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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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still und tot.
    ***
    Jemand tätschelte mir kräftig mein Gesicht.
    War das nicht Phils Stimme?
    »He, Jerry, laß die Augen offen! Ist doch nicht das erstemal, daß du eins über den Schädel bekommen hast!«
    Oh! Warum mußte der dumme Kerl nur von meinem Schädel anfangen! In der gleichen Sekunde, als er das Wort gesagt hatte, fühlte ich einen heißen, stechenden Schmerz, der irgendwo von meinem Kopf her ausging und durch den ganzen Körper lief.
    Ich wollte die Augen wieder zumachen, aber plötzlich war die Luft weg, und ich schluckte massenweise eiskaltes Wasser.
    Ich riß meinen Kopf hoch und prustete empört.
    »Ich lang dir eine!« schrie ich den grinsenden Phil an. »Ich lang dir eine, wenn du meinen Kopf noch einmal in die Badewanne drückst!«
    Er grinste fröhlich.
    »Okay, okay, jetzt hast du’s ja nicht mehr nötig.«
    Ich sah mich langsam und mit zusammengezogenen Augenbrauen um. Kein Zweifel: Ich kniete sehr malerisch vor der Badewanne in unserem Bungalow.
    Als mein Blick zum zweitenmal Phils Gesicht traf, sah ich, daß er auch nicht schlecht weggekommen war. Von der rechten Schläfe lief ein ziemlich tiefer Hautriß quer über die Wange. Die Unterlippe war unförmig angeschwollen. Aber er hatte trotzdem schon wieder sein überhebliches Grinsen aufgesetzt.
    »Erzähl schon!« knurrte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    »Da ist nicht viel zu erzählen. Ich hörte natürlich, wie unsere Haustür knarrte. Da tat ich so, als ob ich schliefe. Aber mir kam es so vor, als wären zwei Mann bei uns eingedrungen. Na, als du dir den ersten vornahmst, bestand für mich kein Grund, mein warmes Bett zu verlassen. War er wirklich allein, würdest du schon mit ihm fertig werden. Und war er nicht allein, war es gut, wenn ich in Reserve für den zweiten blieb. Und genauso kam es ja auch. Du standst mit dem Rücken zum Flur, als du den ersten nach Waffen absuchtest. Da kam der zweite herein. Aber leider standst du so in der Blickrichtung, daß ich ihn erst sah, als er dir seinen Colt auf den Kopf schlug. Du kannst dir denken, wie anregend das auf mein Gemüt wirkte. Ich sprang aus dem Bett und griff die beiden an. Ganz leicht war es nicht, denn sie waren zwei, und du dachtest nicht dran, dich zu rühren. Aber nach einiger Zeit sahen sie wohl ein, daß es ihnen nicht gelingen würde, mich von den Beinen zu holen, und sie setzten sich ab. Danach habe ich versucht, dich wieder in die irdischen Gefilde zurückzubringen.«
    Er nahm eine Zigarette aus seinem Päckchen und schob sie mir zwischen die Lippen, nachdem er sie angesteckt hatte.
    Ich sog gierig den Rauch in die Lungen. Das tat gut.
    Bei Licht betrachtet war das ein Bild für ein Filmlustspiel: Wir zwei, beide reichlich angeschlagen, ich im besten Anzug, Phil im Pyjama, hockten auf dem Boden unseres Badezimmers.
    Aber wir konnten nicht ewig so herumsitzen. Nach einiger Zeit rappelten wir uns auf. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und ein Gummigefühl in den Knien. Phil ging es etwas besser. Eine Faust ist nie so hart wie der Kolben eines Smith & Wesson, mit dem ich Bekanntschaft gemacht hatte.
    »Bleib stehn!« sagte er. »Dreht sich der Magen?«
    »Wie ein Karussell.«
    »Klar, leichte Gehirnerschütterung. Warte, ich hol’ dir ’nen anständigen Schluck.«
    Er brachte ein Wasserglas, das dreiviertel mit purem Whisky gefüllt war. Ich setzte es an und trank den Whisky in einem Zug. .Er lief wie flüssiges Feuer durch die Kehle und in den Magen. Zehn Sekunden später war mir besser.
    »Was nun?« fragte Phil. »Ins Bett?« Ich deutete ein sehr zartes Kopfschütteln an. Viel mehr Bewegung durfte ich meinem schmerzenden Schädel nicht zumuten.
    »Ich bin’s leid«, sagte ich. »Machen wir der ganzen Sache ein Ende!«
    Er verdrehte die Augen. »Ich bin sehr dafür. Du mußt nur sagen, wie du dir das vorstellst. Ich habe nämlich nicht die leiseste Ahnung, wer nun wirklich der Erpresser ist.«
    »Ich weiß es. Ich kann’s ihm bloß nicht beweisen. Der Hund ist zu raffiniert. Aber ich habe einen Plan, durch den er vielleicht hereinfällt.«
    Wir gingen ins Schlafzimmer. Während sich Phil anzog, ruhte ich meinen Kopf etwas aus. Ich hatte es nötig.
    Phil war fertig mit Anziehen.
    »Und nun?« fragte er.
    »Besuchen wir Mrs. Canderley.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Ja. Ich habe uns angemeldet, während du schliefst.«
    Ein paar Minuten später standen wir vor dem Bungalow der Canderleys. Ob eigentlich der alte Puritaner schon wieder zurück war? Es war kaum
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