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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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schon war sie süchtig danach. Matt hatte den Verdacht, dass Aruula womöglich gar nicht so sehr daran gelegen hatte, Noone aus dem Brunnenschacht zu holen, als vielmehr daran, ein weiteres Mal in diesen Garten zu gelangen.
    »Danke«, sagte Matt. Moss nickte nur.
    ***
    Überall im Garten der Götter knisterten Flammen. Gemeinsam hatten Matt und Moss Feuer gelegt. Nichts sollte übrigbleiben von dem Teufelszeug, das hier wuchs und so viele Menschen ins Verderben gestürzt hatte.
    Wir müssen gehen, bedeutete Moss schließlich mit Gesten. Zu gefährlich hier. Matt nickte und half ihm, Aruula hochzuheben und zu tragen. Noone folgte ihnen. Das Mädchen wirkte immer noch verstört, und wahrscheinlich wäre es jedem gefolgt und hätte alles getan, was man von ihr verlangte.
    Sie stiegen hinab in das einstige Abwassersystem Roms, und Moss führte sie durch ein weitverzweigtes Netz aus trockenen, aber immer noch stinkenden Kanälen. Von überall her hallte Lärm zu ihnen. Schreie, Brüllen, Waffenklirren. Matt deutete nach oben und zog ein fragendes Gesicht.
    Moss grinste schief. »Keine Sorge, Maddrax«, sagte er in der Sprache der Barbaren. »Ich habe die Kämpfer der Götter befreit. Die Geschöpfe erheben sich gegen ihre Schöpfer.«
    Matt hatte Mühe zu übersetzen, was Moss sagte. Aber er glaubte zu verstehen. Aruula kam wieder zu sich, und endlich konnte Matt die Fragen stellen, die ihm auf der Zunge brannten. Moss beantwortete sie, knapp zwar, aber bereitwillig.
    Ja, er hatte Aruula von den starkmachenden Früchten essen lassen, als sie miteinander in den Gärten gewesen waren. Nur so hatte sie eine Chance gehabt, einen der Gladiatoren der Götter zu besiegen und ihn, Maddrax, zu retten.
    Matt hatte trotzdem Mühe, Dankbarkeit zu verspüren.
    »Die Wirkung wird nachlassen«, erklärte Moss, »nach einer Weile.«
    »Und du?« stellte Matt schließlich die Frage, die ihn am meisten bewegte. »Wer bist du?«
    Moss' Miene verhärtete. Sein Blick ging durch Matt hindurch und verlor sich irgendwo in der Ferne oder in der Vergangenheit.
    »Vor langer Zeit«, begann er dann endlich mit dunkler leiser Stimme, »stand ich selbst in den Diensten jener, die sich Götter nannten. Ich hieß gut, was sie taten - und was ich tat. Denn es bescherte mir und meiner Familie ein angenehmes Leben. Das Leid anderer bedeutete mir nichts - bis ich selbst zu leiden hatte.«
    Er hielt inne. Aruula übersetzte für Matt. Dann fuhr Moss fort.
    »Ich trainierte die Gladiatoren. Die Gewölbe unter der Arena waren mein eigenes kleines Reich, und wir durften im Palast der Götter wohnen. Doch dann…«
    Wieder verstummte er. Die Erinnerung schien ihn zu überwältigen. Angestrengter sprach er schließlich weiter.
    »Die Götter holten sich meine Frau und meine Tochter. Einfach so, als Zeitvertreib. Sie machten sie zu ihren Lustsklavinnen. Mein Sohn wollte ihnen beistehen, aber er wurde überwältigt und den Bestien zum Fraß vorgeworfen. Erst dadurch wurde ich darauf aufmerksam - ich fand den Kopf meines Sohnes in einem der Käfige.«
    Matt schauderte.
    »Das öffnete mir die Augen. Ich wollte eine Revolte anzetteln gegen diese falschen Götter, aber es gelang mir nicht. Diejenigen, die sich meiner Führung anvertraut hatten, verloren ihr Leben, in der Arena und in den Käfigen. Auch mich hielt man für tot. Es gelang mir, mich all die Jahren zu verbergen. Ich wusste, dass meine Stunde irgendwann schlagen würde.« Er sah Matt an. »Diese Stunde kam mit dir, Maddrax. Ich wusste es in dem Moment, da ich dich sah. Du wurdest von den wahren Göttern gesandt. Zur Rettung aller, die in dieser Stadt leben. Neue Zeiten sind angebrochen in Rooma. Und ich werde dafür sorgen, dass man den Namen Maddrax in Ehren hält.«
    Matt schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er, »es ist dein Verdienst. Du hattest den Mut, gegen die Götter aufzubegehren. Wir waren nur…«, er zuckte die Schultern, »… zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort.« Er lächelte knapp. Aruula übersetzte und fügte hinzu: »Versprich uns eines, Moss.«
    »Ja?«
    »Kümmere dich um das Mädchen«, bat Aruula und wies auf Noone.
    Moss nickte und lächelte.
    »Gern. Vielleicht bin ich ja bereit, eine neue Tochter zu haben.«
    Die beiden begleiteten Matt und Aruula bis zu dem Hügel, auf dem sie den Hummer-Jeep zurückgelassen hatten. Moss bestaunte das Fahrzeug, wenn auch nicht so ausgiebig wie Aruulas Horde es getan hatte. Wahrscheinlich hatte Moss in seinem Leben zu viel gesehen und
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