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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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was kommt auf den Umschlag?«
    »Nichts. Ich bringe den Brief selbst an die richtige Adresse.«
    Sie zuckte die Achseln und schob den Bogen in einen Umschlag.
    »Zukleben?«
    »Ja, bitte!«
    Sie tat es und reichte mir das Kuvert. Ich besah es einen Augenblick lang verdutzt.
    »Woher haben Sie eigentlich dieses hübsche Briefpapier?« fragte ich dann mit gespielt gleichmütiger Stimme.
    »Das Briefpapier? Das lag hier in der Schreibmappe, als wir den Bungalow bezogen.«
    »Aha. Na, ich bin gleich wieder da. Phil, du bist vielleicht so freundlich, Mrs. Canderley inzwischen Gesellschaft zu leisten.«
    Ich ging mit dem Brief hinaus, ohne zu erwähnen, daß es das gleiche Briefpapier war, auf dem der Erpresser seine Briefe geschrieben hatte.
    ***
    Ich schlug den Weg zum Hauptgebäude des Hotels ein. Wenn dieser Kniff nicht mehr zog, dann war ich mit meiner Weisheit am Ende.
    Der bunte Kies knirschte leise unter meinen Sohlen. Alle Bungalows lagen in tiefem Frieden. Aber irgendwo schlief jetzt auch ein Mörder. Oder schlief er vielleicht gar nicht? Empfand er vielleicht so etwas wie Reue?
    Ich wußte es nicht. Was weiß man schon, was in dem Kopf eines anderen Menschen vorgeht!
    Ich war am Portal des Hauptgebäudes angekommen. In der Empfangshalle fand ich zu dieser seltsamen Zeit den Herrn des Hauses vor.
    »Hallo, Mr. Eden!« sagte ich freundlich.
    »Guten Morgen, Mr. Cotton. Womit kann ich dienen?« stammelte er. Er schien reichlich verdattert über mein plötzliches Auftauchen.
    Ich zündete mir gemächlich eine Zigarette an und musterte ihn schweigend. Er wurde immer nervöser. Schließlich nahm er einen Anlauf und schoß hastig die Frage auf mich ab: »Mr. Cotton, stimmt es, daß Sie beim FBI sind?«
    Ich wich wieder einer direkten Antwort aus und fragte ruhig: »Warum interessiert Sie das?«
    Er zog ein feines Seidentüchlein aus der Brusttasche und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Mir fiel auf, daß er ein wenig roten Kies an seinen makellosen Lackschuhen hatte.
    »Es ist nur so«, setzte er zu einer holprigen Erklärung an. »Ich bin Hotelbesitzer, und ich lebe davon, daß möglichst viele Gäste zu mir kommen. Wenn es bekannt wird, daß auch FBI-Beamte hier sind, dann bin ich in kurzer Zeit ruiniert. Sie wissen ja, wie die Leute sind. Mit der Polizei will keiner was zu tun haben.«
    Ich nickte zustimmend.
    »Weil fast ‘keiner eine wirklich reine Weste hat. Das dürfte der Grund sein. Na, schon gut, mein Lieber. Ich bin vom FBI, und mein Freund gehört auch zu diesem lieblichen Verein. Aber ich kann Sie trösten: Wir werden vermutlich die längste Zeit hiergewesen sein. Können Sie mir einen Gefallen tun?«
    Er überschlug sich fast vor Höflichkeit.
    »Aber gewiß, Mr. Cotton! Jeden, den Sie wollen.«
    Ich sagte: »Dieser Brief…«
    Weiter kam ich nicht, denn in diesem Augenblick hallte ein Schuß durch die stille Nacht. Ich hörte sofort, daß er mit einem Gewehr abgefeuert worden war.
    Ich schob den Brief wieder zurück in meine Tasche und raste zur Tür. Von rechts hörte ich auch schon das typische Motorengeräusch eines anfahrenden Autos. Ich hetzte in die Richtung. Nach wenigen Sekunden stand ich vor dem Bungalow der Studeways. Drinnen brannte Licht. Aber die linke Scheibe in dem großen, zweimal unterteilten Wohnzimmerfenster war zerbrochen, zersplittert, genauer: zerschossen.
    Ich nahm mir keine Zeit zu langen Überlegungen. Den Revolver aus der Schulterhalfter unter dem Jackett hervorreißen und in den Bungalow hinein -war eins.
    Die Haustür stand übrigens sperrangelweit offen. Im Wohnzimmer lag der Studeway auf dem Teppich, dem ich heute nacht unten am Strand an der Doppelpalme begegnet war.
    Eine Kugel hatte seine Stirn durchbohrt.
    Hier war nichts mehr zu machen.
    Ich ging hinaus. In den umliegenden Bungalows hatte man inzwischen das Licht eingeschaltet.
    Ein paar Leute kamen neugierig angerannt. Ich stoppte sie an der Haustür.
    »Gehen Sie wieder zurück in Ihre Bungalows!« rief ich ihnen zu. »Für Sie besteht nicht der leiseste Grund zur Aufregung. Mr. Studeway hat sein Gewehr für einen Jagdausflug geputzt, den er heute früh unternehmen wollte. Dabei hat sich ein Schuß gelöst. Kein Grund zur Beunruhigung, Gents! Schlafen Sie weiter!«
    Murmelnd und schimpfend über den unvorsichtigen Kerl, der zu dumm war, ein Gewehr zu putzen, wie sich einer ausdrückte, verschwanden sie wieder.
    Nur Mr. Eden blieb zögernd stehen. Als wir wieder allein waren, fragte er: »Stimmt das, was Sie da
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