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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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drehte sich auf einmal alles vor den Augen. Ich tastete nach einem Halt und erwischte nichts. Ich fühlte nur noch, daß ich fiel. Dann war’s mit mir wieder aus.
    »He, nun spiel nicht schon wieder den Kranken!« hörte ich Phils Stimme. Ich hatte ein Gefühl von eisiger Kälte.
    Entschuldigen Sie die Wiederholung, aber ich kann nichts dafür! Phil scheint eine Vorliebe für Badewannen zu haben, die mit kaltem Wasser gefüllt sind. Als ich nämlich langsam wieder von meinem Ausflug in die Gefilde der Traumwelt zurückkehrte, lag ich doch tatsächlich im Badezimmer der Mrs. Canderley, und Phil hielt mir den Kopf ins Wasser, auf dem wieder alle Eisstückchen schwammen, die er im Kühlschrank hatte auftreiben können.
    »Deine Einfälle sind nicht besonders originell«, brummte ich und stellte mich auf die Beine.
    »Aber sie wirken.« Er grinste.
    »Nun hör endlich auf«, sagte ich. »Erzähl lieber, wo der Kerl steckt!«
    »Sitzt im Wohnzimmer auf einem unbequemen Holzstuhl, den ich von der Veranda organisiert habe.«
    »Gott sei Dank. Ich fürchtete schon, er wäre uns entkommen.«
    Phil sah mich mitleidig an.
    »Wenn man sich einen Phil Decker mitbringt«, warf er sich in die Brust, »dann braucht man gar nicht zu fürchten, daß irgendwer entkommen könnte.«
    Na, ich ließ ihm sein Eigenlob. Zur Hälfte hatte er es ja verdient. Mit mir war wirklich nicht viel losgewesen, und ohne Phil hätte mich der Kerl sicher erledigt.
    Wir gingen ins Wohnzimmer. Zu meiner Überraschung hatte der Knabe noch immer das Tuch um seinen Kopf.
    »Ich hatte noch keine Zeit, ihm das Lärvchen abzunehmen«, sagte Phil. »Mußte mich doch erst um dich kümmern.«
    »Danke.«
    Ich steckte mir erst einmal eine Zigarette an.
    Der Mann sah uns aus haßerfüllten Augen an. Er hockte auf dem Holzstuhl und war an Händen und Füßen provisorisch gefesselt. Wir rauchten schweigend und sahen ihn an. Mrs. Canderley schien ihn bereits erkannt zu haben. Sie saß auf der breiten Couch und weinte leise vor sich hin.
    Phil und ich dachten nicht daran, jetzt noch irgendwelche Strapazen auf uns zu nehmen. Wir waren - ehrlich gesagt -beide zum Umfallen fertig.
    Wir warteten, bis Mr. Canderley vom Fischen zurückkam. Er war natürlich sehr überrascht Über den seltsamen Anblick, der sich ihm in seinem Wohnzimmer bot, aber wir klärten ihn mit ein paar raschen Worten über den Sachverhalt auf.
    Er erbot sich sofort, für uns hinüber zum Bungalow der Studeways zu gehen, wo inzwischen sicher die Mordkommission eingetroffen war.
    Nach ein paar Minuten kam er in Begleitung des Ortssheriffs und des Leiters der Mordkommission zurück. Dann schnappten stählerne Handfesseln um die Handgelenke des »roten Delphin«.
    ***
    Wir saßen im Flugzeug. Zwischen uns der mehrfache Mörder von Miami, der Erpresser, der »rote Delphin«.
    Wir hatten gern Abschied genommen. Einmal waren wir froh, die ganze Geschichte hinter uns zu haben, zum anderen hatten wir das faule Leben am Strand von Florida wirklich satt.
    Als die Polizeimaschine sich in die Luft erhoben hatte, kam plötzlich Leben in unseren Gefangenen. Er bat mich um eine Zigarette.
    Ich gab sie ihm. Warum hätte ich sie ihm verweigern sollen? Man soll kein Unmensch sein, und wir hatten ihn ja. Mehr wurde von uns nicht verlangt, und mehr wollten wir auch gar nicht tun. Wir stellen die Gangster. Verurteilen -das ist die Sache von anderen Leuten.
    Wir landeten in Memphis. Gegen meine Erwartung war McCormick nicht am Flughafen.
    Eine halbe Stunde später standen wir mit unserem Gefangenen in McCormicks Zimmer. McCormick schüttete uns zuerst schweigend jedem ein Wasserglas voll Kognak ein.
    »Wie habt ihr ihn gekriegt?« fragte er dann.
    »Ich wußte von Anfang an, daß er es war«, sagte ich. »Gleich nach unserer Ankunft trafen wir ihn in der Bar und fragten ihn nach den Leuten aus. Er kannte alle, nur die Studeways nicht, die seine Komplicen waren. Das konnte ja nicht sein. Er mußte sie kennen, denn sie waren schon länger im Hotel als beispielsweise der Puritaner aus Wyoming. Und als er mir schließlich einreden wollte, er werde auch erpreßt, da war ich ganz sicher. Denn er wollte mir weismachen, der Erpresser verlange von ihm 300 Dollar. Dabei hatte es der Erpresser bisher nie unter 3000 getan. Na, ich mußte es ihm nur nachweisen. Die Morde gehen alle auf sein Konto. Ausnahmslos. Sogar seinen Komplicen Studeway brachte er um, nachdem sich die beiden bei uns im Bungalow hatten erwischen lassen. Er mußte ja
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