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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ihr. Vier kleine Kinder waren im vergangenen Monat spurlos verschwunden. Vier Jungen. Alle in Abels Alter. Das letzte Kind, das geraubt worden war, war George Tarkowskij gewesen.
    Das Ehepaar Merchant war mit dem Ehepaar Tarkowskij eng befreundet.
    Georges Verschwinden hatte deshalb Brenda mit der Härte eines Keulenschlages getroffen, und seit dieser Nacht bangte sie um Abel.
    Sie fragte sich hundertmal am Tag, was sie tun würde, wenn auch ihr Sohn geraubt werden würde, und sie gab sich immer wieder dieselbe Antwort darauf: Ich würde darüber den Verstand verlieren!
    Brenda hing mit jeder Faser ihres Körpers an dem Jungen. Mehr als jede andere Mutter.
    Das war nicht verwunderlich, wenn man wußte, was Brenda bei der Geburt mitgemacht hatte.
    Zunächst hatte sie geglaubt, kein Baby bekommen zu können. Zahlreiche Untersuchungen hatten jedoch ergeben, daß sowohl Brenda als auch Reymond vollkommen gesund waren.
    Und dann war sie zum erstenmal schwanger geworden. Reymond und Brenda hatten sich wahnsinnig darüber gefreut, aber schon nach zwei Monaten hatte die junge Frau das Kind verloren.
    Nach einer weiteren Fehlgeburt legte sich Brenda bei ihrer dritten Schwangerschaft ins Sanatorium, und als Abel zur Welt kam, war nicht sicher, ob sie es überleben würde.
    Sie hatte es überlebt. Seither waren Brenda und Reymond Merchant die glücklichsten Eltern.
    Ein erster Schatten tauchte für sie am Horizont auf, als George Tarkowskij geraubt wurde.
    Und nun hatte es nebenan dieses seltsame zischende Geräusch gegeben. Brenda Merchant hatte das Gefühl, ihr Herz würde hoch oben im Hals schlagen. Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    Sie lauschte angespannt in die Dunkelheit hinein. Mit geweiteten Augen starrte sie zur Verbindungstür, die von ihrem Schlafzimmer ins Kinderzimmer führte.
    Irgend etwas stimmte nebenan nicht.
    Irgend etwas war bei Abel nicht in Ordnung!
    Die junge Mutter war wie gelähmt. Sie wollte die Decke zurückschlagen und aus dem Bett springen, doch sie hockte bloß da und tat nichts. Nichts! Als sie sich dessen bewußt wurde, wandte sie sich ihrem schnarchenden Mann zu. Sie griff mit beiden Händen ungestüm nach seinen breiten Schultern und schüttelte ihn.
    »Reymond!« stieß sie aufgeregt hervor. »Reymond!«
    Ihr Mann knurrte unwillig. Er schmatzte und wollte sich auf die Seite drehen. Es kam ab und zu vor, daß er zu laut schnarchte. Dann schüttelte ihn Brenda, er drehte sich um und schlief weiter, ohne zu schnarchen.
    »Reymond, um Himmels willen, wach auf!« flüsterte Brenda bestürzt.
    Daraufhin schreckte ihr Mann benommen hoch. »Was ist? Was hast du denn?«
    Seine Hand tastete nach dem Schalter der Nachttischlampe.
    »Nein«, sagte Brenda hastig. »Kein Licht!«
    »Was ist denn los?«
    »Jemand… jemand ist bei Abel, Reymond! Ich bitte dich, sieh nach dem Jungen! Ich habe große Angst um ihn!«
    Reymond Merchant war schlagartig hellwach. Wenn es um das Wohl seines Jungen ging, gab es nichts, was er nicht getan hätte. Blitzschnell sprang er aus dem Bett.
    Jetzt erst wagte auch Brenda aufzustehen. Ihr Mann lief auf die Verbindungstür zu. Er riß sie ungestüm auf. Sein Gesicht war hart, wie aus Granit gemeißelt sah es aus.
    Er hatte die Kiefer fest aufeinandergepreßt und die Fäuste zum Schlag erhoben. Eine eigenartige Kälte erfüllte den Raum. Reymond Merchant fröstelte. Mit wenigen Schritten war er beim Bett seines Sohnes.
    Es war leer!
    Merchants Kehle wurde von einer unsichtbaren Faust zugeschnürt. Er stieß einen entsetzten Schrei aus.
    Brenda erschien in der Tür. »O Gott, nein! Nein! Neiiin!« kreischte sie. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Sie wollte nicht akzeptieren, daß nun auch ihr Sohn geraubt worden war.
    Reymond Merchant warf sich herum. Er rannte zum Fenster. Auf der Fensterbank klebte etwas silbrig Glänzendes.
    Merchant hatte gehört, was dem Butler der Tarkowskijs passiert war, als er mit dieser Dämonenspur in Berührung kam, doch in seiner Panik dachte der Mann nicht an die drohende Gefahr.
    Er stützte sich, als er aus dem Fenster blicken wollte, mit beiden Händen auf dieses glänzende Etwas. Im selben Augenblick peitschte ein elektrischer Schlag durch seinen Körper.
    Er stieß einen grellen Schrei aus. Ein heftiges Zucken durchlief ihn. Er schraubte sich herum und starrte seine Frau mit schockgeweiteten Augen an. Sie sah das Glitzern an seinen Händen, die er ihr entgegenhielt und fuhr sich an die bebenden Lippen.
    Reymond
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