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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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sagen, daß wir die Sache mit Raxter erledigt hatten.
    Die Sekretärin sagte uns, daß der Chef schon auf uns warte. Er hätte zwar einen Besucher, aber der warte auch auf uns.
    ***
    Unser Chef, John D. High, saß in seiner ruhigen Art hinter dem Schreibtisch und hatte seine schlanken Künstlerfinger gefaltet. Vor ihm, in dem breiten Besuchersessel, saß ein etwa 50jähriger Mann, den ich noch nie vorher gesehen hatte.
    Er war eine mächtige Erscheinung, selbst im Sitzen. Auf seinem dicken roten Gesicht lag ein fettiger Glanz. Die massigen Hände ruhten auf den Sessellehnen und sahen aus wie Pranken eines Riesenaffen.
    »Hallo«, sagten Phil und ich gleichzeitig.
    »Tag, Jerry«, erwiderte unser Chef. »Hallo, Phil. Das ist Mr. McCormick, der Districtchef vom FBI Memphis im Staate Tennessee. McCormick, das sind die beiden Leute, die ich für die Sache vorgeschlagen habe, Jerry Cotton und Phil Decker.«
    Wir schüttelten dem hohen Tier aus Memphis freundlich die Hand. Er musterte uns einen Augenblick lang abschätzend, wie ein Händler Schlachtvieh auf dem Viehmarkt betrachtet. Dann dröhnte seine urgewaltige Stimme wuchtig aus dem massigen Körper.
    »Okay, hab’ schon von den beiden gehört. Cotton und Decker. Natürlich, das sind die richtigen Burschen dafür.« Auf ein Zeichen unseres Chefs setzten wir uns alle um einen runden Tisch.
    »Schön, das freut mich«, brummte ich. »Freut mich, daß wir die Richtigen sind. Vielleicht verraten Sie uns jetzt mal, wozu wir die Richtigen sind?« McCormick lachte: »Ja, ja, aber klar doch! Paßt auf, Boys! Ihr wißt, daß das FBI für gewisse Aufgaben auch Frauen beschäftigt.«
    »Natürlich«, stimmte ich zu. »Bei Fällen von Mädchenhandel und überhaupt bei allen Verbrechen, in die Frauen verwickelt sind, empfiehlt es sich immer, auch Frauen dagegen anzusetzen. Sie verstehen die weibliche Psyche besser.«
    »Eben«, nickte McCormick. »In meiner Abteilung hatte ich also auch eine Frau. Rosalee Martens hieß sie. War ein verdammt tüchtiges Mädchen. Und hübsch war sie auch. Verdammt hübsch sogar. Sie war 26 Jahre.«
    Die Art, in der er von seiner weiblichen Angestellten sprach, ließ mich aufhorchen. In dem Ton schwang etwas mit, was ich nicht ausdrücken konnte, was mir aber diese Frau sofort interessant machte. Ich lauschte also aufmerksam auf McCormicks Charakteristik dieser Rosalee Martens.
    Der Dicke fuhr nachdenklich fort: »Rosalee war meistens in meiner Rauschgiftabteilung beschäftigt. Wir haben da bei uns eine Spur von Heroinschmuggel aufgenommen, wo anscheinend vorwiegend Mädchen in der Bande waren. Also ganz natürlich, daß ich Rosalee auf die Spur setzte.«
    »Und?« fragte ich gespannt.
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht recht. Rosalee hatte anfangs ganz hübsche Erfolge. Sie brachte fast jeden Tag eine neue Adresse von einem Mädchen. Seltener auch von einem Mann, der in die Rauschgiftsache verwickelt zu sein schien. Ich hütete mich, voreilig zuzuschlagen. Erst wollte ich durch Rosalee, wenn möglich, alle Mitglieder dieser Bande kennen. Dann hätte ich mit einem Schlag sämtliche Leute gleichzeitig festnehmen lassen. Aber noch bevor wir so weit waren, hörten Rosalees Erfolge plötzlich auf. Na, das passiert fast in jedem Fall, daß irgendwann mal ein toter Punkt auftaucht, Über den man nicht hinwegkommt. Mit etwas Geduld findet man den Anschluß schon wieder. Aber es dauerte 14 Tage, und Rosalee kam nicht weiter.«
    »Hatte die Bande gemerkt, daß sie FBI-Beamtin war?«
    »Nein. Das wissen wir mit Sicherheit. Rosalee ist nicht erkannt worden. Aber sie kam auch nicht weiter. Dabei schlief sie kaum noch und mühte sich ab, daß es einem leid tat um sie. Ich merkte, daß sie sich überanstrengte, um diesen toten Punkt zu überwinden, und machte ihr einen Vorschlag. Rosalee hatte noch 16 Urlaubstage gut. Ich sagte, sie solle sich diese Tage nehmen und irgendwohin fahren, um mal richtig auszuspannen.« Phil stimmte lebhaft zu: »Ja, ich halte das auch für die beste Methode. Nichts tut so gut wie ein Urlaub, in dem man sich um nichts kümmert. Man ist hinterher wieder aufgeladen wie eine Batterie, und die Dinge gehen einem viel leichter von der Hand.«
    »Das eben dachte ich«, sagte McCormick. »Ich setzte ihr also auseinander, daß ich total überarbeitete Mitarbeiterinnen nicht brauchen könnte. Sie fügte sich, nahm ihren Urlaub und dampfte nach Florida. Das war ihr Plan seit langem gewesen. Sie hatte ein ganz hübsches Sümmchen dafür
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