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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose
Autoren: Dara Joy
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Anwesenheit keineswegs unangenehm. Nicht weil er den Mann mochte - das wäre etwas schwierig gewesen. Aber gewissermaßen gehörte sogar Deiter zur einzigartigen Atmosphäre des Chacun à Son Goût.
    Dieses Haus hatte er immer geliebt. Es zählte zu den wenigen, in denen er sich rundum wohl fühlte, was nicht zuletzt an der gastfreundlichen Comtesse lag. Aber es steckte noch mehr dahinter.
    In den Mauern des Chacun à Son Goût herrschte eine Aura von Frohsinn und Lebenslust, die John nirgendwo anders
    verspürt hatte. Die Comtesse hielt stets dasselbe Zimmer für ihn bereit. Da er kein eigenes Vermögen besaß, rührte ihn ihre Großzügigkeit, die teilweise mit ihren zärtlichen Gefühlen für Maurice zusammenhing. Und so war das Chacun à Son Goût das einzige Zuhause, das John kannte.
    Nun wurde der Lunch serviert. Vor dreizehn Jahren hatte Simone de Fonbeaulard ihren Koch aus Frankreich mitgebracht und betont, man würde eher auf seinen Adelstitel verzichten als auf einen guten französischen chef de cuisine. Deshalb pflegte man im Chacun à Son Goût ausgezeichnet zu speisen. Warum war ihm plötzlich der Appetit vergangen?
    John schaute zu der jungen Frau hinüber, die genüsslich ihr coq au vin zerteilte.
    Sachlich registrierte er die Ursache seines Problems. Cherchez la femme. Was ihn am meisten verwirrte, war nicht Chloes lächerliche Absicht, seinen ausschweifenden Lebensstil nachzuahmen. Das meinte sie offensichtlich nicht ernst, und sie wollte ihn nur ärgern - was ihr schon immer großes Vergnügen bereitet hatte. Stattdessen irritierte ihn ihre scheinbar harmlose Bemerkung: Zweifellos beglücken dich deine zahlreichen Freundinnen.
    Offen gestanden - sie beglückten ihn nicht. O ja, er amüsierte sich, und sein Lebensstil gefiel ihm. Aber das Gefühl, das man Glück nannte, war ihm bisher versagt geblieben. Warum, wusste er nicht.
    „John?" unterbrach Chloe seine Gedanken, und er hob fragend die Brauen. „Gehen wir nach dem Essen in den Garten? Ich möchte etwas mit dir besprechen."
    Bedeutungsvoll musterte sie ihn über ihr Weinglas hinweg.
    Also wollte sie ihm ihre absurde Idee näher erklären. Er warf ihr einen väterlichen Blick zu. „Nein, Chloe."
    Wieso war er so eigensinnig? Ich muss ihn ködern, beschloss sie, tauchte ihren Zeigefinger in den Wein und strich über ihre volle Unterlippe. Diese Geste hatte sie einmal bei einer Schauspielerin beobachtet. Leider merkte sie nicht, dass ein roter Tropfen des köstlichen Burgunders über ihr Kinn rann.
    Sein eigenes Glas halb erhoben, spähte John verständnislos hinüber. Was, um alles in der Welt, führt sie im Schilde?

    Angesichts seiner ungeteilten Aufmerksamkeit triumphierte sie. Tatsächlich - er ist hingerissen!
    Von ihrem offenkundigen Erfolg ermutigt, begann sie ihr nächstes Manöver, das sie für besonders verführerisch hielt. Unter gesenkten Wimpern nahm ihr Blick den Ausdruck einer träumerischen Kurtisane an.
    Bedauerlicherweise wirkte sie nicht betörend, sondern eher albern, und John seufzte gequält.
    „Aber ich bestehe darauf, mein Lieber", flötete Chloe.
    Beinahe verschluckte er sich an seinem Wein.
    „Fühlst du dich nicht gut, John?" Besorgt beugte sich die Comtesse vor.
    „Was sollte ihm denn fehlen?" Maurice klopfte seinem Neffen auf die Schulter.
    Immer wieder. „Schau ihn doch an! Zweifellos ist er bei bester Gesundheit."
    John packte das Handgelenk seines Onkels, um weitere Schläge zu verhindern. „Eh -
    bitte, verzeiht mir . . . Ich dachte nur, ich hätte etwas gesehen - das es eigentlich gar nicht geben dürfte." Mit schmalen Augen starrte er Chloe an.
    „Pass bloß auf dich auf", mahnte Simone freundlich. „Wenn du an unserem Tisch zusammenbrechen würdest, wäre mein Küchenchef untröstlich."
    Er erwiderte ihr Lächeln, dann warf er Chloe einen weiteren vernichtenden Blick zu.
    Garten, formten ihre Lippen hartnäckig.
    „Also gut, Chloe." Er legte seine Serviette beiseite und stand auf. Wenn sie sich irgendwas in den Kopf gesetzt hatte, musste man's möglichst schnell herausfinden und den Unsinn im Keim ersticken. Was mochte dieses gefährliche kleine Hirn ausgeheckt haben? Etwas, womit er am allerwenigsten rechnete. Das wusste er aus jahrelanger Erfahrung.

2. KAPITEL
    John denkt darüber nach
    „Ich will dich heiraten, John."
    Sollte er lachen oder mit dem Kopf gegen eine Ziegelmauer rennen? Er entschied sich für Ersteres. An den Baumstamm hinter der steinernen Gartenbank gelehnt, auf der er saß, brach
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