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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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anzunehmen. Die Frau hatte ja gesagt, daß er nie vor sechs Uhr morgens eintraf.
    Ich drückte auf den Klingelknopf. Drinnen waren Schritte zu vernehmen. Die Tür schwang zurück, und wir blickten in eine Revolvermündung.
    »Keine Sorge, Mrs. Canderley!« sagte ich. »Wir sind es nur, Cotton und Decker vom FBI.«
    »Kommen Sie herein! Ich sah zwei Schatten und dachte nicht, daß Sie es sind, weil Sie nichts von Ihrem Kollegen am Telefon erwähnt hatten. Da dachte ich, es ist vielleicht der Erpresser mit einem Komplicen.«
    »Dafür haben Sie aber allerhand Mut gezeigt.«
    »Sagen Sie nur das nicht! Man kann eine Pistole in die Hand nehmen und trotzdem vor Angst kaum stehen können. Genauso ging mir’s.«
    Sie machte Licht im Wohnzimmer und bot uns Sitzplätze und etwas zu trinken an. Erst jetzt sah sie unsere verschrammten Gesichter.
    »Meine Güte!« rief sie erschrocken aus. »Was ist denn mit Ihnen los, Mr. Cotton? Sie haben ja eine entsetzlich große Beule auf dem Hinterkopf. Und Mister Decker! Ihr Hautriß ist auch nicht von schlechten Eltern.«
    »Kann man wohl sagen«, brummten Phil und ich gleichzeitig.
    »Trinken Sie erst mal einen kräftigen Schluck! Das wird Ihnen guttun.«
    »Vielen Dank, Mrs. Botton«, sagte ich ohne jede besondere Betonung, als ich ihr diesen Namen auf den Kopf zusagte.
    »O bitte, es macht ni… was haben Sie gesagt?« Sie war plötzlich sehr blaß.
    »Ich sagte: Vielen Dank, Mrs. Botton.«
    »Sie wissen also?«
    »Ja. Aber es war nicht mein Verdienst und auch nicht meine Schuld, daß ich dahinterkam. Ihr Rechtsanwalt schickte Ihnen vor einigen Tagen einen Brief, in dem er über die Erledigung des Konkurses berichtete. Sie erinnern sich?«
    »Ja, natürlich. Mein Mann war ganz aufgeregt, als er den Brief gelesen hatte. Man darf von seinem geschäftlichen Fehlschlag nichts erwähnen. Er explodiert immer gleich, wenn man davon anfängt. Aber wieso? Was hat der Brief damit zu tun?«
    »Beantworten Sie mir vorher eine Frage! Sie heißen in Wirklichkeit Botton. Gut. Wußte Ihr Rechtsanwalt, daß Sie sich hier unter einem fremden Namen eintragen wollten?«
    »Ja, natürlich. Mein Mann hatte es ihm im Vertrauen gesagt. Wir fürchteten, einige Gläubiger könnten es herausbekommen, daß wir hier sind, wenn wir uns unter unserem richtigen Namen eintragen würden.«
    »Klar, dann wäre es natürlich mit Ihrer Ruhe vorbeigewesen. Aber jetzt muß ich nun mal ganz neugierig fragen: Woher haben Sie das Geld für den doch nicht unerheblich teuren Aufenthalt hier in Miami, wenn Ihr Mann gerade einen großen geschäftlichen Fehlschlag hinter sich hat?«
    Sie sah verlegen zu Boden. Erst nach einer Weile erwiderte sie mit halblauter Stimme: »John ruinierte sich gesundheitlich mit seinen Geschäften. Ich habe Jahr für Jahr gespart, auf meinen Namen, damit wir einmal richtig ausspannen können. Aber er hatte nie Zeit. Als jetzt die Firma zusammenbrach, hatte er plötzlich Zeit, und durch mein Geld konnten wir es uns zum ersten Male seit unserer Hochzeit leisten zu verreisen.«
    »Sie hätten Ihrem Rechtsanwalt nur Ihren neuen Namen schärfer einprägen sollen. Der vergaß nämlich diesen Namen. Oder vielleicht war es auch eine Mitarbeiterin. Jedenfalls kam dieser Brief auf den Namen Botton hier an. Die Hotelverwaltung kannte niemand, der so hieß, dachte aber, es handle sich um einen Schreibfehler und stellte den Brief mir zu. Ich las ihn, steckte ihn in einen neuen Umschlag und brachte ihn wieder zur Post.«
    »Und auf diese Art sind Sie dahintergekommen, wie wir wirklich heißen?«
    »Ja. Der Brief kam aus Wyoming. Sie und Ihr Mann sprechen den etwas rauhen Tonfall von Wyoming. Da lag die Vermutung nahe, daß der Brief eigentlich für Ihren Mann bestimmt war.« Mrs. Canderley griff nach einer Zigarette.
    Ich bot ihr Feuer. Dabei sagte ich: »Ich möchte gern zu meinem Anliegen kommen. Würden Sie so freundlich sein, einen Brief für mich zu schreiben?«
    »Ja, das hatte ich ja bereits zugesagt.« Sie stand auf und ging zu dem kleinen Schreibtisch.
    »Was soll ich schreiben?« fragte sie, nachdem sie sich Papier zurechtgelegt hatte.
    »Überschrift«, diktierte ich. »An den roten Delphin!«
    Sie stutzte einen Augenblick, dann kratzte ihre Feder leicht über das Papier.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, fuhr ich fort. »Wenn Sie nicht bis acht Uhr heute früh bei mir waren, werde ich Mr. -Cotton vom FBI davon verständigen. Mrs. Canderley« Sie schrieb genau den Text. Als sie fertig war, fragte sie: »Und
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