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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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hatte.
    Es war ein Hotel, das in seiner Art von den anderen abwich. Dort gab es nämlich keine Zimmer zu mieten. Dafür hatte man ungefähr 60 Bungalows mit heckenumzäunten Gärten um das Verwaltungsgebäude des Hotels angelegt. Man mietete sich so ein modernes Häuschen aus Stahlbeton und viel, viel Glas und hatte das Gefühl, in einem Eigenheim sein freier Herr zu sein. Aber Sie brauchten nur zu klingeln, und sofort stand Ihnen genausoviel Personal zur Verfügung wie in jedem anderen Hotel.
    Sinnigerweise hieß der Besitzer dieses neuartigen Hotels Anthony Eden. Wir holten mit einem Taxi unser Gepäck vom Bahnhof und fuhren zum Verwaltungsgebäude. Mr. Eden kam uns sofort bis zum Wagen entgegen und stellte sich mit den vollendeten Manieren eines englischen Gentleman vor. Wir hatten uns darauf geeinigt, Söhne von reichen Leuten zu spielen, und benahmen uns ziemlich blasiert.
    »Haben Sie nicht eine dieser Glasbaracken frei?« fragte Phil und zeigte mit dem Daumen Über die Schulter zu einem wirklich netten Bungalow.
    »Gewiß, meine Herren. Nummer 9 würde ich vorschlagen.«
    »Okay, soll uns recht sein. Zeigen Sie uns mal die Bude, und lassen Sie dann unser Gepäck hinbringen!«
    »Ganz, wie die Herren wünschen.«
    Wir schritten auf einem sauber angelegten Weg durch gepflegte Grünanlagen. Hinter Palmen und immergrünen Hecken lagen die anderen Bungalows versteckt. Der Zeitungsverkäufer hatte uns erzählt, daß sie Glasdächer hätten und auch die Rückseiten nur aus Glas bestunden. Die Dächer waren aus Glas, damit jeder spleenige Millionär unentwegt den sternenübersäten Nachthimmel vom Bett aus betrachten konnte.
    »Okay, wir nehmen dieses Häuschen«, entschied ich, nachdem wir Bungalow Nummer 9 besichtigt hatten. Und ich fügte hinzu, während ich Eden unauffällig in einem Spiegel betrachtete: »Sagen Sie aber Miß Martens nichts von unserer Ankunft! Es soll eine Überraschung für sie werden.«
    Klirrend sprang der silberne Bleistift über den mit kleinen, hellen Sternplatten ausgelegten Fußboden der Diele. Ich hob ihn auf und gab ihn Mr. Eden zurück.
    »Sie sehen auf einmal so merkwürdig blaß aus«, sagte ich langsam. »Haben Sie vor irgend etwas - Angst?«
    Gegen alle Regeln des guten Benehmens, die Eden doch sonst so gut beherrschte, machte der Hotelbesitzer plötzlich kehrt und verschwand hastig aus unserem Bungalow.
    Zu dem Tod von Rosalee McCormick alias Martens hatte er sich nicht mit einem Wort geäußert.
    ***
    Wir packten unsere Sachen aus und legten sie in die eingebauten Wandschränke. Wir hatten im Speisewagen des Zuges reichlich gegessen und verspürten keinen Hunger. Aber die ungewohnte Hitze erzeugte ein quälendes Durstgefühl, und wir beschlossen, sofort etwas dagegen zu tun. Wer weiß, ob wir noch Zeit dazu haben würden, wenn wir uns erst mal richtig in die Sache hineingekniet hatten.
    In dem zweistöckigen, sehr modern eingerichteten Hauptgebäude des Hotels gab es natürlich auch eine prächtige Bar. Etwa zehn Gäste saßen darin und genossen ihre Fruchtsäfte oder die schärferen Sachen, die ihnen der Barkeeper mixte.
    Wir sahen uns einen Augenblick lang um. Dann entschieden wir uns dafür, an die Bartheke zu gehen. Auf einem der hohen Hocker saß ein junger Mann, der so sonnengebräunt war, daß er beinahe wie ein Neger aussah.
    Anstandshalber sagten wir ein halblautes Wort zur Begrüßung, als wir auf den hohen Barsesseln Platz nahmen.
    »Hallo, Gents«, erwiderte er freundlich. »Sie sind neu hier, was? Machen Sie sich nichts draus! Irgendwann ist jeder hier mal neu gewesen.«
    Er hatte ein sympathisches Gesicht, und mir lag viel daran, einen Menschen näher kennenzulernen, der uns ein bißchen über die Gäste aufklären konnte.
    »Ich heiße Cotton«, sagte ich deshalb zu ihm, »Jerry Cotton. Das ist Phil Decker. Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mister…«
    »Tom Ryling«, sagte er. »Ich bin hier der Schwimmlehrer. Lassen Sie uns auf unsere Bekanntschaft trinken! Zwei so vernünftige Leute wie Sie beide haben mir hier seit langem gefehlt.«
    Er lachte uns zu, und wir gaben jeder eine Runde eisgekühlten Whisky aus.
    »Wieso haben wir gefehlt?« erkundigte sich Phil.
    »Na«, murmelte er mit leiser Stimme, »sehen Sie sich doch mal die Leute hier an! Schwimmen in Geld und halten sich alle für eine Größe, die gleich nach dem lieben Herrgott kommt. Und so etwas muß man dienstlich mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln! Wenn Sie schnell graue Haare kriegen
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