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002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

Titel: 002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
Autoren: Larry Brent
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früher offenbar Statuen und
Bronzefiguren enthalten hatten, folgte eine ebenso schmale, in die Tiefe
führende Treppe.
    Die stiegen sie hinab.
    Ellen hielt ständig die Hand ihres Verlobten fest. Mehr als einmal bat sie
ihn, umzukehren und von seinem Vorhaben abzusehen. »Vielleicht ist es besser
so, Harry. Ich bin nicht neugierig. Komm, lass uns gehen, solange noch Zeit
ist.«
    Doch der Angesprochene war von seinen Gedanken besessen und wollte von
diesem Vorschlag nichts hören. »Es wird dich interessieren, Ellen. Ich bin
sicher, dass wir das finden, was wir suchen – dann ist auch die Handlungsweise
deines Onkels zu verstehen. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ja bei dir.«
    Doch Ellen hatte Angst, auch wenn er noch so ruhig war und sie wusste, dass
sie sich auf seine Stärke verlassen konnte. Fröstelnd zog sie die Schultern
empor. In den Gewölben der Kellerräume war es empfindlich kalt. Sie hatte beim
Weggehen eine Wolljacke über das blaue Kleid gezogen, doch auch dieses
Kleidungsstück schien so gut wie nicht vorhanden.
    Tief atmete sie die feuchte Luft ein.
    Sie durchquerten einen Gang, der aus nacktem Felsgestein bestand. Große
Brocken lagen auf dem Boden. Sie stiegen darüber hinweg. Ellen kam sich vor,
als würde sie durch einen Tunnel gehen, der mitten durch einen natürlich
gewachsenen Berg führte.
    Mehr als einmal blieb Harry Banning stehen und zündete ein Streichholz an.
Er vergewisserte sich, dass er den richtigen Weg ging. Es war so still hier
unten, dass sie deutlich das Rauschen eines unter dem Schloss gelegenen Baches
vernahmen, der direkt zum Waveney führte, einem Fluss, der südlich hinter dem Todesschloss begann und zur Nordsee
strömte.
    Noch einige Schritte, dann machte der Gang einen scharfen Knick, und sie
gelangten in eine Art unterirdische Waffen- und Folterkammer. Riesige
Langschwerter hingen an groben Steinwänden, verrostete Schilde und Schwerter
lagen am Boden, halbzerfallene Ritterrüstungen pendelten an den Wänden, neben
anderen, die noch gut erhalten waren und nur darauf zu warten schienen, von
ihren ehemaligen Trägern wieder benutzt zu werden. Diese unterirdischen Kammern
wären für einen Londoner Antiquitätenhändler eine wahre Fundgrube gewesen.
    Ein feuchter Luftzug strich über das erhitzte Gesicht der jungen Frau.
    Irgendwo musste es hier offensichtlich einen Schacht oder einen Ausgang ins
Freie geben.
    »Hier ist es jetzt, Ellen«, sagte Harry Banning.
    Als sein Flüstern so unvermittelt neben ihr die Stille durchbrach, zuckte
sie zusammen. »Wenn wir die Rumpelkammer hinter uns haben, sind wir am Ziel
...«
    Im dem Augenblick fühlte Ellen eine Bewegung zwischen ihren Füßen. Mit
einem Aufschrei riss sie sich von Harry los und wich zwei, drei Schritte
zurück.
    »Ratten, Ellen, es sind Ratten! Du brauchst keine Angst zu haben«, hörte
sie Harry aus der Dunkelheit, während sie sich schweratmend an die Wand
stützte.
    »Lass uns gehen, Harry! Ich bitte dich inbrünstig darum ... diese Umgebung
hier ist mir nicht geheuer.« Die junge Frau flehte ihn förmlich an, und ihre
Stimme klang verändert. »Mir ist es egal, welches Geheimnis du entdeckt zu
haben meinst. Ich habe nur einen Wunsch – nach Hause zu gehen. Harry, ich hab'
solche Angst. Ich fürchte mich und weiß nicht, wovor. Kannst du mich denn nicht
verstehen? Ich hätte nicht mit dir gehen sollen ...« Ellens Stimme nahm wieder
diesen seltsamen Klang an, dass Harry fürchtete, sie würde jeden Augenblick
wieder anfangen zu weinen oder gar zu schreien.
    Die beiden vernahmen das leise, dumpfe Geräusch, aber Ellen schenkte dem
keine besondere Beachtung. Sie lauschte ihrer eigenen Stimme, die ihr selbst
fremd und verändert vorkam. »Sorry – sei mir nicht böse«, sie lachte plötzlich.
»Meine Nerven ... natürlich ... du hast ja recht. Die Aufregung vorhin wegen
des Bildes, das merkwürdige Verhalten meines Onkels und schließlich deine
Bemerkung, dass du etwas entdeckt hast, was du mir unbedingt zeigen müsstest.
All diese Dinge zusammengenommen sind schuld daran, dass du hergekommen bist.
Sicher. Jetzt finde ich es auf einmal gut. Vielleicht bist du durch einen
Zufall auf etwas gestoßen, wonach Scotland Yard schon seit Jahren vergebens
sucht. Zur rechten Zeit ein wichtiger Tipp kann Wunder wirken. Immerhin sind
hier ein paar rätselhafte Dinge geschehen, die in der englischen
Kriminalgeschichte ihresgleichen suchen ...«
    Sie atmete tief durch, löste ihr Hände von der kalten feuchten Mauer
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