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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose
Autoren: Dara Joy
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seine Schritte und Gesten vor, so sicher, so geschmeidig . . .
    Unberechenbar, angriffslustig wie ein Raubtier!
    Aber sie verdrängte diese Gedanken. Ja, John war wie Honig, verlockend und reizvoll. Wie süß mochten seine Küsse schmecken?
    Lord Sex.
    Dieser Spitzname amüsierte die Londoner Gesellschaft köstlich. Schon mit sechzehn Jahren, so berichtete man ihr, hatte er die Fleischeslust genossen. Damals war Chloe ihm zum ersten Mal begegnet. Und seither mussten seine erotischen Ausschweifungen noch schlimmer geworden sein.
    Von Anfang an hatte eine enge, unzerreißbare Bindung zwischen ihnen bestanden.
    Ein Kloß bildete sich ihrer Kehle. Am liebsten würde sie ihn umbringen!
    Im Alter von sechs Jahren hatte sie nicht verstanden, warum die Frauen ihn anstarrten. Er war einfach nur ein älterer Junge, der sie auf seine Schultern hob und zum Lachen brachte. Oder er hatte ihre Tränen getrocknet und ihr zärtliche Worte zugeflüstert.
    Sie presste ihre Hand an die Fensterscheibe, als könnte ihn diese Geste noch schneller zu ihr führen. John . . .
    In hohem Bogen übersprang das Pferd die niedrige Mauer, die Hufe wirbelten Erdklumpen auf. Offensichtlich hatte es Lord John sehr eilig, das Haus seines Onkels zu erreichen.
    Nach den endlosen Monaten ihres selbst gewählten Exils würde sie ihm endlich wieder gegenüberstehen.
    Chloe schloss ihre Augen, die sich mit Tränen füllten. Wie schmerzlich sie unter der Trennung gelitten hatte . . . Aber ihre lange Abwesenheit bildete einen sehr wichtigen Teil ihres Plans. Sie erinnerte sich sehr gut an Johns Miene an jenem Tag, wo sie ihm mitgeteilt hatte, sie würde ihre Freundin Aubrey nach Charleston begleiten, wo deren ältere Schwester lebte . . .
    Verblüfft starrte er sie an. „Wohin willst du fahren?" Dann versuchte er ihr die Reise auszureden, gab sich aber geschlagen, weil er merkte, dass sie sich nicht von ihrem Entschluss abbringen ließ. „Vielleicht sollte ich's verbieten."
    „Als könntest du mir irgendwelche Vorschriften machen!" erwiderte sie lachend, worauf sich sein Gesicht bedrohlich verdüsterte.
    In all den Jahren hatte er geglaubt, er wäre ihr bester Freund und weiser Beschützer.
    Nun gab ihm die Erkenntnis seines geringen Einflusses offenbar zu denken, wenn auch nur kurzfristig.
    Beim Abschied schürte sie seinen Zorn mit der gewisperten Ankündigung, sie würde während ihres Aufenthalts in den Kolonien alle erdenklichen Missetaten begehen.
    Wie sie seiner Miene entnahm, schien er sich zu fragen, was sie damit meinte. Kurz bevor das Schiff den Hafen verließ, hatte sie Johns blasses Gesicht gesehen und tiefe Genugtuung empfunden.
    Ross und Reiter meisterten nun eine Buchenhecke. Bedeutete die hohe Geschwindigkeit und die Tatsache, dass er querfeldein ritt, dass er ihr nicht nur freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte? Ahnte er, dass sich alles ändern würde, nachdem sie nun eine erwachsene Frau von neunzehn Jahren war? Er musste doch spüren, wie sehr sie ihn immer . . .
    Krampfhaft schluckte sie, um die leichtfertige, emotionale Seite ihres Wesens zu bekämpfen, die ihr manchmal Schwierigkeiten bereitete. Seit sie John kannte, liebte sie ihn, und sie hatte so geduldig auf diesen Tag gewartet.
    Dafür verdiente sie eine Belohnung, nicht wahr?
    Bald würde seine tiefe, wohlklingende Stimme ihren Namen so leidenschaftlich flüstern, wie sie es jahrelang erträumt hatte . . .
    „Chloeee!"
    Die Haustür wurde aufgerissen und fiel ins Schloss, mit einem Krach, der das ganze Haus erschütterte.
    Sie zuckte zusammen. Kein leidenschaftliches Flüstern. Offenbar verübelte er ihr den boshaften Streich, den sie ihm mit ihrer Reise gespielt hatte. Sie holte tief Atem.
    Nun, wenn es ihr gelungen war, den lässigen Lebemann aus der Fassung zu bringen -
    wie würde er sich verhalten, wenn er merkte, was sie sonst noch auf Lager hatte . . .
    Noch wusste er nicht, welche Probleme ihn erwarteten! Die Tage seiner Ausschweifungen waren beendet! Denn die entschlossene kleine Chloe wollte ihn für sich allein haben.
    Immer und ewig.
    Lord Sex! Bis in die Kolonien waren die Geschichten über seine Eskapaden gedrungen. Grandmere hatte in allen Briefen auf Johns Amouren angespielt. Allein schon der Gedanke an sein Lotterleben machte Chloe krank.
    Unglücklicherweise hatte sie den Schurken zu sehr vermisst, um ihn schon vor dem Mittagessen zu attackieren. Sie seufzte. Das musste sie auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
    John stand am Fuß der Treppe und rief
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