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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Fuß einen Schubs. Sie fiel hinter ihm ins Schloß. Das silberne Kruzifix versteckte er noch hinter seinem Rücken. »Ich wünsche einen schönen guten Tag, Tari.«
    Sie sah ihn seltsam an. So, als hätte sie seid langem auf diesen Augenblick gewartet.
    »Endlich«, sagten ihm ihre Augen. »Endlich bin ich mit dir allein.« Aber ihr rätselhafter Blick drückte auch noch etwas anderes aus. Etwas, das John sofort wieder warnte.
    Dieses Mädchen war gefährlich, das spürte John mit jeder Faser seines Körpers.
    Sie straffte sich, und ihr warmes Lächeln versuchte, ihn zu täuschen, aber er fiel darauf nicht herein. Der Geisterjäger war auf der Hut.
    »Mr. Sinclair«, sagte sie mit vibrierender Stimme. »Wie darf ich Ihren Besuch in meinem Zimmer deuten?«
    »Ich muß mit Ihnen über ein paar ernste Dinge reden, Tari«, sagte John mit gedämpfter Stimme.
    »Oh, so feierlich? Bitte, treten Sie doch näher. Darf ich sagen, daß mir kein anderer Mann so willkommen ist wie Sie?«
    John ließ sich von ihr nicht einwickeln, denn darauf legte sie es offensichtlich an. Sie legte ein Bein über das andere. Ihr blutrotes Kleid rutschte ihr an den vollen Schenkeln, weit nach oben. Bei diesem Anblick konnte ein Mann sehr leicht den Kopf verlieren. Auch John war nicht aus Stein. Unter normalen Umständen wäre es ihm bestimmt schwergefallen, kühles Blut zu bewahren, doch Tari machte den Fehler, sich zu sehr zu offerieren. Das stellte bei John einige zusätzliche Sicherheitssperren auf.
    »Ich bin wegen der Geschehnisse von gestern nacht hier«, sagte er ernst.
    »Wegen Ihres Anzugs. Ich hätte ihn beinahe vergessen. Mein Angebot gilt natürlich noch. Ich werde ihn reinigen. So ungeschickt bin ich normalerweise nicht. Kann es sein, daß Sie mich dermaßen verwirrt haben, John?«
    Hoppla! dachte der Geisterjäger. Jetzt fährt sie mit ihren stärksten Geschützen auf. Tari erhob sich. Geschmeidig wie eine Katze kam sie auf ihn zu.
    »Ich mag Sie, John«, flüsterte sie. »Sie sind ein Mann, dem ich nichts abschlagen könnte. Verzeihen Sie mir meine Offenheit, aber in einer Woche reisen Sie wieder ab. Wenn wir bis dahin unsere Chance nicht genutzt haben, kommt sie vermutlich nicht mehr wieder. Das würde uns beiden sehr leid tun, nehme ich an.«
    Sie blieb dicht vor ihm stehen.
    Der Duft, der ihm aus ihrem vollen schwarzen Haar entgegenströmte, war betörend. John blieb standhaft. Er spürte mit wachsender Deutlichkeit, daß ihm dieses Mädchen nur ein gekonntes, raffiniertes Theater vorspielte.
    Sie führte etwas im Schilde.
    Ihre Feindseligkeit ihm gegenüber konnte er unterschwellig spüren.
    »Ich bin nicht wegen meines Anzugs hier, Tari«, sagte John fest.
    Tari nickte. »Ich weiß. Das war nur ein Vorwand…«
    »Nein. Ich wollte wissen, wo Sie waren, als Henry Colfax sich für eine Weile in Luft aufgelöst hatte.«
    Taris Lachen klang gekünstelt. »Wo ich war? Ich war im Hotel.«
    »Das waren Sie nicht, davon habe ich mich überzeugt. Sie tauchten erst wieder auf, als Colfax zurückkam. Wo waren Sie?«
    Es blitzte ärgerlich in Taris dunklen Augen. »Sagen Sie, was ist das hier? Die Inquisition?«
    John bleckte die Zähne. »Ein gutes Stichwort, Tari. Sind Sie vielleicht zufällig eine Hexe?«
    Tari erschrak. »Sie sind wohl nicht ganz bei Trost!« stieß sie heiser hervor.
    »Also doch!« knurrte John. Er verbarg das Silberkreuz nicht mehr länger vor dem Mädchen.
    Er hielt das glitzernde Kruzifix vor Taris schreckgeweitete Augen. Sie stieß einen krächzenden Schrei aus und brachte sich mit einem erschrockenen Satz vor dem Kreuz in Sicherheit.
    Jetzt war aus der Vermutung Gewißheit geworden!
    ***
    Jane Collins öffnete die Tür. Katherin Colfax stand draußen. Sie hatte rotgeweinte Augen, war totenblaß und zitterte am ganzen Leib.
    »Mrs. Colfax!« sagte Jane erschrocken. »Was ist denn schon wieder passiert?«
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Aber natürlich.« Jane trat zur Seite.
    »Ist Mr. Sinclair da? Ich muß dringend mit ihm über meinen Mann sprechen.«
    »John… Mr. Sinclair… ist im Moment nicht hier, aber er wird bald zurückkommen, Mrs. Colfax. Bitte, setzen Sie sich.«
    Katherin ließ sich in einen der Sessel fallen. Sie starrte auf ihre zuckenden Hände. »Ich wollte, ich würde nicht mehr Colfax heißen«, sagte sie rauh.
    »Was ist geschehen?« wollte Jane beunruhigt wissen.
    Katherin fing wieder zu weinen an. »Ich wußte nicht, an wen ich mich wenden sollte, deshalb kam ich hier her. Sie und Mr.
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