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0022 - Die Hexe von Java

0022 - Die Hexe von Java

Titel: 0022 - Die Hexe von Java
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Vormittag!«
    »Na wenn schon!«
    Seit zehn Jahren waren sie verheiratet, aber Henry Colfax hatte seine Frau noch niemals nackt gesehen. Sie hatten sich zwar einmal wöchentlich umarmt, um die Ehe auch fleischlich zu vollziehen, aber das war immer nur nachts geschehen. Nie erhellte dann eine Lampe den Raum.
    Was Henry nun von ihr verlangte, empfand Katherin als eine beschämende Zumutung. »Wird’s bald?« fauchte Henry Colfax seine Frau ungeduldig an.
    »Henry, ich bitte dich…«
    Er lachte. »Du brauchst mich nicht darum zu bitten. Es wird mir ein Vergnügen sein, Katherin!«
    »Ich meine… Du weißt, wie ich für dich empfinde… Ich bin deine Frau, und ich bin nicht abgeneigt… Aber ich finde, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist… Wir sind schließlich keine Tiere, Henry.«
    »Vielleicht doch!« erwiderte Henry Colfax kichernd. »Zieh dich endlich aus, Katherin. Ich habe ein Recht, das von dir zu verlangen! Ich bin dein Mann! Und ich will, daß du deinen ehelichen Pflichten nachkommst!«
    Erschüttert und mit zitternden Fingern begann Katherin, ihre hochgeschlossene Bluse zu öffnen. Sie hatte das Gefühl, sich vor einem Fremden auszuziehen. Wer war dieser Mann? Das konnte unmöglich Henry sein. Er hätte sie niemals auf diese furchtbare Weise erniedrigt.
    Henry Colfax leckte sich mit unverhohlener Gier über die Lippen. »Schneller! Schneller, Katherin!« verlangte er.
    Die junge Frau zog sich benommen aus. Ihr kam alles so vor, als würde sie es in tiefer Trance erleben. Wirklichkeit konnte das doch unmöglich sein.
    Als sie nur noch BH und Höschen trug, weigerte sie sich weiterzumachen. Sie schämte sich entsetzlich. Sie flehte Henry an, er möge diese furchtbare Sache nicht noch weitertreiben; doch ihr Mann blieb hart. Er riß ihr auch noch die restlichen Kleidungsstücke vom Leib und warf sie aufs Bett.
    ***
    Tari. John Sinclair hatte noch nicht vergessen, was er sich vorgenommen hatte. Er erinnerte sich an seine Vermutung, daß sich hinter ihrem freundlichen Wesen blanker Hass versteckte. Sie war nach Henry Colfax’ Verschwinden nicht mehr im Hotel gewesen. Sie war hier erst wieder aufgetaucht, als der Australier zurückgekehrt war. Bloßer Zufall? John Sinclair wagte das zu bezweifeln.
    John begab sich zum Hotelmanager.
    Er stellte dem kleinen, ernsten Mann viele Fragen, die sich alle mit Tari befaßten. Doch die Ausbeute war gering. Der Manager kannte das junge, hübsche Mädchen kaum.
    »Eines der Mädchen wurde über Nacht krank«, erklärte der Manager achselzuckend. »Wir brauchten schnellstens Ersatz, und da bot uns Tari ihre Dienste an. Eine glückliche Fügung des Schicksals. Wir stellten sie sofort ein.«
    Eine glückliche Fügung des Schicksals? Wirklich? Oder hatte Tari bei der Erkrankung jenes Mädchens ein bißchen nachgeholfen?
    »Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Mr. Sinclair?« erkundigte sich der Hotelmanager besorgt. Ihm reichte das, was sich in der vergangenen Nacht abgespielt hatte. »Sind Sie mit Tari nicht zufrieden?«
    John beruhigte den Mann mit den Worten: »Es ist alles bestens. Ich interessiere mich nur deshalb für Tari, weil ich davon überzeugt bin, daß sie eine Zwillingsschwester hat. Dieser Zwillingsschwester bin ich vor einem halben Jahr auf den Philippinen begegnet. Würden Sie mir bitte sagen, wo sich Tari im Augenblick aufhält?«
    »Ich nehme an, sie befindet sich in ihrem Zimmer.«
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich sie dort aufsuche.«
    Der Manager lächelte freundlich. »Aber ich bitte Sie, Mr. Sinclair. Man sieht Ihnen doch an, daß Sie ein Ehrenmann sind.«
    »Vielen Dank.«
    Der Manager sagte John, wo sich Taris Zimmer befand, und John machte sich auf den Weg dorthin. Erdgeschoß. Gleich hinter der Küche. Der Geisterjäger blieb vor der Tür kurz stehen. Er lauschte. Ein klapperndes Geräusch verriet ihm, daß Tari da war.
    Er griff nach dem Verschluß seiner Halskette und nahm das silberne Kreuz ab, das ihm in der vergangenen Nacht das Leben gerettet hatte.
    Mal sehen, wie Tari darauf reagiert, dachte John.
    Er klopfte, wartete nicht, bis ihn das Mädchen herein bat, sondern öffnete die Tür und trat einfach ein.
    Sie saß vor einem großen Wandspiegel und kämmte ihr lackschwarzes Haar. Als die Tür zur Seite schwang, drehte sie sich mit einer geschmeidigen Bewegung um. Die Hand, die den Plastikkamm hielt, sank langsam nach unten.
    »Hallo«, sagte John Sinclair mit einem unergründlichen Lächeln. Er gab der Tür mit dem
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