Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
Vom Netzwerk:
hörte, wie die Haustür leise knarrte.
    Ich warf einen Blick hinüber zu Phil. Der rührte sich nicht. Verdammt, er hätte ruhig wach bleiben können!
    Unser Besuch war sehr vorsichtig. Das mußte man ihm lassen. Man hörte ihn kaum. Nur wenn man ganz genau die Ohren spitzte, hörte man manchmal das leichte Geräusch, das entsteht, wenn ein Schuh über die Oberfläche eines Teppichs gleitet.
    Den Geräuschen nach zu urteilen, schien unser nächtlicher Besucher sich zuerst im Wohnzimmer umzusehen. Ich blieb sitzen. Aber ich hatte in der linken Hand den Revolver und die rechte Hand auf dem Druckknopf der großen Stehlampe, neben der ich saß.
    Phil drehte sich im Bett auf die andere Seite. Sehr geräuschvoll, so daß es durch das ganze Haus zu hören war.
    Ich hielt den Atem an. Für ein paar Herzschläge herrschte Totenstille. Dann kam von Phil ein behaglicher Grunzer aus der Tiefe seines Schlafes.
    Draußen im Flur war ein leichtes Geräusch. Die Schlafzimmertür stand offen. Jetzt mußte der Bursche auf dem Wege hierher sein.
    Da!
    In die gähnende schwarze Öffnung der Schlafzimmertür schob sich die schattenrißartige Gestalt eines Mannes. An Stelle des Kopfes konnte ich nur einen schwarzen Fleck ausmachen.
    Ich rührte mich nicht. Wenn ich jetzt etwas unternahm, hatte er es leicht, durch den Flur wieder zu verschwinden. So einfach wollte ich es ihm nicht machen.
    Er bewegte sich. Langsam setzte er einen Fuß vor und zog den Körper nach. Noch einmal. Und noch einmal.
    Wieder blieb er stehen. Jetzt drei Schritte im Schlafzimmer!
    Offenbar versuchte er sich erst an die Anordnung der Möbel zu gewöhnen. Schließlich herrschte bei uns Dunkelheit, weil wir nicht nur kein Licht hatten, sondern obendrein wie an jedem Abend die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen hatten, so daß nicht einmal das Zwielicht der Nacht hereinkommen konnte.
    Jetzt machte er zwei rasche Schritte auf das Bett zu, in dem ich normalerweise gelegen hätte.
    Okay, dachte ich. Fangen wir an!
    Ich knipste das Licht an und stand auf. Meine Pistole war auf die Brust des Eindringlings gerichtet.
    »Rühr dich nicht! Sonst drück’ ich ab!«
    Er stand wie eine Salzsäule.
    Über das Gesicht hatte er einen schwarzseidenen Strumpf gezogen. Na, das war gar nicht nach meinem Geschmack. Ich sehe mir immer gern die Leute an, mit denen ich mich unterhalte.
    Seine Arme hingen schlaff an den Seiten herab. In der rechten Hand hielt er eine Smith & Wesson.
    »Laß sie fallen!« sagte ich.
    Er zögerte.
    Ich hob die Mündung meines Schießeisens ein wenig. Diesem Fingerzeig konnte er sich nicht verschließen. Mit dumpfem Poltern fiel die Waffe auf den Teppich.
    »Geh einen Schritt zurück!«
    Er tat es. Ich trat hin und schob seinen Revolver mit der Fußspitze unter das Bett.
    »Runter mit dem Strumpf!« fuhr ich ihn an.
    Er rührte sich nicht.
    Ich ging noch einen Schritt näher. Warum rührte sich Phil eigentlich nicht? Er mußte doch wach geworden sein? War er etwa nur zu faul, um einzugreifen?
    Na, meinetwegen mochte er schlafen bis zum jüngsten Tag. Mit diesem Burschen wurde ich auch allein fertig.
    »Entweder du ziehst dir das Ding jetzt selber über den Kopf, oder ich helfe dir dabei!« warnte ich.
    Er verstand. Langsam hob er die Arme und nahm seinen Hut ab. Er warf ihn vor sich hin auf den Teppich. Ich ließ ihn nicht aus den Augen und den Revolver nicht aus den Fingern.
    Endlich bequemte er sich.
    Die Strumpfmaske rutschte über sein Gesicht und flatterte wie ein ausgewrungenes Wäschestück zu Boden.
    Ich sah in das stupide Gesicht von Mr. Studeway Nummer II.
    »Feine Familie«, sagte ich. »Dein Bruder trifft sich nachts am Strand mit Frauen, die er erpressen will, und du brichst mitten in der Nacht bei fremden Leuten ein. Nein, laß die Arme schön oben!«
    Langsam ging ich um ihn herum, bis ich hinter ihm stand. Bevor ich mich ein wenig mit ihm unterhielt, war es ratsam, sich vom Inhalt seiner Taschen zu überzeugen.
    Ich drückte ihm die Revolvermündung zwischen die Schulterblätter und tastete mit der freien Hand seine linke Körperhälfte ab. Gerade, als ich wechseln wollte, hörte ich hinter mir ein dumpfes Geräusch.
    Ich warf mich herum.
    Aber es war schon zu spät. Irgend etwas Hartes krachte mir auf den Kopf. Ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde das alberne Gefühl, als öffne sich der Fußboden unter meinen Füßen und als stürze ich in einen endlosen Abgrund.
    Dann hatte ich überhaupt kein Gefühl mehr, und alles war schwarz,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher