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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass du viel mehr weißt, als du zugibst.«
    »Und ich glaube, dass dies hier weder die rechte Zeit noch der passende Ort sind, um darüber zu palavern. Los, komm! Schnell!«
    Moss streckte die Hand nach Aruula aus, bekam sie am Arm zu fassen und zerrte sie mit sich, so hastig und mit solcher Kraft, dass sie nicht einmal daran denken konnte, sich ihm zu widersetzen.
    Und das war ihr Glück!
    Schritte wurden laut. Und lauter!
    »Da hinauf!« Moss wies zur Decke.
    Aruula sah erst auf den zweiten Blick den runden Stollen, der senkrecht nach oben führte.
    Eiserne Trittstufen waren in die Wand eingelassen. Mit einem Sprung erreichte Moss die unterste, zog sich hoch und kletterte aufwärts. Aruula folgte ihm.
    Oben stemmte Moss einen Deckel in die Höhe und zur Seite, dann schlüpfte er aus dem Stollen hinaus. Aruula ignorierte die Hand, die er ihr helfend entgegenstreckte, und kletterte aus eigener Kraft ins Freie. Dann half sie Moss, den kantigen Steindeckel wieder über die Öffnung zu schieben, genau in dem Moment, da ein Stück unter ihnen Fackellicht den Gang erhellte und erste Schatten in ihr Blickfeld gerieten.
    »Das war knapp«, schnaufte Moss.
    Aruula erwiderte nichts. Sekundenlang hatte sie das schreckliche Gefühl, ihre Stimme verloren zu haben. Sie konnte nichts anderes tun' als sich umzuschauen, und sie fühlte sich von allem, was sie sah, einfach nur überwältigt, kam sich klein und winzig vor.
    Diese Pracht, diese Größe… »W-wo sind wir?« brachte sie dann endlich hervor.
    »Na, wo wohl?« gab Moss zurück.
    Aruula nickte nur. Natürlich kannte sie die Antwort.
    »Im Palast der Götter…«
    ***
    Das Leben war schön. Und die Liebe wunderbar.
    Nie hätte Noone geglaubt, dass ihr solches Glück beschieden sein würde. Sie war aus dem Nichts gekommen, ein Niemand gewesen, und doch durfte sie sich jetzt im Glanz der Götter sonnen. Mehr noch, sie durfte ihnen zu Diensten sein, sich ihnen schenken und hingeben. Und das tat sie mit Wonne und einer Leidenschaft, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war.
    Sie bewegte sich wie im Takt einer unhörbaren Musik, und das Seufzen und Stöhnen des Gottes bewies ihr, wie gut sie es tat. Sie saß auf ihm, streichelte ihn und genoss die Berührung seiner weichen Hände und seine Größe und Kraft in sich. Der Wind kühlte ihre fiebrige Haut, aber das Fieber in ihr rührte er nicht an. Es würde erst vergehen, wenn der Wille dieses Gottes geschehen war…
    Sie öffnete die Augen, sah sich um, ohne innezuhalten. Sog die würzigen Düfte des Gartens ein, die durch die offene Balkontüre ins Zimmer drangen. Dann erwiderte sie das wohlige Lächeln des Gottes unter ihr, und sie tat es mit Dankbarkeit.
    Noone wünschte sich, dieser Akt möge nie enden - aber er endete abrupt und viel zu früh!
    »Mann, das ist ja widerlich!« sagte eine heisere Stimme. Im nächsten Moment fühlte sich Noone gestoßen und rutschte zu Boden.
    Der Gott wollte sich erheben, seine mächtige Gestalt zitternd vor unbändiger Kraft. Er öffnete den Mund, um zu rufen. Doch kein Ton drang ihm über die Lippen.
    Ein flirrender Blitz, dann fand die Schwertklinge ihr Ziel. Und der Kopf des Gottes fiel.
    Jetzt war es Noone, die aufschreien wollte.
    Doch eine Faust verschloss ihr den Mund und raubte ihr die Sinne.
    »Taratzenscheiße!« stieß Moss hervor und spuckte aus, und ganz bestimmt traf er nicht zufällig den kopflosen Leichnam des Gottes der Fruchtbarkeit. Dieser Kerl würde keine Frau mehr nehmen, die er zuvor mit Drogen gefügig gemacht hatte!
    Aruula wischte die Klinge ihres Schwertes am Laken sauber, bevor sie die Waffe in die Lederscheide schob, die sie auf dem Rücken trug. Dann widmete sie sich Noone, die Moss mit einem Fausthieb daran gehindert hatte, um Hilfe zu rufen. Er war nicht zimperlich gewesen. Das Mädchen würde noch eine ganze Weile lang schlafen.
    »Wir nehmen sie mit!« erklärte Aruula.
    »Das Mädchen?« fragte Moss. »Kommt nicht in Frage!«
    »Ich habe auch nicht gefragt.«
    Moss grunzte unwillig. »In Ordnung.« Er überlegte kurz. »Ich kenne einen ausgetrockneten Brunnen im Garten, wo wir sie verstecken können. Später kommen wir zurück und kümmern uns um sie.«
    Wieder blieb Aruula nichts anders übrig, als sich seiner Führung anzuvertrauen. Bislang war sie gut damit gefahren. Es war kein einfaches Unterfangen gewesen, in den Palastbereich vorzudringen. Es wimmelte geradezu von Gardisten und Höflingen. Aber
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