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003 - Die schwarze Rose

003 - Die schwarze Rose

Titel: 003 - Die schwarze Rose
Autoren: Dara Joy
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Zärtlich trocknete sie seine Tränen, wenn er unglücklich war, und sie tröstete ihn so verständnisvoll, als das gebrochene Bein des Nachbarjungen
    wegen einer Blutvergiftung amputiert werden musste, als John einen Vogel mit verletztem Flügel fand und der Vater ihn tötete, um ihn von seinen Schmerzen zu erlösen. Voller Mitgefühl beobachtete der junge John alles, was rings um ihn geschah.
    Der Sohn seiner Mutter.
    Und er wollte niemals so enden wie sie. Verlassen, völlig erschöpft, in einer schäbigen Hütte, noch im Sterben den Namen des geliebten Mannes auf den Lippen . . .
    Ihr Tod hatte John tief getroffen und jahrelang in grässlichen Albträumen verfolgt.
    Und so beschloss er, niemals so innig zu lieben. Um vor seiner wahren Natur zu fliehen, schlief er mit unzähligen Frauen und stillte in belanglosen Affären seine Begierde. Mehr verlangte er nicht von seinem Leben.
    Wie hatte er nur so blind sein können?
    Jetzt würde er nicht mehr vor seinen Gefühlen davonlaufen. Nachdem er diesen befreienden Entschluss gefasst hatte, zog er seine Schuhe an und kehrte ins Haus zurück.
    Er fand seine Frau im Salon der Herrschaftssuite. Sie trug das smaragdgrüne Ballkleid, zerknittert und am Rücken geöffnet. Offenbar war es ihr zu mühsam gewesen, die Knöpfe zu schließen. Sie lehnte am Kaminsims, als könnten ihre Beine sie nicht tragen.
    Als sie ihn eintreten hörte, wandte sie sich zu ihm, und er sah Tränenspuren auf ihren Wangen. Ihre Blicke trafen sich. Für ein halbe Ewigkeit schien die Zeit stillzustehen. Ihre Augen verrieten Angst und Unsicherheit, seine tiefen Kummer.
    Und dann breitete er einfach die Arme aus.
    Schluchzend rannte sie zu ihm und warf sich an seine Brust. „John, John!" Mit zitternden Händen umklammerte sie seine Schultern, und er presste sie fest an sich.
    „Ohne dich würde ich sterben, Chloe." Er spürte die heißen Tränen, die seinen Hals benetzten, und strich besänftigend über ihr Haar. „Pst, nicht weinen, Liebste. Dazu hast du keinen Grund."
    Er selbst befolgte diesen Rat nicht. Auch seine Augen füllten sich mit Tränen. Wie war es diesem zarten Mädchen gelungen, ihn in die Knie zu zwingen?
    „O Gott, wie hast du das bloß geschafft?" flüsterte er.
    Liebevoll schaute sie zu ihm auf, und sein Herz schmolz.
    „Nun?"
    „Ich habe dich verführt, John", erklärte sie.

    „Du - mich?"
    Sie nickte eifrig.
    „Mich?" Arrogant hob er die Brauen. „Lord Sex?"
    „Ja."
    „Wenn das so ist ..." Endlich sah sie wieder das geliebte Grübchen in seiner Wange.
    „Dann spricht die Sache für sich."
    Lachend umarmten sie sich im goldenen Licht des neuen Tages, das die Gärten des Chacun à Son Goût übergoss.
    Und John erkannte, dass die Liebe nicht die dunkle Leere einer einsamen Nacht war, sondern die Morgensonne, die das Leben immer wieder erhellte.
    - ENDE -
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