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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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genügten vollauf. Larn war längst blutüberströmt, und Chester trieb ihn im Grunde nur noch vor sich her. Der junge Barbar stürzte, rappelte sich wieder auf, taumelte weiter zurück, bis ihn ein weiterer Treffer zu Boden gehen ließ. Diesmal kam er nicht wieder hoch, obwohl er es versuchte.
    Irvin Chester hob die Keule zu einem weiteren Schlag. Es würde der letzte sein, der tödliche Hieb, der Larns Kopf zertrümmern sollte. Die Menge wusste das und reagierte entsprechend - mit wüsten Geheule und lautstarken Zurufen.
    Und auch Matt Drax reagierte. Stumm jedoch. Aber blitzschnell.
    Zu schnell für Moss und Aruula, die beide wohl noch registrierten, was Matt vorhatte, und ihn daran hindern wollten. Doch beide waren sie zu langsam.
    Die Armeepistole lag wie hingezaubert in Matts rechter Hand. Die ersten beiden Schüsse krachten, bevor Moss' Faust seine Schusshand traf. Eine weitere Kugel löste sich und fuhr, wie die beiden vorherigen, in den Sand der Arena, ließ eine weitere Fontäne aufspritzen.
    Matt hatte nicht vorgehabt, Irvin Chester zu erschießen. Er hatte lediglich den finalen Schlag verhindern wollen, der den Kameraden zum kaltblütigen Mörder gemacht hätte. Das Ziehen der Waffe und die Schüsse waren kaum mehr gewesen als Reflexe, nicht wirklich bewusst gesteuert, nur aus Verzweiflung geboren…
    Aber er hatte damit nicht mehr als einen kurzen Aufschub für Larn herausgeschunden.
    Zwar geriet die gesamte Szenerie für einen Moment ins Stocken. Stille senkte sich über das Kolosseum, geradezu unheimlich in Anbetracht der Menschenmassen. Doch der Moment verging. Alles geriet wieder in Bewegung. Stimmen wurden laut, schwollen zu Lärm.
    Und Irvin Chester vollendete, was er begonnen hatte. Dabei brüllte er, so entsetzlich, so erbärmlich, als spüre er selbst den Schmerz, den er seinem Opfer zufügte.
    Den tödlichen Hieb sah Matt Drax mit sonderbarer entsetzlicher Klarheit. Larns Gesicht verschwand hinter der Nagelkeule. Und es blieb verschwunden, auch dann, als Chester die Waffe wieder hob und blindwütig noch einmal zuschlug. Und noch einmal…
    Alles andere nahm Matt kaum mehr richtig wahr. Obwohl um ihn her die Hölle losbrach - und er mittendrin steckte!
    ***
    Was danach passierte, ging so schnell vonstatten, dass Matt Drax es sehr viel später erst wirklich verstand. Als er aus der Bewusstlosigkeit erwachte, in tiefer Dunkelheit.
    Wahrscheinlich war es der Gestank, der ihn letztlich weckte. Der stechende Geruch eines lange nicht ausgemisteten Schweinestalls oder der einer Kloake. Würgend kam Matt zu sich. Gallebitterer Geschmack füllte seinen Mund und machte ihm die Zunge pelzig.
    Dann, mühsam und Stück um Stück, machte er sich daran, die Puzzlestücke seiner Erinnerung zusammenzusetzen. Es waren nicht viele.
    Seine Schüsse im Kolosseum hatten Soldaten auf den Plan gerufen, vermutlich die Gardisten der Götter oder etwas in der Art. Schwerbewaffnete Typen in Rüstungen, denen nicht unähnlich, die am Vorabend die grausame Kämpferei auf der Piazza di Spagna angezettelt hatten. Wie aus dem Nichts waren sie aufgetaucht und über Matt hergefallen.
    Er hatte kaum eine Chance gehabt. Und dann war es auch schon vorbei gewesen. Ein Hieb, hart genug, dass er einen weniger robusten Schädel vermutlich zertrümmert hätte, hatte Matt Drax ins Reich der Träume geschickt. Und wenn ihn sein Zeitgefühl nicht völlig trog, hatte er dort etliche Stunden zugebracht.
    Und jetzt? Jetzt fand er sich an einem stinkenden, finsteren Ort wieder, lag auf hartem Steinboden und feuchtem Stroh und hatte eine recht sichere Ahnung, wo sich dieser Ort befand. Wahrscheinlich unter dem' Kolosseum. Dem Gestank nach zu schließen gehörten Teile der Kanalisation Roms zu dieser unterirdischen Anlage.
    Matt überprüfte den Inhalt seiner Taschen. Den Kleinkram aus dem Notcontainer hatten sie ihm gelassen. Seine Beretta 98 G allerdings war verschwunden.
    Verschwunden… Dieses Wort erinnerte ihn an Aruula und Moss. Was war mit den beiden? Waren sie ebenfalls gefangengenommen worden?
    Er rief ihre Namen in die Dunkelheit. Eine geradezu lächerliche Anstrengung, die ihm trotzdem rasende Kopfschmerzen bescherte. Er rutschte zurück, bis er eine so feuchte wie kalte Wand im Rücken spürte, und ließ sich dagegen sinken. Minutenlang saß er nur da und wartete darauf, dass das Hämmern unter seiner Schädeldecke zumindest so weit abebbte, dass es erträglich war.
    »Aruula?« rief er dann ein zweites Mal. Und: »Moss?« Seine
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