öffnen«, sagte ich und wies auf das Sicherheitsschloß hin, das ich einbauen ließ. Machte sich ein Unbefugter daran zu schaffen, so strömte aus einer verborgenen Düse betäubendes Gas aus…
    Ich mußte den Leuten von meinen Kämpfen gegen Dämonen erzählen, und da ich all diese Fälle erfolgreich abgeschlossen hatte, wuchs das Vertrauen dieser Menschen zu mir.
    Sie hofften, daß ich auch diesen Fall lösen würde, und ich versprach ihnen, mein möglichstes zu tun.
    Wir redeten dann über die drei anderen Ehepaare, denen ebenfalls ihre Jungen geraubt worden waren.
    Das waren die Ehepaare Turman, Telyea und Agutter. Es war merkwürdig, daß die Leute einander alle mehr oder weniger gut kannten.
    Und dann erfuhr ich etwas, das mich aufhorchen ließ. Ich hoffte, daß es mich einen Schritt weiterbringen würde.
    Reymond Merchant, Juri Tarkowskij, Ted Turman, Vic Telyea und Danner Agutter hatten bisher die Gewohnheit gehabt, einmal im Monat auszugehen. Ohne Frauen.
    Zumeist wurde das dann eine deftige Sauftour, die fast immer in einem obskuren Lokal namens »White Ghost« – Weißer Geist – endete.
    Warum ausgerechnet immer im Weißen Geist, wollte ich wissen. Das konnte mir Juri Tarkowskij leicht erklären. Das »White Ghost« war das einzige Lokal in der Stadt, das rund um die Uhr geöffnet hatte.
    Der Besitzer war ein Amerikaner namens Andrew De Toth, wie Juri Tarkowskij weiter erzählte. »Einer von der Sorte Mensch, die nicht viele Freunde auf der Welt haben«, fügte der Russe hinzu.
    »Sagen Sie das, weil De Toth Amerikaner ist?« fragte ich.
    »Für mich ist die Nationalität eines Menschen nicht maßgebend. Er muß ein Mensch sein, das zählt. Ob er nun Amerikaner, Russe oder Chinese ist – was macht das schon aus…«
    »Hatten die andern auch alle etwas gegen Andrew De Toth?« wollte ich wissen.
    »Reymond Merchant haßte ihn sogar.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Sehen Sie sich den Mann an, vielleicht wird Ihnen der Grund dann klar.«
    »Das werde ich«, sagte ich. »Noch in dieser Nacht.«
    ***
    Wir stiegen in der Kande Vidiya aus dem Cadillac und gingen in Richtung Rathaus zurück, bogen dann in die Tirikunamala Vidiya ein und standen wenig später vor Andrew De Toths Lokal.
    Das war eine Mischung zwischen amerikanischem Horrorschuppen und ceylonesischem Tempel. An der weißen Front waren gräßliche Drachenköpfe aufgemalt. Ihre gelben Augen starrten uns feindselig an. Sie waren so naturgetreu gemalt, daß sie so aussahen, als könnten sie sich jeden Augenblick von der Wand lösen und sich auf uns stürzen.
    Der Feuerhauch der geschuppten Bestien war auf den Eingang gerichtet. Glutrot war die Türnische ausgeleuchtet. Man hatte das Gefühl, auf das Tor der Hölle zuzugehen.
    Ich stieß die Tür auf. Opiumgeruch stieg mir in die Nase. Suko zupfte mich am Ärmel. »Kannst du mir erklären, warum Merchant, Tarkowskij, Turman, Telyea und Agutter immer wieder hierher kamen? Würdest du das Lokal eines Kerls betreten, den du nicht ausstehen kannst?«
    »Du mußt bedenken, daß die Männer immer schon einiges geladen hatten, wenn sie hier aufkreuzten.«
    »Und da dies das einzige Lokal war, das noch auf hatte, fielen sie immer wieder ein.«
    »Weil sie noch keine Lust hatten, nach Hause zu torkeln«, sagte ich und nickte.
    Es war schummerig in der Bude. Magere Gestalten hockten in finsteren Nischen. Reglos. Sie wirkten wie ausgestopft.
    Offensichtlich beachtete uns niemand. Und doch hatte ich das Gefühl, heimlich angestarrt zu werden. Es war nicht zu ergründen, woher der süßliche Opiumgeruch kam.
    Wir hatten nicht die Absicht, uns darum zu kümmern. Wir waren aus einem anderen Grund hier. Suko und ich wollten Andrew De Toth kennenlernen.
    Der Tresen
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