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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wenige Zentimeter.
    Tari lachte grell.
    Johns Herz raste.
    Die verfluchte Hexe machte sich ein höllisches Vergnügen daraus, ihm zu zeigen, in welch grauenvoller Gefahr sich Jane befand. Und er mußte vor diesem bildschirmähnlichen Spiegel stehen und tatenlos zusehen, wie der Dämon Colfax, der soeben Katherin umgebracht hatte, nun hinter Jane herhetzte.
    Das entsetzte Mädchen erreichte die Feuertreppe, hastete die Stufen hinunter.
    »Sieh nur! Sieh!« schrie Tari begeistert. »Jane Collins tut unbewußt genau das, was Wahadin möchte. Colfax treibt ihm dein Mädchen direkt in die Arme, Sinclair!« Etwas strich John eiskalt über den Nacken.
    Es passierte tatsächlich in der nächsten Sekunde.
    Jane erreichte eine Tür. Sie riß sie auf. Und… da stand Wahadin, der Diakon des Teufels. Jane prallte gegen seinen gläsernen Körper. Er stieß ein knurrendes Lachen aus. Jane wollte um Hilfe schreien, doch da legte ihr Wahadin seine durchsichtige Hand auf den Mund und erstickte auf diese Weise ihren verzweifelten Schrei.
    Die Bilderfolge verschwamm, und einige Lidschläge später konnte John im Spiegelrahmen nur mehr sein Ebenbild sehen. Sein Gesicht war grau geworden. Es wirkte so hart, als wäre es aus Granit gemeißelt. Er starrte sich mit brennenden Augen an. Sah so ein Mann aus, der seine erste bittere Niederlage einstecken mußte?
    Seine Kehle war trocken.
    Er wandte sich an Tari, die wie irr lachte.
    »Sie ist jetzt in Wahadins Gewalt, Sinclair!«
    »Wohin bringt er sie?« fragte John gepreßt. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    »In den schwarzen Tempel!« Tari sagte ihm bereitwillig, wo sich dieser Tempel befand.
    »Was wird er da mit Jane machen?« wollte John wissen. Seine Stimme klang heiser.
    »Dasselbe, was er mit Henry Colfax gemacht hat. Er wird ihr das Leben nehmen, und sie wird zur gefährlichen Dämonin werden.«
    Tari lachte, daß John eine Gänsehaut über den Rücken lief. »Du wirst deine Jane bald wiederhaben, Sinclair. Aber dann wird sie nicht mehr jenes Mädchen sein, das du geliebt hast. Sie wird deine erbittertste Feindin sein, und sie wird dich töten, John Sinclair! Im Auftrag von Wahadin!«
    Das war eine schreckliche kalte Dusche. John wußte, daß er jetzt keinen Fehler machen durfte, sonst war Jane unweigerlich verloren. Seiner Auffassung nach führte der Weg zu Wahadin nur über Tari. Er brauchte die Hexe als Faustpfand.
    Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, da handelte er schon. Er schnellte sich vorwärts. Als die Hexe das Kruzifix auf sich zusausen sah, wollte sie mit einem wilden Aufschrei zur Seite springen, doch John war schneller bei ihr. Er packte sie an den Schultern und riß sie herum. Alles ging unglaublich rasch. John legte dem Mädchen die Kette um den Hals und hakte sie hinten blitzartig zu.
    Sobald das Kreuz die Haut des Mädchens berührte, heulte es fürchterlich auf. Das Silber brannte sich tief in sein Fleisch. Tari wollte es mit zitternden Fingern abmachen, doch es war ihr nicht möglich.
    Sie wimmerte und schrie. Sie wand sich unter unsäglichen Qualen, und sie wurde alt. Uralt!
    Ihre Haut verwelkte ungemein schnell. Ihr Haar wurde struppig. Die faltigen, ledernen Wangen fielen ein, sie hatte nur noch einen Zahn im Mund. Ihre Stimme wurde dünn und brüchig.
    »Damit erreichst du gar nichts, John Sinclair!« fauchte die Hexe. »Wahadin wird mir meine Jugend zurückgeben, nachdem Jane Collins dich getötet hat!«
    »Bring mich zu ihm!« verlangte John.
    »Du Narr. Der Diakon ist dir überlegen! Was willst du gegen ihn ausrichten?«
    »Ich werde Jane befreien!«
    »Das gelingt dir nie! Wen Wahadin einmal in seiner Gewalt hat, den kann keiner mehr retten, Sinclair. Auch du nicht, Geisterjäger!«
    »Es sei denn, ich töte ihn!« sagte John schneidend.
    »Das schaffst du nicht!«
    »Man hat Wahadin schon mal getötet!«
    »Das war etwas anderes. Damals war er noch halb Mensch, halb Dämon. Heute jedoch gehört er ganz dem Schattenreich an.«
    »Auch ein Dämon hat irgendwo seinen schwachen Punkt!«
    »Das mag schon stimmen, aber den wirst du nicht herausfinden!«
    »Du wirst ihn mir nennen!« sagte John scharf.
    »Niemals!« schrie die Hexe.
    John verstärkte die Wirkung des Kruzifix mit einem nur aus wenigen Worten bestehenden Gebet. Das warf die Hexe nieder. Sie wand sich wie eine Schlange auf dem Boden, zuckte krampfhaft, hatte Schaum vor dem Mund und flehte krächzend um Gnade. John beugte sich über die häßliche Alte.
    »Du wirst mich zu Wahadin
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