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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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wollen, dann werden Sie hier Schwimmlehrer.«
    Er machte eine so herrlich komische Miene, daß wir unwillkürlich lachen mußten.
    »Sie glauben nicht, was sich manche Leute unter Schwimmen vorstellen«, fuhr er seufzend fort. »Ich hatte mal eine Millionärsgattin, für die mußte jedesmal das ganze Becken geräumt werden, wenn sie ins Wasser stieg. ,Huch‘, stöhnte sie immer, mich irritieren die Wellen, die von den anderen Schwimmern ausgehen. Ich vergesse dann das Atmen!«'
    Ryling verdrehte die Augen und schloß: »Wenn sie’s doch einmal für fünf Minuten wirklich vergessen hätte! Aber diese Dame war viel zu zäh, als daß sie überhaupt hätte ersticken können.«
    In dieser Weise plätscherte unser Gespräch noch eine Weile dahin. Ich nutzte die Gelegenheit und musterte verstohlen die anderen Hotelgäste, die an den Tischen herumsaßen.
    Gleich links vom Eingang saßen drei Männer verschiedenen Alters. Entweder gehörten zwei davon zu einer Sekte, die alles traurig findet, oder ihnen waren sämtliche Felle weggeschwommen. Nur der Jüngste von den dreien grinste in einer Tour. Aber man sah auf den ersten Blick, daß es das Grinsen eines Geistesschwachen war.
    Ich deutete mit dem Kopf in die Richtung, wo die drei saßen, und fragte Ryling:
    »Wer sind die drei?«
    Er warf einen kurzen Blick hinüber und zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Es sind die einzigen Leute hier, die ich nicht kenne. Sie haben noch nie ihre Anzüge ausgezogen. Im Wasser sind sie nie gewesen. Möchte wissen, warum die überhaupt nach Florida gekommen sind. Essen, schlafen, in der Sonne liegen und schwimmen, das sind doch die einzigen Dinge, die man hier tun kann.«
    Ich wechselte mit Phil einen kurzen Blick. Er verstand. Wir würden uns die drei in den nächsten Tagen mal unter die Lupe nehmen.
    »Kennen sie den Dicken da drüben? Ja, den mit der bildhübschen Frau?« fragte Ryling leise.
    Wir schüttelten den Kopf.
    »Das ist Randy Jewis«, klärte uns der Schwimmlehrer auf, während wir noch eine Lage Whisky bestellten. »Randy Jewis mit seiner Privatsekretärin. Hm. Er ist Besitzer von einigen Theatern in Hollywood, Los Angeles und San Francisco. Man sagt, daß kein Schauspieler und keine Schauspielerin beim Theater etwas werden kann, wenn Jewis nicht damit einverstanden ist. Na, ich möchte keine junge Nachwuchsdarstellerin sein. Jewis ist hinter den hübschen Frauen her wie der Teufel hinter der Seele.«
    Wir musterten den Dicken verstohlen. Er hatte das typische, verlebte Gesicht des genußsüchtigen Lebemannes.
    Noch während wir jhm verstohlene Blicke zuwarfen, sagte Ryling: »Vor ein paar Tagen war hier ein nettes Mädchen. Eine gewisse Miß Martens. Jewis lief hinter ihr her wie ein Dackel.«
    Wir schluckten beide unsere Überraschung hinunter. Sieh da, dachte ich. Der erste Mensch, der in direktem Zusammenhang mit Rosalee McCormick genannt wird!
    »Und wer ist das da drüben, das einzelne Mädchen?« fragte Phil.
    Ich sah in die von ihm gezeigte Richtung. Er meinte ein etwa 30 bis 35 Jahre altes Mädchen.
    »Sie heißt Eva Trancer«, sagte Tomy Ryling. »Ist Lehrerin aus Caindale in New England. Es sieht so aus, als hätte sie zehn Jahre ihres Lebens nur dafür gespart, einmal in Miami zwischen Millionären ihren Urlaub verbringen zu können. Vielleicht gibt sie sich auch der Illusion hin, sich hier einen Dicken mit noch dickerer Brieftasche angeln zu können.«
    »Waidmannsheil«, sagte Phil trocken.
    »Na, damit Sie jetzt auch noch die letzten kennenlernen, die hier in der Bar sitzen, darf ich Sie vielleicht auf das Ehepaar da hinten rechts aufmerksam machen. Georgia und John Canderley. Sie kommen irgendwo aus Wyoming. Er ist der strengste Puritaner, der mir je über den Weg gelaufen ist. Selbst bei der größten Hitze darf seine Frau kein ausgeschnittenes Kleid tragen. Zum Glück fährt er oft stundenlang mit einem Mietboot hinaus zum Fischen. Sie nutzt das aus und wagt es, in einem ganz gewöhnlichen Badeanzug sich den Blicken der übrigen Menschheit auszusetzen, was in seinen Augen ein fluchwürdiges Verbrechen ist.«
    Gerade als er es gesagt hatte, kam ein Mann herein, der sofort als Fischer zu erkennen war. Die wettergegerbten Gesichtszüge, der wasserhelle Blick aus seinen schmalen Augen, der breitrandige Bart und ein leiser Geruch nach Meerwasser und Fischen verkündeten deutlich seinen Beruf. Er ging zu dem Puritaner, den uns Ryling gezeigt hatte, und wechselte einige Worte mit ihm. Dann verabschiedete sich Mr.
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