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0020 - Im Landhaus der Schrecken

0020 - Im Landhaus der Schrecken

Titel: 0020 - Im Landhaus der Schrecken
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Rotwein. »Gut fürs Blut«, sagte er. John musterte den kräftigen Mann, sah die scharfe Geiernase und die stechenden Augen. Haggart wäre, wenn er einen anderen Charakter gehabt hätte, kein uninteressanter Partner gewesen. Immerhin hatte sich Lionel Haggart in den letzten Jahren in Fachkreisen einen Namen gemacht. Es war ihm mehrmals gelungen, Dämonen aufzuspüren und zu beobachten. Mit Hilfe der Weißen Magie schaffte er es, die Wesen aus dem Schattenreich eine ganze Weile gefangenzuhalten. In dieser Zeit studierte er sie und schrieb vielbeachtete Publikationen. In jüngster Vergangenheit war es jedoch etwas ruhiger um Haggart geworden. Das lag nicht daran, daß es keine Dämonen mehr gab. Haggart schien die Lust an diesem gefährlichen Job vergangen zu sein.
    John nippte an seinem heißen Mokka, den er ungezuckert trank.
    »Schon einen Schritt weitergekommen, Oberinspektor?« erkundigte sich Haggart interessiert.
    »Ich habe mich mit vielen Leuten unterhalten, das ist alles«, erwiderte John seufzend. »Und ich bin hier, weil ich Ihnen dieselben Fragen stellen möchte wie allen anderen.«
    Haggart nickte. »Nur zu. Ich stehe Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.«
    John Sinclair rasselte seine Fragen herunter. Lionel Haggarts Antworten kamen prompt und präzise. Aber auch er war nicht in der Lage, bei John für den zündenden Funken zu sorgen. Nachdem der Geisterjäger sämtliche Fragen abgespult hatte, trank er seinen Mokka aus.
    »Enttäuscht?« fragte Haggart.
    »Ich muß gestehen, daß mich Ihre Antworten nicht gerade vom Stuhl gerissen haben«, erwiderte John Sinclair.
    »Das tut mir leid.«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich werde darüber hinwegkommen«, sagte John sarkastisch.
    »Sie wissen, daß ich mich bei der Dämonenjagd schon mehrfach bewährt habe, Oberinspektor…«
    John nickte. »Ich habe Ihre Publikationen gelesen. Sie waren selbst für mich äußerst interessant und informativ.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns in diesem Fall zusammentun würden, Oberinspektor? Ich weiß, daß Sie mich nicht besonders mögen…«
    John wollte widersprechen, um die Form zu wahren, doch Lionel Haggart ließ keinen Einwand gelten.
    »Ich finde«, sagte er, »wir sollten beide ehrlich bleiben, Oberinspektor, sonst ist eine Zusammenarbeit nicht möglich. Sie sind bei weitem nicht der einzige, dem ich nicht sympathisch, bin. Das stört mich nicht weiter. Ich bin der Auffassung, daß wir in diesem Fall das menschliche Moment außer acht lassen sollten. Meiner Meinung nach viel wichtiger ist ein rascher, durchschlagender Erfolg. In diesem Punkt werden Sie meine Ansicht gewiß mit mir teilen. Jacqueline Flagg wurde von einem grausamen Monster zerfleischt. Diese Tat schreit nach Vergeltung. Ich habe Mrs. Flagg sehr geschätzt. Deshalb erachte ich es als meine Pflicht, Ihnen meine Hilfe anzubieten. Was halten Sie davon?«
    »Ich wüßte nicht, was Sie im Augenblick tun könnten, Mr. Haggart«, sagte John ausweichend.
    »Ich wäre bestimmt keine Belastung für Sie, Oberinspektor…«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »… eher eine Entlastung.«
    »Ich werde mir Ihr Angebot durch den Kopf gehen lassen, Mr. Haggart.«
    »Tun Sie das. Und lassen Sie mich bald wissen, wie Sie sich entschieden haben.«
    »Das werde ich.«
    Haggart grinste breit.
    »Ich brenne vor Ungeduld darauf, in Ihren Fall mit einsteigen zu dürfen.«
    John nickte mit düsterer Miene. Er dachte nicht im Traum daran, sich mit Lionel Haggart, gegen den er instinktiv etwas hatte, zu belasten, doch diesen Entschluß behielt er vorläufig noch für sich.
    ***
    Gebannt starrte der Unheimliche auf das erbeutete Smaragdkollier. Er rieb sich begeistert die Hände. Das wertvolle Halsband von Jacqueline Flagg würde ihm ein kleines Vermögen einbringen. Er lachte und scharrte mit dem Fuß über den Boden. Nackte Gier funkelte in seinen Augen. Seine Rechte schoß auf den Schmuck zu, die Finger krallten sich in das glitzernde Kollier. Er steckte es hastig in die Tasche und verließ sein Haus.
    Vor zehn Minuten hatte er noch am Telefon gesessen. Gut ein Dutzend Anrufe hatte er getätigt. Nun wußte er, bei wem er das wertvolle Halsband loswerden konnte.
    Wim Andrews hieß der Hehler.
    Er wohnte in der New Oxford Street und hatte sich bereit erklärt, sich den Schmuck ganz unverbindlich anzusehen.
    Der Killer setzte sich in seinen Wagen und fuhr los. Nach einer Fahrt von ungefähr zwanzig Minuten bog er in die Tottenham Court Road ein. Hier nahm er den
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