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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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Flamme zu erkennen.
    »Es ist wohl besser, wenn wir uns jetzt nicht mehr unterhalten, was? Ich fühle mich allerdings wohler, wenn ich Ihre Stimme höre.«
    »Es ist vielleicht besser, wenn wir jetzt schweigen. Sagen Sie sich in Gedanken einfach immer wieder, daß ein G-man Sie beschützt! Vielleicht beruhigt Sie das ein wenig.«
    »Ja, vielen Dank für den guten Rat.«
    Sie rauchte hastig. Offenbar wirkte mein Rezept tatsächlich ein wenig, denn ihr Rauchen wurde ruhiger, und sie schwieg.
    Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen war, seit Mrs. Canderley an der Palme angekommen war. Ich war so ganz und gar angespannt und voller Aufmerksamkeit, daß ich nicht ein einziges Mal auf den Gedanken kam, auf die Uhr zu sehen.
    Es kam ihr sicherlich noch mehr als mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Dann waren auf einmal die Lichter des Autos da. Das Scheinwerferpaar tastete sich auf der etwa 200 Meter zurückgelegenen Strandpromenade entlang und verlöschte annähernd auf unserer Höhe. Der Motor lief nahezu geräuschlos.
    Wir hörten das Zuwerfen der Wagentür. Dann sahen wir langsam die herankommende Gestalt größer werden.
    In letzter Sekunde wiederholte ich noch einmal meine Anweisungen für die Frau: »Ruhig bleiben! Nicht vom Baum Weggehen! Sollte geschossen werden, sich sofort flach auf die Erde werfen! Nicht weglaufen und erst Deckung suchen! Nur hinwerfen!«
    »Ja«, kam es wie ein heiseres Krächzen von ihr, während sie die Zigarette fallen ließ.
    Der Himmel mußte sich leider schon seit etwa einer Stunde etwas bezogen haben, denn das Mondlicht war fast ganz verschwunden. Die Dunkelheit hatte zugenommen.
    Ich sagte schon, daß der Mann vielleicht 200, vielleicht auch 220 Meter von der Straße bis zu uns zurückzulegen hatte. Bis auf 40 Meter konnte ich seine Schritte nicht hören. In dieser Zeit gingen mir tausendmal verschiedene Gedanken durch den Kopf: Warum hast du nicht doch Phil mitgebracht? Er hätte sich unter ein anderes Boot legen und dir wunderbar die Flanke schützen können. Wenn nun jetzt unter einem anderen Boot ein Komplice des Kerls liegt! In der Sekunde, wo du dich aufrappelst und deine Nasenspitze sehen läßt, haben sie dich dann gleich von zwei Seiten vor den Mündungen!
    Dann hörte ich das leise mahlende Geräusch seiner Schritte, und damit waren alle Gedanken in mir ausgelöscht. Jetzt war jede Körperzelle in mir nur noch Aufmerksamkeit.
    Noch 20 Schritte, 15, zehn, acht, sechs, vier - da! Er blieb stehen. Beide Hände in den Hosentaschen. Ich sah seine Gestalt, den tief in die Stirn gezogenen Hut, aber ich konnte ihn nicht erkennen.
    Die Mündung meines Revolvers zielte ungefähr auf seine Hüfte. Das leise Plätschern des Wassers kam mir plötzlich überlaut vor. Dann wischte seine leise Stimme jedes andere Geräusch aus meinem Bewußtsein fort.
    »Na, ist das Geld da?«.
    Totenstille. Ich fiel aus allen Wolken. Das war ja nicht die Stimme, die ich erwartet hatte!
    »Sind die Fotos da?« fragte die Frau. Ich war überrascht. Diese Frau wuchs über sich selbst hinaus. Ihre Stimme hatte kein bißchen unsicher geklungen. »Erst das Geld!« sagte der Mann.
    Die Frau wich einen halben Schritt zurück. Aber sie blieb fest. »Erst die Fotos! Anders machen wir unser Geschäft nicht.«
    Der Mann schwieg. Aber er trat langsam einen Schritt vor. Noch einen und noch…
    Es wurde Zeit. Ich hatte alle Muskeln angespannt. Mit einem Ruck stemmte ich die linke Seite des Bootes hoch, daß es laut klatschend nach rechts umfiel: »Laß die Hände in den Taschen! FBI!« Von meiner ersten Bewegung bis zu meinem letzten Wort waren sicher nicht mehr als höchstens zwei bis drei Sekunden vergangen. Und die brauchte der Kerl zu meinem Glück für die Überwindung des Schreckmoments.
    Schritt für Schritt trat ich in seine Richtung. Der Lauf meines 38ers schimmerte matt im nächtlichen Zwielicht.
    »Nicht schießen, G-man!« wimmerte der Kerl auf einmal.
    »Wenn du keine Dummheiten machst, brauche ich auch nicht abzudrücken. Aber ich werd’s tun, wenn du nicht vernünftig bleibst!«
    Jetzt stand ich drei Schritte vor ihm. Ich blieb stehen.
    »Nimm die rechte Hand langsam aus der Tasche!«
    Sie kam zögernd zum Vorschein.
    »Heb sie hoch! Jetzt die linke!«
    Er streckte gehorsam die Arme in den Himmel. Ich wollte um jeden Preis sein Gesicht sehen. Ich trat näher. Bevor er sich’s versah, hatte ich ihm den Hut mit der Linken vom Kopf geschlagen.
    »Hallo, Mr. Studeway!« sagte ich freundlich. »Welch eine
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