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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken
Autoren: Friedrich Tenkrat
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erstbesten Parkplatz. Den Rest des Weges legte er zu Fuß zurück.
    Das Haus, in dem Wim Andrews wohnte, war ein schmalbrüstiges Gebäude mit unzähligen verspielten Verzierungen an der Fassade.
    Der Mörder drückte auf den zweiten Klingelknopf von oben. Aus der Gegensprechanlage kam fast im selben Moment eine krächzende Stimme: »Wer ist da?«
    »Wir haben miteinander telefoniert. Jim Sangster hat Sie mir empfohlen.«
    »Kommen Sie herauf. Dritter Stock. Die Tür rechts.« Es summte.
    Der Killer drückte das Haustor auf und betrat das Gebäude.
    Wim Andrews war keiner von den kleinen Fischen, die der Polizei so häufig ins Netz gehen. Der Mann roch nach Geld. Er rauchte eine dicke Zigarre, war wohlgenährt. Sein Auftreten war weltmännisch. Bestimmt gehörte er einigen angesehenen Londoner Clubs an. Vermutlich zählte eine Menge einflußreicher Persönlichkeiten zu seinem Bekanntenkreis, von denen keiner ahnte, daß er das große Geld mit Hehlerei verdiente.
    Die beiden Männer musterten einander schnell und gründlich.
    Jeder begegnete dem anderen mit unverhohlenem Mißtrauen.
    Wim Andrews machte eine einladende Handbewegung. »Bitte treten Sie ein.«
    »Vielen Dank.«
    Andrews führte seinen »Gast« in den Living-room. Er dokumentierte seine Größe damit, indem er nicht sofort mit gierigem Blick vom Geschäft sprach, sondern dem anderen zunächst mal Platz und einen Drink anbot.
    Der Killer wählte unter den zahlreichen teuren Getränken einen kanadischen Bourbon.
    Wim Andrews trank ein Glas französischen Kognak.
    Die Männer saßen einander in tiefen, weichen Samtsesseln gegenüber. An den Wänden des Wohnzimmers hingen Gemälde von bekannten Meistern. Natürlich Originale.
    Der Unheimliche nickte anerkennend. »Sie haben Stil, Andrews, das muß man Ihnen lassen.«
    »Eigentlich habe ich mich bereits vor drei Jahren zur Ruhe gesetzt«, sagte Wim Andrews überheblich. »Vielleicht fiel mir dieser Entschluß deshalb so leicht, weil ich bis dahin bereits genügend Geld gemacht hatte und weil das Angebot immer miserabler wurde. In Ihrem Fall mache ich nur deshalb eine Ausnahme, weil Jim Sangster mich darum gebeten hat.«
    Der Killer grinste. »Ich bin sicher, Sie werden es nicht bereuen.«
    »Haben Sie’s mitgebracht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Darf ich es sehen?«
    »Aber natürlich.« Der Mörder holte das Smaragdkollier aus seiner Tasche. Es blitzte und funkelte zwischen seinen Fingern. Wim Andrews legte sofort seine Zigarre weg. Er war von dem Schmuckstück fasziniert. Seine kalten Augen begannen zu leuchten. Er versuchte, so zu tun, als wäre er an einem Geschäft nicht sonderlich interessiert, denn je tiefer er den Preis drücken konnte, desto höher würde sein Gewinn sein. Er streckte dem Killer seine fleischige Hand entgegen und nahm das Kollier in Empfang. Dann erhob er sich, um aus dem Mahagoniwandschrank eine Lupe zu holen. Am Fenster, bei Tageslicht, prüfte der Hehler dann eingehend die heiße Ware.
    Der Unheimliche stand auf und ging zu ihm. »Nun? Wie sieht’s aus? Kaufen Sie’s?«
    Wim Andrews leckte sich habgierig die Lippen. »Wieviel wollen Sie dafür haben?«
    »Nennen Sie den Betrag.«
    Nun begann ein hartnäckiges Feilschen. Wim Andrews führte an, daß er mit dem Schmuckstück nicht einfach an die nächste Straßenecke gehen konnte. Er sprach von Absetzschwierigkeiten und vom großen Risiko, das er eingehen würde, obwohl er solche Geschäfte eigentlich gar nicht mehr nötig hätte; und wenn Jim Sangster ihn nicht um diesen Gefallen gebeten hätte, würde es zu diesem Geschäft überhaupt nicht kommen.
    Schließlich einigte man sich auf zweihunderttausend Pfund.
    »Wann kann ich das Geld haben?« fragte der Killer mit rauher Kehle.
    »Wie schnell brauchen Sie es?« wollte Wim Andrews wissen.
    »Am liebsten hätte ich es sofort.«
    »Das geht nicht. Soviel Geld habe ich niemals im Haus.«
    »Wie lange brauchen Sie, um es zu beschaffen?«
    »Eine Stunde.«
    »Okay. Dann gehe ich also jetzt spazieren und komme in einer Stunde wieder.«
    Wim Andrews wollte das Kollier in seinen Safe einschließen, doch der Mörder nahm es ihm grinsend aus der Hand. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Davon trenne ich mich erst, wenn Sie mir das Geld überreichen.«
    »Sie trauen mir nicht, wie?« fragte Andrews gekränkt.
    »Ich traue niemandem«, sagte der Unheimliche, schob das Halsband in seine Hosentasche und verließ die Wohnung.
    Genau eine Stunde später war er wieder zur Stelle. Wim Andrews
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